Schärfere Überprüfung der Haftpflicht gefordert

KIEL (di). Das AOK-Institut Medizinschaden fordert eine schärfere Überprüfung der Haftpflichtversicherung von Ärzten. Grund: Bei der Regulierung auch eindeutiger Sachverhalte stößt das Institut immer wieder auf Probleme.

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Nach Angaben des Institutsleiters Dr. Holger Thomsen erkennen die Haftpflichtversicherer der Ärzte auch bei eindeutigen Sachverhalten wie einer Seitenverwechslung den entstandenen Schaden oft nicht an. Den Krankenkassen bleibt dann nur die Klage, die für die Haftpflichtversicherungen meist mit einer Niederlage endet - aber für einen zeitlichen Aufschub sorgt. Grund für die Haltung der Versicherungen ist nach der Erfahrung von Thomsen eine unzureichende Risikoabdeckung gegen Behandlungsfehler in den Policen. Er forderte die Ärztekammer Schleswig-Holstein auf, die gesetzliche Verpflichtung einer hinreichenden Versicherung zu kontrollieren.

An die Gerichte appellierte Thomsen, die Gutachten medizinischer Sachverständiger "kritischer zu würdigen". Gelegentlich komme es zu "kollegenschützenden Haltungen" der medizinischen Sachverständigen, so der Eindruck des Institutsleiters. Gerichte sollten stärker auf persönliche und räumliche Distanz zwischen den bestellten Gutachtern und den beklagten Kliniken und Ärzten achten, so Thomsen.

Bei dem vor acht Jahren gegründeten Institut haben bislang 2373 AOK-Versicherte Rat wegen eines vermuteten Behandlungsfehlers eingeholt. Bei jedem fünften erhärtete sich den Angaben zufolge der Verdacht. Dabei kann es sich um einen über Jahre nicht abgeklärten Tumor oder über einen unzureichend untersuchten Notfall handeln. Die AOK hat sich über die verfolgten Fälle insgesamt 7,1 Millionen Euro Schadenersatz erstritten. Die Krankenkasse darf dabei nur ihre eigenen Ansprüche geltend machen. Die Versicherten können jedoch auf die Beweislage zurückgreifen und damit ihr eigenes Prozessrisiko besser einschätzen.

Die meisten vermuteten Behandlungsfehler registriert das Institut in der Chirurgie (36 Prozent), gefolgt von der Orthopädie (14 Prozent) und der Gynäkologie (zwölf Prozent). Viele Fälle wären nach Ansicht Thomsens vermeidbar, wenn auf Komplikationen schneller reagiert wird.

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