Peer Review

Pilotprojekt konnte motivieren

Kollegiale Analyse und Kritik, um die Sicherheitsaspekte für Patienten zu verbessern: Praxen in Niedersachsen haben das erfolgreich ausprobiert.

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HANNOVER. Als "Mittel gegen Betriebsblindheit" preist das Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) der Ärztekammer Niedersachsen ihr "Peer Review Patientensicherheit in der Arztpraxis". Bei einem Testlauf Ende 2015 besuchten sich Praxisteams gegenseitig. Ziel: der kollegiale kritische Dialog über tägliche Aufgaben. In dem Pilotprojekt mit vier Praxen (zwei hausärztliche, eine internistische und eine pädiatrische Praxis) hat sich das Konzept offenbar bewährt, wie die Evaluation jetzt zeigt. Nun wird das Projekt ausgerollt. Der nächste Vorbereitungskurs im Mai ist bereits fast ausgebucht, berichtete ZQ-Projektmanagerin Lena Strodtmann der "Ärzte Zeitung".

Vor allem die Teamzusammensetzung aus Ärzten und Medizinischen Fachangestellten (MFA) habe "entscheidend zum Erkenntnisgewinn beigetragen". Diese Aussage wurde von allen vier teilnehmenden Ärzten mit einer "1" auf einer Schulnotenskala von "1" bis "5" bestätigt. Mit "1" benotet wurden zum Beispiel auch Aussagen wie: "Meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt", oder: "Das Review hatte einen positiven Einfluss auf die Kommunikation im Team", oder: "Das Peer Review hat einen positiven Einfluss auf das gegenseitige Verständnis". Die positive Resonanz dürfte auch von den konkreten Schritten herrühren, zu denen sich die Praxen nach dem Review entschlossen haben. Denn zusammen haben sie 12 Maßnahmen ganz oder teilweise in ihren Praxen umgesetzt. Beispielsweise eine Fehlerliste, eine Diskretionszone am Anmeldetresen, eine bessere Datenpflege, ein Einarbeitungskonzept für neue Mitarbeiterinnen oder schlicht die Einhaltung regelmäßiger Teambesprechungen.

Bevor die Praxisteams einander besuchen konnten, wurden sie in einer eintägigen Peer-Ausbildung vertraut gemacht mit den Regeln der Visite, mit wertschätzendem und konstruktivem Kritisieren oder mit der Einsicht, dass die MFA-Perspektive entscheidend ist. "Oder wissen die Ärzte genau, wie Bestellung, Kontrolle, Sortierung, oder Lagerung der Medikamente funktioniert?", fragt Strodtmann.

Für das Review wird die gastgebende Praxis zunächst um eine Selbsteinschätzung gebeten. Das besuchende Team formuliert anhand des ausgefüllten Fragebogens noch offene Fragen und ermittelt Verbesserungspotenzial. Teils arbeiten MFA und Ärzte während des Besuchs gemeinsam, teils in getrennten Gruppen. Regulär dauert der Besuch vier Stunden – bei reduziertem Praxisbetrieb. Damit unterscheide sich das Review "grundsätzlich von einem Audit, denn es profitieren besuchtes und besuchendes Team gleichermaßen", so Strodtmann. "Ein Peer Review geht deutlich über Qualitätssicherung hinaus."

Idealerweise wird in Gruppen von mehreren Praxisteams gearbeitet, heißt es. So lädt eine besuchende Praxis nie zum direkten Gegenbesuch ein. Stattdessen kommt bei ihr das Team einer anderen Praxis ins Haus. Die nächsten Peer-Ausbildungen finden am 19.5 und 22.9. in Hannover statt. Strodtmann: "Es sind noch Plätze frei". (cben)

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