DKV ruft nach staatlichen Eingriffen im Wettbewerb

Der Ruf nach dem Gesetzgeber aus den Reihen der PKV wird immer lauter. Auch die Deutsche Krankenversicherung verlangt jetzt Maßnahmen gegen den "ruinösen Wettbewerb" unter den Versicherern.

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KÖLN (iss). Der Chef der Deutschen Krankenversicherung (DKV) Dr. Clemens Muth plädiert für staatliche Vorgaben gegen Exzesse in der privaten Krankenversicherung (PKV). "Ich unterstütze ausdrücklich Maßnahmen seitens der Aufsicht oder des Gesetzgebers, um den teilweise ruinösen Wettbewerb zu begrenzen", sagt Muth.

Klare Regelungen hält er bei den Abschlussprovisionen ebenso für nötig wie bei Umdeckungen und Billigtarifen in der Vollversicherung. "Der Markt zeigt, dass er allein die Probleme nicht lösen kann", sagt Muth.

Überzogene Provisionszahlungen für die Vermittlung von PKV-Verträgen und die Praxis einzelner Vertriebe, Kunden mehrmals zur Kündigung zu bewegen und an ein neues Unternehmen zu bringen, haben die Branche in die Kritik gebracht (wir berichteten).

Die Mehrheit der PKV lehnt solche Praktiken zwar ab. Branchenweite Lösungen sind aber schwierig, weil sie mit dem Kartellrecht kollidieren.

Vorgaben durch die Finanzaufsicht BaFin oder den Gesetzgeber sind laut Muth auch nötig, um Billigangebote aus dem Markt zu bekommen. Einzelne Unternehmen bieten extrem günstige PKV-Policen an, um neue Kunden zu gewinnen.

Diese Policen enthalten oft umfangreiche Leistungsausschlüsse und bergen die Gefahr späterer Beitragsexplosionen, die gerade finanzschwache Kunden vor Probleme stellen.

"Ich würde es begrüßen, wenn wir eine Form von Mindestleistungen für die private Vollversicherung hätten." Zwar sei der Preis für eine private Vollversicherung abhängig vom Eintrittsalter des Versicherten und dem gewählten Selbstbehalt, sagt er. "Der Beitrag sollte aber gut dreistellig sein." Nicht jeder Versicherte gehöre zum Kundenkreis der PKV.

"Wir haben die Verantwortung, manchen Kunden zu sagen: Es ist besser, in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben." Der Ruf nach gesetzgeberischer Hilfe sei zwar heikel, räumte er ein. Ohne sie werde es aber nicht gehen. "Es ist richtig, dass wir als Branche auf Defizite hinweisen, die am Ende das Geschäftsmodell der PKV belasten."

Durch die Fusion mit der Victoria Kranken erzielte die DKV 2010 Beitragseinnahmen von 4,8 Milliarden Euro und war damit vor der Debeka PKV-Marktführer. Die Steigerung um 5,7 Prozent beruhte im Wesentlichen auf Beitragsanpassungen.

Die DKV hatte die Prämien Anfang 2010 im Durchschnitt um 7,9 Prozent angehoben. Die Zahl der Vollversicherten sank um 1,6 Prozent auf 911.298. Bei den Zusatzversicherten verbuchte der Versicherer einen Rückgang um 0,6 Prozent auf 3,4 Millionen.

Die Leistungsausgaben stiegen vor allem wegen der geringeren Zahl an Versicherten nur um 1,1 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro.

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