Unter Verdacht

Hebamme war bereits in Hessen auffällig

In München soll eine Hebamme versucht haben, vier werdende Mütter umzubringen. Sie soll auch in einer hessischen Klinik bereits auffällig geworden sein.

Veröffentlicht:

BAD SODEN. Eine Hebamme, die wegen versuchten Mordes an vier werdenden Müttern in München in U-Haft sitzt, soll zuvor eine Patientin in Hessen falsch versorgt haben. Die Hebamme habe der Frau ein wehenförderndes Präparat in hoher Dosierung gegeben, hat Geschäftsführer Tobias Kaltenbach vom Krankenhaus in Bad Soden am Dienstagnachmittag berichtet.

Die Schwangere und ihr Kind hätten keinen Schaden erlitten, das Baby kam per Sectio zur Welt. "Es ist der einzige Fall, für den wir einen Beweis haben", erklärte Kaltenbach.

"Dieses Medikament hat bei einer schwangeren Patientin nichts zu suchen. Ein Versehen schließe ich da aus", erklärte der Chefarzt der gynäkologischen Klinik, Dr. Dietrich Mosch.

Den Angaben zufolge handelte es sich um Misoprostol-Tabletten, die vaginal verabreicht werden. Ein Arzt habe einen Rest der sechseckigen Tablette bei der Geburt am 6. April 2012 entdeckt und den Vorfall gemeldet.

Schnell habe sich herausgestellt, dass die heute 33-Jährige zu diesem Zeitpunkt Dienst gehabt habe. Die Klinikleitung suspendierte die Hebamme nach eigenen Angaben und habe die Vorgänge prüfen lassen. Bei einem Gespräch bestritt sie laut Geschäftsführer Kaltenbach, das Medikament verabreicht zu haben.

Ein Rechtsstreit endete demnach mit einem Vergleich. Das Gericht habe die Beweislage als zu dünn angesehen, sagte Kaltenbach. Die Klinik musste der Hebamme demnach eine Abfindung zahlen, die Vorwürfe fallen lassen und ein wohlwollendes Zeugnis mit der Note "Gut" ausstellen.

Mosch informierte daraufhin die Hebammenaufsicht über den Vorfall in Bad Soden. Als er erfuhr, dass die Frau am Münchner Universitätsklinikum Großhadern eine neue Stelle gefunden hatte, habe er an seinen Chefarztkollegen geschrieben: "Ich habe die Befürchtung, dass sich Frau K. wieder in unerlaubter und gefährlicher Weise in die geburtshilfliche Betreuung ihrer Patientinnen involviert." Eine Strafanzeige erstattete die Klinik nicht.

Insgesamt habe die Hebamme in Bad Soden zwischen September 2007 und der Suspendierung 670 Geburten betreut. "Sie genoss einen Ruf als exakt arbeitende und kompetente Mitarbeiterin", sagte Kaltenbach.

Allerdings sei aufgefallen, dass sie häufig bei Fällen mit Komplikationen anwesend war. Die Hebamme soll am Münchner Universitätsklinikum Großhadern vier Frauen bei Kaiserschnitt-Geburten Heparin verabreicht haben.

Sie wurden mit notfallmedizinischen Maßnahmen gerettet. Die Hebamme wurde verhaftet. Sie wies die in München erhobenen Vorwürfe zurück und machte dann keine Aussage mehr. (dpa)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kommentar zum Umgang mit aggressiven Patienten in Frankreich

Klima der Gewalt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen