Niedersachsen

Praxen-Direktförderung wird gekürzt

Die niedersächsische Landesregierung hat zuletzt die Niederlassung auf dem Land mit zwei Millionen Euro gefördert. Jetzt wird der Beitrag um mehr als die Hälfte gekürzt.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) will Fördergelder umverteilen.

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) will Fördergelder umverteilen.

© Pressestelle Sozialministerium

HANNOVER. Regionen vor Praxen. Die niedersächsische Gesundheitsministerin, Cornelia Rundt (SPD), will jährlich eine Million Euro zur Förderung der ärztlichen Versorgung auf dem Land umverteilen.

"Die Landesregierung verbessert die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum, sie investiert in großem Umfang in die neuen Gesundheitsregionen und in die Ansiedlung von Landärzten", rühmt Rundt ihre Arbeit.

Statt einer Million Euro im Jahr stehen aber Ärzten, die aufs Land gehen wollen, zukünftig nur noch 400.000 Euro Fördergeld zur Verfügung. Die übrigen 600.000 Euro will Rundt in die drei Gesundheitsregionen in Niedersachsen stecken.

Die KV Niedersachsen indessen will nicht einfach in die Bresche springen, die das Land hinterlässt. "Wir denken über einen eigenen Strukturfonds nach", sagt KVN-Sprecher Uwe Köster zur "Ärzte Zeitung".

43 Anträge bislang bewilligt

In den vergangenen zwei Jahren sollten insgesamt zwei Millionen Euro Ärzte locken, sich auf der grünen Weise niederzulassen. Summe und auch die Förderkriterien waren vom Land festgelegt worden. Formal wickelte die KV Niedersachsen (KVN) die Anträge ab.

Nach Angaben von Uwe Hildebrandt, Sprecher der Gesundheitsministerin, wurden in den vergangenen zwei Jahren 43 Anträge bewilligt. Derzeit stehen noch fünf Anträge zur Entscheidung an.

Geht man also von 48 Förderungen aus, dann flossen und fließen pro Praxis rund 41.600 Euro. Das Projekt läuft mit dem Jahresende aus und wird 2014 mit 400.000 Euro Landesmitteln neu aufgelegt. Ob das Geld seinen Sinn bisher erfüllt hat, ist noch offen.

"Die Auswertung, ob die Zuschüsse tatsächlich zusätzliche Fachärzte auf Land gebracht haben, läuft noch", sagt Hildebrandt.

Uwe Köster, Sprecher der KVN, ist überzeugt: "Das Geld ist bei den Patienten angekommen." Allerdings muss ein Arzt 200.000 Euro und mehr für eine Praxis anlegen.

Da dürften 40.000 höchstens das Zünglein an der Waage sein, wenn es darum geht, aufs Land zu ziehen oder doch in der Stadt zu bleiben. Natürlich könne man "den Ärzten nicht in den Kopf schauen", sagt Köster.

Will sagen, ob die Zuschüsse wirklich Ärzte bewegt haben eine Landpraxis zu eröffnen, oder ob sie es ohnedies getan hätten und das Geld als willkommene Unterstützung mitgenommen haben, dürfte kaum festzustellen sein.

600.000 Euro für die Regionen

Wie dem auch sei. Die Landesregierung will künftig "zielgerichteter" fördern, teilte sie mit. Die 600.000 Euro, die bisher den einzelnen Praxen galten, sollen jetzt in die Gesundheitsregionen des Landes fließen.

Bisher haben wir die Regionen im Land mit insgesamt 100.000 Euro aus den Lotto- und Toto-Einnahmen gefördert", sagt Ministeriumssprecher Hildebrandt. "Diesen Betrag wollen wir jetzt um 600.000 Euro im Jahr aufstocken."

In den drei Landkreisen Emsland, Wolfenbüttel und Heidekreis erproben die Akteure der Gesundheitsversorgung neue Formen der Zusammenarbeit. Hier will das Land also lieber ansetzen als bei den einzelnen Praxen.

Es gehe nicht zuerst um die Lösung von Einzelfällen, sondern "um die Entwicklung dauerhaft tragfähiger Konzepte für die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum", erklärt Gesundheitsministerin Rundt.

Einzelpraxen zu fördern, sei das Geschäft der KV Niedersachsen (KVN), argumentiert die Ministerin und winkt mit dem Zaunpfahl.

Rundt betont, dass die Kassenärztliche Vereinigung den gesetzlichen Auftrag zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung hat: "Die KVN ist zuallererst in der Pflicht, eine flächendeckende Versorgung mit niedergelassenen Ärzten sicherzustellen."

KVN soll aufstocken

Das Sozialministerium führe Gespräche mit der KV, um diese zu einer Beteiligung am Programm für die Ansiedlung von Fachärztinnen und Fachärzten - insbesondere Hausärztinnen und Hausärzten zu bewegen, hieß es.

"Wir sind mit der KVN regelmäßig über die tatsächliche ärztliche Versorgung in Niedersachsen im Gespräch und besprechen auch Fördermodelle der KV zur Umsetzung ihres Sicherstellungsauftrags", sagt Rundt.

"Dies können zum Beispiel die direkte Förderung oder Umsatzgarantien für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sein."

Das soll wohl heißen: Die KVN soll die 400.000 Euro aufstocken. Aber das hat sie offenbar nicht vor - möglicherweise will sie eine eigene Initiative starten.

KVN-Sprecher Köster: "Die KVN will auf der nächsten Vertreterversammlung im November über einen eigenen Strukturfonds nachdenken."

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“