Ecstasy-Therapie: Arzt steht wegen Mordes vor Gericht

Er hat Ecstasy zur Therapie verabreicht, zwei Menschen sind daran gestorben. Vor Gericht hat sich der Berliner Arzt jetzt zu "großer Schuld und Trauer" bekannt.

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BERLIN (nös/dpa). Ein Berliner Arzt muss sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Berlin verantworten (wie kurz berichtet). Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord und Körperverletzung mit Todesfolge vor. Der 51-jährige Allgemeinmediziner und Psychotherapeut soll Patienten bei einer Gruppentherapie im vergangenen September Betäubungsmittel verabreicht haben, darunter Amphetamine wie Ecstasy. Zwei Männer im Alter von 28 und 59 Jahren starben an einer Überdosis, ein 55-Jähriger fiel ins Koma.

Zum Prozessauftakt bekannte sich der 51-Jährige zu "großer Schuld und Trauer", den Vorwurf des versuchten Mordes wies er aber zurück. Er sei sich sicher gewesen, dass die von ihm angebotene Menge Ecstasy völlig ungefährlich gewesen sei, sagte er unter Tränen.

Bei der so genannten "Psycholyse" mit zwölf Männern und Frauen soll der Therapeut illegale Drogen angeboten haben. Medienberichten zufolge sollen sieben Teilnehmer die Drogencocktails konsumiert haben. Die Sitzung fand im Haus des Therapeuten im Berliner Stadtteil Hermsdorf statt. Von dort soll später auch der Notruf abgesetzt worden sein, nachdem noch während der Therapie mehrere Patienten zusammengebrochen waren.

Anschließend soll der Arzt den kollabierten 28-Jährigen in seine Privaträume gebracht haben, um die Drogentherapie zu verschleiern, zitiert der "Tagesspiegel" die Anklage. Vor Gericht bestritt der Angeklagte das. "Das ist absurd, ich wollte helfen und nicht schaden", wehrte er sich gegen den Vorwurf des versuchten Mordes. Der Mann starb schließlich in einem Krankenhaus. Der 59-jähriger Patient starb noch in den Räumen der Praxis. Sein Verteidiger Ferdinand von Schirach verwies auf die Selbstverantwortung von Patienten. Ärzte seien heutzutage nicht mehr die Halbgötter in Weiß, man könne die Verantwortung nicht auf sie abladen. Die Patienten hätten genau gewusst, was ihnen gegeben worden sei, sagte er am Rande des Prozesses. Das Geschehen sei eher ein Unfall. Der Angeklagte sei kein Verbrecher. Das Geschehen vom 19. September sei auch eine persönliche Katastrophe. Für den Prozess hat das Gericht zunächst zwölf Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil ist nicht vor dem 3. Mai, dem vorerst letzten Prozesstag, zu rechnen.

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