Existenzgründung

Zahnärzte zieht es zumeist in Einzelpraxen

Der Goodwill – und damit der ideelle Wert – wird für Zahnärzte zu einer immer dominanteren Größe beim Preis für die Übernahme einer Praxis. Das gilt auch für Beteiligungen an Berufsausübungsgemeinschaften.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

DÜSSELDORF/KÖLN. Zahnärzte, die im vergangenen im Zuge einer Finanzierung eine Einzelpraxis übernommen haben, benötigten im Schnitt ein Finanzierungsvolumen von 326.000 Euro – und damit 27.000 Euro mehr als im Jahr 2011. Das geht aus der aktuelle "Existenzgründungsanalyse Zahnärzte" hervor, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) gemeinsam mit dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) jährlich durchführt. Die Datenbasis bilden die von der apoBank 2015 insgesamt 440 durchgeführten Finanzierungen zahnärztlicher Existenzgründungen. 79 Prozent der Gründer waren dabei jünger als 40 Jahre. Als Haupttreiber beim Investitionsvolumen entpuppt sich der als Goodwill bezeichnete ideelle Wert einer zu übernehmenden Zahnarztpraxis. Dieser belief sich 2015 auf im Schnitt 124.000 Euro, 2011 waren es noch 95.000 Euro.

279 Einzelpraxisübernahmen

279 zahnärztliche Einzelpraxisübernahmen finanzierte die apoBank 2015. Dabei entfielen im Schnitt 38 Prozent des Finanzierungsvolumens von 326.000 Euro auf den Goodwill und mit 48.000 Euro 15 Prozent auf den Substanzwert – zusammen ergibt dies den im Schnitt 2015 bei der Abgabe einer Zahnarztpraxis für den ehemaligen Chef erzielten Übernahmepreis von 172 000 Euro (wir berichteten kurz). Die restlichen Anteile an der Gesamtfinanzierung entfielen 2015 im Schnitt mit 18 000 Euro (6 Prozent) auf Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen, mit 60.000 Euro (18 Prozent) auf medizinisch-technische Geräte und Einrichtung sowie mit 23.000 Euro (7 Prozent) auf sonstige Investitionen. Darüber hinaus betrug der Anteil für den Betriebsmittelkredit mit 53.000 Euro 16 Prozent.

Bei den 32 mit Hilfe der apoBank neugegründeten Einzelpraxen belief sich das Finanzierungsvolumen für die Zahnärzte im Schnitt auf 484.000 Euro – 2011 waren es noch 436.000 Euro. Dabei entfielen 14 Prozent des Finanzierungsvolumens auf Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen, 59 Prozent auf die medizinisch-technischen Geräte und Einrichtung, 14 Prozent auf sonstige Investitionen sowie 13 Prozent auf den Betriebsmittelkredit.

Bei der Höhe der Kaufpreise für Zahnarztpraxen weist die Analyse eine große Bandbreite auf: Etwa 14 Prozent der Zahnärzte, die eine Praxis als Einzelpraxis übernahmen, zahlten 50.000 Euro oder weniger, während rund acht Prozent der Existenzgründer über 350.000 Euro ausgaben. Die meisten zahnärztlichen Existenzgründer (41 Prozent), die sich 2015 in einer Einzelpraxis niederließen, entrichteten einen Kaufpreis zwischen 51.000 Euro und 150.000 Euro. "Die Differenzierung nach Umsatzgrößen zeigt deutlich, dass der ermittelte Durchschnittswert von 172.000 Euro nur bedingt aussagekräftig ist, knapp zwei Drittel der Existenzgründer zahlen weniger", kommentiert Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank, das Ergebnis.

In 23 Fällen finanzierte die Standesbank im vergangenen Jahr zahnärztliche Neugründungen einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) mit einem Volumen von durchschnittlich 330.000 Euro. Bei den 36 Übernahmen einer BAG belief sich das Finanzierungsvolumen im Schnitt auf 292.000 Euro, wobei mit 116 000 Euro 40 Prozent auf den Goodwill entfielen. Bei den 62 finanzierten Beitritten oder Einstiegen in eine BAG fielen im Schnitt Finanzierungen in Höhe von 310.000 Euro an, wobei mit 195.000 Euro 63 Prozent für den Goodwill zu berappen waren, wie aus der Analyse hervorgeht.

Ältere investieren am meisten

Eine nach Alter differenzierte Betrachtung zeigt, so das IDZ in seiner Detailauswertung, dass die älteren Existenzgründer – Zahnärzte über 40 Jahre – mit einem durchschnittlichen Gesamtfinanzierungsvolumen von 570.000 Euro für eine Einzelpraxisneugründung im Jahr 2015 am meisten investierten. Bei den Einzelpraxisübernahmen tätigte die Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen mit einem durchschnittlichen Finanzierungsvolumen von 349.000 Euro die vergleichsweise höchsten Investitionen. Die älteren Zahnärzte ließen bei der Finanzierung laut IDZ hingegen deutliche Zurückhaltung erkennen; hier lag das Gesamtfinanzierungsvolumen im Falle der Einzelpraxisübernahmen bei 260.000 Euro.

Genderspezifische Unterschiede im Hinblick auf das Finanzierungsvolumen zeigten sich auch im Jahr 2015. In die Neugründung einer zahnärztlichen Einzelpraxis investierten Männer durchschnittlich 457.000 Euro – und damit erstmals weniger als die Frauen, die im Schnitt 512.000 Euro aufwendeten. Bei der Einzelpraxisübernahme lagen die Finanzierungsvolumina von Zahnärztinnen mit 290.000 Euro hingegen deutlich niedriger als die Investitionen der männlichen Kollegen mit 357.000 Euro.

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