Förderzuschuss für künftige Hausärzte

DRESDEN (tra). Sachsen will mit Hilfe von Stipendien Medizinstudenten für die Arbeit als Allgemeinmediziner im Freistaat gewinnen. Angehende Allgemeinmediziner erhalten dabei Zuschüsse über insgesamt bis zu 19 200 Euro pro Person. Dafür müssen sie sich verpflichten, für mindestens vier Jahre als Hausarzt in der vertragsärztlichen Versorgung in einem unterdurchschnittlich versorgten Gebiet Sachsens zu arbeiten.

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Medizinstudenten bei der Ausbildung. Sachsen will sie mit Zuschüssen in die Allgemeinmedizin locken.

Medizinstudenten bei der Ausbildung. Sachsen will sie mit Zuschüssen in die Allgemeinmedizin locken.

© Foto: Imago

"Wir wissen von vielen Studenten, dass sie ein solches Angebot sehr gern wahrnehmen würden", sagte Sozialministerin Helma Orosz (CDU) bei der Vorstellung des Programmes in Dresden. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen Dr. Klaus Heckemann zeigte verhaltenen Optimismus. "Wenn wir befördern können, dass ein paar Leute mehr kommen, ist das keine schlechte Sache. Es ist leider so, dass wir Probleme haben, Nachfolger für ausscheidende Hausärzte zu finden", sagte er. Als Grund nannte er, dass "die Politik die flächendeckende Versorgung durch Hausärzte aufgegeben" habe.

Das bundesweit einmalige Modell soll zum Wintersemester 2008/2009 starten und voraussichtlich bis zum Jahr 2014 laufen. Insgesamt 2,88 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Davon übernehmen die Krankenkassen 60 Prozent, die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen 25 Prozent und das Sozialministerium 15 Prozent.

"Geld allein wird nicht reichen", räumte AOK-Plus-Chef Rolf Steinbronn ein. Eine Langzeitwirkung werde sich erst zeigen, wenn es gelinge, auch die niederschlesische Oberlausitz oder das mittlere Erzgebirge als attraktives Betätigungsfeld näher zu bringen.

Der Freistaat unternimmt seit Längerem Anstrengungen, um die drohende regionale Unterversorgung abzuwenden. Dazu zählen die Extraförderung für niederlassungswillige Ärzte im Raum Torgau/Oschatz und finanzielle Anreize für Kinderärzte, die bereit sind, eine Praxis in Zwickau zu übernehmen. Bei 2600 Hausärzten und hausärztlichen Internisten sind im Freistaat derzeit 78 Stellen unbesetzt. In den kommenden zehn Jahren können 40 Prozent aller sächsischen Hausärzte aus Altersgründen in den Ruhestand gehen.

STICHWORT

Stipendien-Programm in Sachsen

Die Förderung ist ab dem dritten Studienjahr möglich. Interessenten müssen das Physikum erfolgreich absolviert haben. Teilnehmer sollen im ersten und zweiten Jahr der Förderung einen Betrag von monatlich 300 Euro erhalten. Im dritten Jahr werden 400 Euro und im vierten Jahr 600 Euro pro Monat gezahlt. Die Studierenden verpflichten sich, unmittelbar nach Abschluss des Medizinstudiums die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu durchlaufen und danach in einem der unterversorgten Gebiete Sachsens zu arbeiten.

Vorgesehen sind auch Patenschaften von Hausärzten für die angehenden Kollegen, um ihnen Einblicke in den Arbeitsalltag zu gewähren. Für den Start ins Berufsleben kommt sowohl die Niederlassung als auch die Anstellung in einem Medizinischen Versorgungszentrum infrage. Wenn einer der Punkte nicht eingehalten wird, muss der Studierende das Geld zurück zahlen. Zinsen fallen dabei nicht an. Ansprechpartner für das Programm ist die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen.

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