Ein Deal sichert den Frieden auf der Insel
WYK. Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Wyk auf Föhr bietet ambulante chirurgische Versorgung - und schließt zugleich aus, den Allgemeinärzten Konkurrenz zu machen. Darauf haben sich das Klinikum Nordfriesland als MVZ-Betreiber und die niedergelassenen Ärzte schriftlich verständigt.
Veröffentlicht:"Wir haben einen klaren Deal. Das ist die optimale Lösung", sagt Dr. Gerd Ottersky. Der Chirurg am MVZ Klinikum Nordfriesland spielt damit auf die schriftliche Vereinbarung mit seinen niedergelassenen, überwiegend allgemeinärztlich tätigen Kollegen auf der Nordseeinsel Föhr an. Darin verpflichtet sich das Klinikum, innerhalb der nächsten fünf Jahre mit seinem MVZ nicht in die allgemeinärztliche Versorgung zu expandieren und damit nicht das Angebot auf das der Inselpraxen auszudehnen.
Eine Expansion des Klinikums zu Lasten der Praxen: Diese Befürchtung hatten einige Föhrer Ärzte, nachdem die MVZ-Pläne des Krankenhauses bekannt wurden. Ausgelöst wurde dies durch die altersbedingte Praxisaufgabe des niedergelassenen Föhrer Chirurgen Dr. Johannes Filippow, der seine Praxis im Inselkrankenhaus betrieb.
Das Klinikum Nordfriesland hatte damals an seinem Festlandstandort in Husum bereits ein MVZ mit den Fachrichtungen Radiologie, Nuklearmedizin und Neurochirurgie etabliert. Um die Kooperation zwischen Inselklinik und chirurgischer Praxis zu sichern, bemühte sich der seit 1979 an der Klinik angestellte Ottersky um die Zulassung und bekam sie.
Der Chirurg arbeitet noch in Teilzeit als Chefarzt
Kurz darauf wurde die Zulassung an das MVZ übertragen, Ottersky wurde Angestellter des MVZ und des Klinikums, wo er noch 13 Wochenstunden als Chefarzt tätig ist. Er macht kein Geheimnis daraus, dass über das MVZ auch die Zuweisungen für die Inselklinik gesichert werden sollen. "Mit einem anderen Praxisinhaber hätten vielleicht Verbindungen zu anderen Krankenhäusern bestanden", gibt der Chirurg zu bedenken.
Zugleich hätte er sich aus Sicht der Klinik noch weitere, etwa internistische Zulassungen für das MVZ vorstellen können. Diese Möglichkeit sahen auch die niedergelassenen Ärzte, stuften sie als mögliches Risiko ein und suchten das Gespräch mit der Klinikleitung. "Wir haben diese Pläne wegen des Widerstandes der Praxisinhaber aufgegeben. Ich kann verstehen, dass die niedergelassenen Kollegen Bedenken haben", sagt Ottersky heute.
Klinik- und MVZ-Geschäftsführer Frank Pietrowski hält die Verständigung mit den niedergelassenen Kollegen für einen gelungenen Kompromiss. "Wir sind auf eine vernünftige Zusammenarbeit angewiesen. Deshalb können wir mit dem MVZ nicht in die allgemeinärztliche Versorgung einsteigen", sagt Pietrowski. Auch KV-Kreisstellenleiter Dr. Thomas Maurer sieht die Einigung als Indiz für die zunehmende Verständigung von Praxen und Kliniken.
Das MVZ ist eine Dependance des MVZ Klinikum Nordfriesland, das neben Wyk auf Föhr Klinikstandorte in Husum, Niebüll und Tönning unterhält. Weil Ottersky in der Föhrer Chirurgie wegen des MVZ weniger präsent ist, wurde Oberarzt Dr. Jörn Harder verpflichtet. Den D-Arzt reizt das breite Spektrum, das er als Chirurg auf der Insel zu behandeln hat. Ottersky bestätigt: "Auf einer Insel muss man auf alles gefasst sein, wenn der Rettungshubschrauber mal nicht verfügbar ist." Auch das Modell mit der engen Zusammenarbeit zwischen ambulanter und stationärer Chirurgie überzeugte den Unfallchirurgen Harder. Er erwartet kein Problem, für den in zwei Jahren mit dann 65 ausscheidenden Ottersky einen weiteren Chirurgen auf die Insel zu holen. Auf seine Stelle hatten sich immerhin acht qualifizierte Kollegen beworben.
Schwieriger ist es dagegen, Nachfolger für Facharztpraxen auf dem nordfriesischen Festland zu finden. Zugleich streben aber neben dem Klinikum Nordfriesland auch andere Betreiber Zulassungen an. Pietrowski bemüht sich deshalb um Modelle, die sowohl den Interessen der Praxisinhaber als auch denen des örtlichen Krankenhauses gerecht werden.
Konsens lässt sich erzielen durch Kooperationsmodelle
Eine mögliche Lösung, die Pietrowski für die Küstenregion vorschwebt: Niedergelassene und das Klinikum werden gemeinsame MVZ-Gesellschafter und bestimmen zusammen die weitere Entwicklung der ambulanten Versorgung. Maurer kann sich vorstellen, dass solche Kooperationsmodelle - auch unter Einbeziehung der Kommunen - bei seinen niedergelassenen Kollegen eher auf Zustimmung stoßen, als wenn Investoren nur Kapital für MVZ-Gründungen zur Verfügung stellen und damit entsprechende Renditeerwartungen erfüllt werden müssen.