Netz-MVZ soll junge Ärzte aufs Land ziehen

Medizinische Versorgungszentren und Ärztenetze - für viele Ärzte sind das Alternativen, die sich gegenseitig ausschließen. In Südbrandenburg soll nun das erste MVZ mit angestellten Ärzten in der Trägerschaft eines Netzes entstehen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Viele junge Ärzte wollen gerne ambulant tätig werden - sie scheuen aber häufig die Niederlassung in eigener Praxis, vor allem auf dem Land. Kooperationsmodelle können eine Alternative sein.

Viele junge Ärzte wollen gerne ambulant tätig werden - sie scheuen aber häufig die Niederlassung in eigener Praxis, vor allem auf dem Land. Kooperationsmodelle können eine Alternative sein.

© Noam Armonn / shutterstock.com

POTSDAM / ELSTERWERDA. "Wir wollen als Netz niedergelassener Ärzte in der Region eine Plattform bieten, um den Interessen junger Ärzte entgegenzukommen." Das sei der Grundgedanke für die Idee, aus dem Arztnetz in Südbrandenburg heraus ein Netz-MVZ zu gründen, sagt der ärztliche Leiter des Netzes Dr. Andreas Hagenow zur "Ärzte Zeitung".

Viele junge Ärzte würden gern ambulant arbeiten, scheuen aber die Niederlassung, zeigt die Erfahrung des Hausarzt-Internisten Hagenow. Diesen Kollegen will das Ärztenetz mit dem neuen MVZ ein Angebot machen.

Der Trägergesellschaft des MVZ gehören ausschließlich niedergelassene Ärzte an. "Hier gibt es keine Fremdinteressen", betont Hagenow. Das wirke sich auch auf die Ausrichtung des MVZ aus. Ein Investor habe die Rendite, ein Krankenhaus vornehmlich die stationäre Versorgung im Blick. "Bei uns liegt der Fokus ganz klar auf der ambulanten Versorgung in der Fläche. Dafür haben wir als Netz das Know-how und die Strukturen", sagt Hagenow.

Das Netz erstreckt sich über die zwei Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz. Die Gegend an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen gilt als strukturschwach. Ältere Ärzte, vor allem Hausärzte, haben dort oft Schwierigkeiten, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Auch ihnen soll das MVZ eine Perspektive bieten.

Zwar ist das MVZ nicht dazu gedacht, Praxen aufzukaufen. Aber ältere Ärzte können übergangsweise in das MVZ einsteigen und so vielleicht ihre Chancen auf einen Nachfolger steigern. Dabei wird der Arztsitz nicht verlegt. "Zweigstellen vor allem zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung vor Ort sind geplant", so Hagenow.

Natürlich soll auch das ANSB-MVZ auf die Dauer kein Zuschussgeschäft sein. Es muss sich selbst tragen, und dazu setzt der Ärztliche Leiter des Netzes auf junge, leistungsfähige und -willige Kollegen. Ihnen bietet das Netz nicht nur die Möglichkeit, angestellt ambulant tätig zu sein ohne Schichtdienste und wirtschaftliches Risiko.

Zugleich ermöglicht es engen Kontakt mit den Kollegen in der Umgebung. Denn das Netz bringt die Ärzte der Region in Gremien, Kompetenzteams und online zusammen. Zudem ist beim Netz-MVZ nicht zu fürchten, dass die Kollegen in der Nachbarschaft mit Anfeindungen reagieren. "Unser ANSB-MVZ wird tatsächlich in das Umfeld der niedergelassenen Ärzte eingebettet sein", sagt Hagenow. Es solle keine Parallelstruktur schaffen, sondern die Versorgung in der Region sinnvoll ergänzen.

Das strategische Gesamtkonzept des ANSB-MVZ steht. Ein erfahrener MVZ-Geschäftsführer nimmt jetzt die Umsetzung in die Hand. Eine seiner ersten Aufgaben ist die Standortwahl. In Frage kommen die Orte Bad Liebenwerda, Elsterwerda, Finsterwalde und Herzberg.

Welche Fachrichtungen und wie viele Ärzte im MVZ des Ärztenetzes arbeiten werden, ist ebenfalls noch offen. Ohne Zulassungsbeschränkungen können Hausärzte und Dermatologen dort beginnen. Alles Weitere soll sich laut Hagenow nach Interessen der Netzärzte und dem Versorgungsbedarf richten.

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