MoNi setzt die Spritze an

Freiräume für den Arzt und Hilfe in dünnbesiedelten Regionen: Der zweijährige Modellversuch "MoNi" in Niedersachsen könnte ein Erfolg werden. Dennoch: Es gibt auch Skeptiker.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Die Blutabnahme durch MFA auf Hausbesuch ist ein zentraler Bestandteil des Modells Niedersachsen.

Die Blutabnahme durch MFA auf Hausbesuch ist ein zentraler Bestandteil des Modells Niedersachsen.

© Andrzej Tokarski/fotolia.com

HANNOVER. MoNi funktioniert. In einer ersten Bilanz haben jetzt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) und die beteiligten niedergelassenen Ärzte das Projekt "Modell Niedersachsen" (MoNi) positiv bewertet, teilt die KVN nach einer Befragung der involvierten Ärzte mit.

MoNi war zur Entlastung von Hausärzten und zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in den beiden dünn besiedelten Regionen Niedersachsens, Vechta und Schneverdingen, am 3. November 2010 gestartet.

In dem Modell führen Medizinische Fachangestellte (MFA) auf Hausbesuchen vom Arzt delegierbare Tätigkeiten selbstständig aus.

An dem Modellprojekt beteiligen sich die AOK Niedersachsen, der BKK-Landesverband Mitte, die LKK, die Knappschaft, das Niedersächsische Gesundheitsministerium und die KVN.

In jeder Modellregion nehmen derzeit vier Hausärzte mit ihren MFA an dem Projekt teil. Bisher sind die speziell ausgebildeten MFA 2543 mal auf Hausbesuch gegangen, das sind bei 22 Monatsarbeitstagen pro Praxis täglich rund 1,2 Hausbesuche.

Begrenztes Einsatzfeld

Die relativ geringe Zahl erklärt KVN-Sprecher Detlef Haffke im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" mit dem beschränkten Aufgabenspektrum der MoNis und mit anfänglichen Koordinationsproblemen in den Praxen.

"So muss die Mitarbeiterin in der Praxis entbehrlich sein. Außerdem fährt sie nicht zum Beispiel zu Notfällen los, sondern nur etwa zu Wundbehandlungen, Kontrollen oder zur Blutabnahme", erläutert Haffke den Hintergrund.

Der Fortbildungsaufwand ist nicht gering: Die Fortbildung im Notfallmanagement dauert 20 Stunden, gibt die KVN an.

Dazu kommen 50 Hausbesuche unter Anleitung des Hausarztes innerhalb von zwei Jahren und eine Fortbildung von 80 Theoriestunden aus dem Bereich der medizinischen Kompetenz sowie jährlich 30 Stunden weiterer Fortbildung, heißt es.

"Der Modellversuch hat bisher gezeigt, dass die Delegation von ärztlichen Leistungen auf Medizinische Fachangestellte funktioniert und dies von den Patienten positiv aufgenommen wird", so KVN-Chef Mark Barjenbruch.

"Die stärkere Einbeziehung qualifizierter und erfahrener nichtärztlicher Mitarbeiter durch die Delegation ärztlich verantworteter Leistungen kann eine sinnvolle Maßnahme zur Aufrechterhaltung einer guten ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen sein", resümiert Barjenbruch.

Patienten fühlen sich umfassen versorgt

Positiv zur Delegation ärztlicher Leistungen an die MFA äußerten sich auch die beteiligten Ärztinnen und Ärzte.

Boris Büssing, Hausarzt in Vechta: "Die qualifizierten Medizinischen Fachangestellten ziehen zum Beispiel Fäden, messen Blutdruck- und Blutzucker und verabreichen Medikamente nach ärztlicher Verordnung."

Büssing: "Die Patientinnen und Patienten unserer Praxis fühlen sich auf diese Weise umfassend versorgt, ohne dass ich unter ständigem Zeitdruck zu Hausbesuchen unterwegs sein muss."

Jasmin und Dr. Michael Renken, Hausarztehepaar aus Schneverdingen, betonen auch die Akzeptanz der "MoNis" unter den besuchten Patienten.

"Wir geben unserer Medizinischen Fachangestellten konkrete Vorgaben mit auf den Weg, die dann umgesetzt werden. In unserer ländlichen Region ist die Zahl der Ärzte vergleichsweise gering, die Entfernungen sind groß", sagt Jasmin Renken.

Verlängerung wünschenswert

Renken: "Mittels MoNi können unsere Patienten wohnortnah zu Hause versorgt werden. Die Patienten akzeptieren die Medizinischen Fachangestellten, und die Bindung der Patienten an die Praxis wird erhöht."

Eine Verlängerung des Projekts über das Jahr 2012 hinaus und die Ausdehnung auf weitere Modellpraxen in Niedersachsen sei wünschenswert, so die KVN.

Die Evaluation des Zentralinstitutes für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) soll im Frühjahr 2013 vorliegen, so Haffke.

"Auch soll geprüft werden, ob das Modell auf Alten- und Pflegeheime ausgedehnt werden kann", ergänzt KVN-Vize und Hausarzt Dr. Jörg Berling.

"Leider beteiligen sich nicht alle Krankenkassen am MoNi." Tatsächlich machen die niedersächsischen Ersatzkassen bei dem Projekt nicht mit.

Allerdings schienen auch die Kolleginnen und Kollegen in den beiden Modellregionen zurückhaltend zu sein. Als die KVN das Projekt 2010 ausschrieb, haben sich nur jene acht Praxen gemeldet, die schließlich auch mitgemacht haben.

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