Für den Betriebsarzt am Flughafen steht Prävention im Vordergrund

Dr. Michael Kulow hat sein Hobby mit der Arbeit verknüpft. Er ist begeisterter Flieger und Betriebsarzt am Hamburger Flughafen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

Seit über 15 Jahren ist Dr. Michael Kulow als Betriebsarzt für die Mitarbeiter des Hamburger Flughafens zuständig. Durch seine langjährige Tätigkeit kennt er fast jeden der rund 1800 Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass der Flugbetrieb in Hamburg-Fuhlsbüttel reibungslos abläuft.

Durch seine zusätzliche Ausbildung zum Fliegerarzt kommen auch Piloten verschiedener Airlines regelmäßig in seiner Praxis, um die vorgeschriebenen medizinischen Checks durchführen zu lassen. Daneben kümmert er sich auch um Passagiere, die etwa in der Abfertigung gesundheitliche Probleme bekommen. "Oft ist es die Flugangst, die den Kreislauf verrückt spielen lässt oder andere Wehwehchen, die meistens schnell wieder in den Griff zu bekommen sind", berichtet Kulow. Im Extremfall kann es auch mal sein, dass ein Passagier fluguntauglich ist. Hierzu gibt Kulow zwar Empfehlungen, das letzte Wort, ob jemand in den Flieger einsteigen darf, hat jedoch der Flugkapitän.

Die Mehrzahl seiner Patienten aber sind die Beschäftigten am Flughafen. Meist sind es kleine Arbeitsverletzungen und Bagatellerkrankungen, die Kulow in seiner Praxis im Luftfrachtgebäude zu sehen bekommt - ein Mechaniker, der seinen Finger eingeklemmt hat oder ein Klempner mit einer Grippe.

Hinzu kommen die gesetzlich vorgeschriebenen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen. Je nach Beruf und der damit verbundenen möglichen gesundheitlichen Gefährdung sowie nach berufsbedingter Beanspruchung hat der Betriebsarzt eine bestimmte Einsatzzeit pro Mitarbeiter eines Betriebes zu absolvieren.

Viele nutzen aber auch das betriebliche Gesundheitsmanagement, das der Arbeitgeber hier bietet - für Kulow und sein dreiköpfiges Praxisteam steht die Prävention im Mittelpunkt. "Dazu habe ich am Flughafen viele Möglichkeiten", sagt Kulow. So kann er den Beschäftigten ein spezielles Training im betriebseigenen Fitness-Center ans Herz legen oder ihnen nebenan eine Massage verordnen. Den schwer tragenden Be- und Entladern gibt er Tipps, wie sie Gepäck richtig heben - bevor die Probleme auftreten.

Kulow organisiert aber auch eine Darmkrebsvorsorge für die Belegschaft, und er ermöglichte schon ein Hautkrebs-Screening, bevor es in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen wurde.

"Wir arbeiten zu 98 Prozent mit gesunden Menschen, das ist der wichtigste Unterschied zu einer herkömmlichen Arztpraxis", sagt seine Helferin Gesa Nielsen. Sie hat zuvor viele Jahre in einer anderen Praxis gearbeitet - tauschen möchte sie heute genauso wenig wie ihr Chef. "In eine Klinik oder Praxis zu wechseln, kann ich mir nicht mehr vorstellen", sagt Kulow. Das liegt auch an der Nähe zu seinem Hobby. Kulow fliegt selbst eine Mooney, ein einmotoriges Propellerflugzeug, das er mit seiner Haltergemeinschaft am Lübecker Flughafen untergebracht hat.

Der Travemünder hatte schon als Medizinstudent in der Erste-Hilfe-Station der Lufthansa gejobbt. Nach seiner Ausbildung arbeitete er zunächst in einer Rehaklinik für Herzerkrankungen und danach in einer Klinik für Diabeteserkrankungen - behandelte also die allgemeinen Volkskrankheiten. Als er davon erfuhr, dass die Stelle des Betriebsarztes am Hamburger Flughafen frei wird, bewarb er sich sofort und hatte Glück - er bekam die Stelle und war damit "seinen" Fliegern auch bei der Arbeit nahe.

Kulow ist auch als Arbeitsmediziner für die Verwaltungsangestellten der Reederei Hapag Lloyd AG tätig. Als Supervisor für die Ausrüstung der Kreuzfahrtschiffe der Reederei Hapag Lloyd Kreuzfahrten GmBH sorgt er dafür, dass deren Flotte medizinisch und hygienisch immer den geforderten gesetzlichen Standard aufweist. Dafür kontrolliert er Schiffe in den Zielhäfen auf der ganzen Welt. Ein Traumjob? Kulow zögert - tauschen möchte er nicht. "Aber es hört sich manchmal verlockender an, als es ist", sagt Kulow. Denn zum Teil sind die langen Reisen auch sehr anstrengend. In aller Regel stehen nur wenige Tage zur Verfügung, da etwa die genommenen Wasserproben der Schiffe zügig in einem deutschen Labor untersucht werden müssen. Auch der nächste Job, den er angenommen hat - als ärztlicher Begleiter eines Kreuzflug-Anbieters - führt ihn zur Jahreswende um die halbe Welt.

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