Facharztzentrum für Versorgung von morgen

Das Gesundheitszentrum "Lusanum" in Ludwigshafen befindet sich in Ärzte- und Apothekerhand. Es vernetzt verschiedenste Leistungserbringer auf kürzestem Wege. Ein zukunftsweisendes Modell für Ärzte, ist sich Internist Dr. Heinz Rauch sicher.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
"Lusanum": Das neue Gesundheitszentrum in Ludwigshafen mutet an wie eine überdimensionierte Niere.

"Lusanum": Das neue Gesundheitszentrum in Ludwigshafen mutet an wie eine überdimensionierte Niere.

© LÄK RLP

LUDWIGSHAFEN. In Ludwigshafen haben sich 28 Fachärzte fit gemacht für die medizinische Versorgung im Zeichen der Herausforderungen von morgen. Mit unter dem Dach des Gesundheitszentrums "Lusanum" sind zahlreiche nicht-ärztliche Service-Anbieter, die das Leistungsspektrum der Praxen sinnvoll ergänzen.

Lob für das auf Kooperation ausgelegte Konzept gab es bei der Eröffnung von Professor Frieder Hessenauer. Der Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sieht im vernetzten Arbeiten großes Potenzial: "Netzwerke verknüpfen. Netzwerke bündeln Kräfte.

Netzwerke geben Halt, denn mit festen Verknüpfungen sichern sich die einzelnen Partner in einer Gemeinschaft gegenseitig. Und diese Stabilität schafft Sicherheit für eine ausgewogene Versorgung und Betreuung der Patientinnen und Patienten."

Konzept orientiert sich am demografischen Wandel

Die zertifizierte Qualität der medizinischen Leistungsangebote sei für Patienten in Zukunft nur einer von vielen Aspekten bei der Auswahl des Facharztes, erläuterte der Internist und Lusanum-Geschäftsführer Dr. Heinz Rauch.

Und stellte damit auch gleich die Grundüberlegung, die zur Gründung des Gesundheitszentrums geführt hat, vor. Der demografische Wandel werde, so Rauch, veränderte Strukturen in der medizinischen Versorgung in Deutschland bedingen.

 Allerdings müssten Praxen dabei auch auf die betriebswirtschaftliche Komponente achten. Angesichts der alternden Bevölkerung sei somit ein interdisziplinär verzahnter Ansatz ein passgenaues Angebot - für Patienten und die Praxen.

Das bedeute nicht nur, dass die Praxen Patienten im Lusanum auf kurzem Wege schnelle Termine bei den Kollegen im Hause vermitteln könnten. Gerade für ältere oder in der Mobilität eingeschränkte Patienten sei es hilfreich, wenn sie sich im Gesundheitszentrum unter einem Dach nicht nur medizinisch, sondern auch mit Hilfsmitteln versorgen lassen könnten.

So gibt es im Lusanum unter anderem einen Hörgeräte-Anbieter als Ergänzung zur HNO-Praxis sowie komplementär zur ophthalmologischen Praxis ein Augenoptik-Fachgeschäft.

Selbstverständlich ist auch eine Apotheke im Haus. "Unser Pluspunkt bei Patienten ist, dass wir umgehend bei den verschiedenen Praxen im Gesundheitszentrum nachfragen können, ob es bei Rezepten, die uns komisch erscheinen, eine Verwechslung bei der notierten Medikation gab", erläutert Dirk Baur, Inhaber der Lusanum Apotheke, den Nutzen der integrierten Apotheke für seine Kunden.

Ärzte im Zentrum könnten vor allem auch mit Blick auf den betriebswirtschaftlichen Aspekt von der engen Abstimmung mit dem Apotheker profitieren, wie Baur hervorhebt. Ein Beispiel: Wisse Baur, welche Medikamente die einzelnen Ärzte bevorzugt verschreiben, könnten bei Rabattverträgen hohe Erfüllungsquoten erzielt werden.

 "Das hilft, um bei den betreffenden Kassen als Lusanum finanzielle Zugeständnisse bei selektiven Verträgen zu bekommen", wie Baur unter der nickenden Zustimmung von Rauch sagt. Aus Apothekersicht könne er darüberhinaus bei den Lagerkosten sparen, wenn er durch die Abstimmung mit den Ärzten im Haus keine Ladenhüter im Sortiment habe.

Dass Baur bedingungslos an den Erfolg des kooperativen Ansatzes in dem Ludwigshafener Gesundheitszentrum glaubt, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass er bei Lusanum einer von insgesamt 23 Kommanditisten ist.

Im Unterschied zu anderen Gesundheitszentren habe Rauch von Anfang an darauf bestanden, aus den Reihen von Ärzten heraus ein solches Angebot auf die Beine zu stellen. So brachten die 23 Gesellschafter insgesamt 20 Prozent Eigenkapital in das 17,9 Millionen Euro schwere Projekt ein.

MVZ-Strukturen und Investoren waren tabu

"Im Lusanum, das seinen Namen übrigens erst im Rahmen eines stadtweiten Wettbewerbs bekommen hat, stand von Anfang an die Unabhängigkeit der Ärzte im Fokus", erläutert Rauch im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" dessen ideelles Fundament.

So sei es ihm nie in den Sinn gekommen, MVZ-Strukturen aufzubauen, in denen es Mengenvorgaben für Ärzte gibt. "Investoren hätten uns Renditevorgaben gemacht, die sich auf die Freiheit unseres Handelns ausgewirkt hätten", erklärt Rauch den kategorischen Entschluss, keine Betreibergesellschaft zur Realisierung des ambitionierten Projektes ins Boot zu nehmen.

Ob sich die Investition in die ärztliche Unabhängigkeit gelohnt hat, wird sich noch herausstellen müssen. Dass das innovative Konzept auf dem Papier die Kommanditisten sowie Banken als Baufinanzierer überzeugt hat, ist die eine Sache.

Jetzt muss sich das Lusanum im Alltag der Bewährungsprobe stellen. Das sieht auch Rauch so. "Der Erfolg unseres Gesundheitszentrums misst sich am Gelingen der Patientenversorgung", endet seine Eröffnungsrede.

www.lusanum.de

Bunter Mix an Fachrichtungen und Geschäften

In dem Gesundheitszentrum "Lusanum" in Ludwigshafen praktizieren 28 Ärzte in 20 Praxen. Vertreten sind unter anderem Augenärzte, Chirurgen, Gynäkologen, Dermatologen, Internisten, Onkologen, Pädiater und Psychotherapeuten.

Zudem finden sich im Zentrum beispielsweise ein Urologe, eine Humangenetikerin, ein Kinder-Pneumologe, ein Mund-Kiefer-Gesichtschirurg sowie ein Zahnarzt. Nicht-ärztliche Angebote sind unter anderem die Ergotherapie oder die Physiotherapie. Auch Hebammen sind vertreten.

Des Weiteren befinden sich im Lusanum unter anderem eine Apotheke, ein Hörgeräteakustiker, ein Augenoptiker, aber auch ein privater Abrechnungsdienstleister. Ab April sorgt ein Bistro im Erdgeschoss für die kulinarische Versorgung.

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