Grippewelle

Wartezeiten bei hohem Andrang kein Muss

Eine Grippewelle verlangt Praxisteams einiges an Organisationsgeschick ab. Ein Mittel, Druck herauszunehmen, ist die Information der Patienten über die besondere Situation.

Veröffentlicht:

KÖLN. Wenn die Praxen durch Ereignisse wie die Grippewelle plötzlich stark frequentiert werden, ist es ratsam, die Strukturen und Abläufe anzupassen.

Wenn Hausärzte mehrere Medizinische Fachangestellte beschäftigen, sollten sie die Aufgabenverteilung vorübergehend neu organisieren, empfiehlt Klaus-Dieter Thill, Leiter des Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung in Düsseldorf.

"In solchen Ausnahmesituationen kann eine Mitarbeiterin Arbeiten wie die Annahme von Telefongesprächen und die Ausgabe von Rezepten häufig nicht mehr allein bewältigen", sagt Thill. Deshalb sollte sie möglichst Verstärkung durch eine Kollegin erhalten.

Die Arbeit mit Aushilfen mache in Arztpraxen in der Regel keinen Sinn, denn bis Neulinge eingearbeitet sind, ist der Run auf die Praxis in der Regel schon vorbei. Zudem bindet die Einarbeitung die ohnehin zu knappen Kapazitäten.

"Die Ärzte müssen in solchen Fällen die vorhandenen Ressourcen anders verteilen", betont der Praxisberater. Dadurch bleiben häufig andere Aufgaben liegen, die Patienten müssen länger warten.

Thill rät den Ärzten deshalb, in der Praxis ein gut lesbares Schild aufzuhängen, mit dem die Patienten über die Situation informiert werden. Ein Vorschlag: "Wegen der Grippewelle kann es in unserer Praxis zu kleinen organisatorischen Veränderungen kommen. Wir bitten unsere Patienten um Verständnis, wenn es zu längeren Wartezeiten kommt." So lässt sich einiges an Unmut und Ärger vermeiden.

Nach Thills Erfahrung bewährt es sich auch, wenn Praxisteams die möglicherweise an Grippe erkrankten Patienten von den anderen trennen. "Wenn die Option besteht, sollten sie in einen separaten Warteraum gehen." Sonst kann man versuchen, im Wartezimmer zwei Zonen zu trennen.

Ein bewährtes Mittel ist nach seinen Angaben das Vorhalten von besonderen Zeitfenstern für betroffene Patienten während der Sprechstunde. Wenn der Andrang sehr stark ist, kann es helfen, die an Grippe Erkrankten vor dem Beginn der eigentlichen Sprechstunde einzubestellen oder nach dem Ende. "Das sollte man aber nicht allgemein kommunizieren, sondern nur den Patienten mit den entsprechenden Symptomen", sagt er.

Patienten, die zu einem Kontrolltermin kommen oder eine andere aufschiebbare Leistung wünschen, sollten die Praxen unter Verweis auf die hohen Patientenzahlen möglichst einen späteren Termin anbieten.

Grundsätzlich rät Thill Ärzten, in ihren Praxen Hygienespender aufzuhängen. Befragungen zeigen nach seinen Angaben, dass immer mehr Patienten die Möglichkeit haben wollen, ihre Hände zu desinfizieren. "Bei einer Grippewelle wird das noch viel wichtiger." (iss)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System