Studie zeigt:

Weniger Fehler mit E-Rezepten

Elektronisch ausgestellte Rezepte können schon allein durch weniger formale Fehler die Patientensicherheit erhöhen. Zusätzlich schaffen sie Praxen und Kliniken mehr zeitliche Freiräume, so eine Studie.

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Elektronisch ausgestellte Rezepte können in drei Vierteln der Fälle ohne weitere Nachfragen vom Apotheker bedient werden.

Elektronisch ausgestellte Rezepte können in drei Vierteln der Fälle ohne weitere Nachfragen vom Apotheker bedient werden.

© Bacho Foto / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Nachfragen von Apotheken beim Rezeptaussteller sind Zeitfresser: Rund drei Minuten dauert eine solche Rücksprache, so Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg. In einer Ministudie in den eigenen Hochschulambulanzen wollten sie ermitteln, wie sich Kurzschulungen und die Aufforderung zur Nutzung eines elektronischen Verordnungssystems auf die formale Rezeptqualität auswirken.

Und stellten dabei fest, dass bei nahezu jedem vierten Rezept eine solche Nachfrage notwendig war.

Allen Ambulanzen am Uniklinikum Heidelberg wurde daher eine Kurzschulung über das korrekte Ausstellen eines Rezeptes und die Bedienung der bereits vorhandenen zertifizierten Verordnungssoftware angeboten. Denn letztere kam kaum zum Einsatz. Dabei trieb die Forscher noch ein Grund an: Falsch oder missverständlich ausgestellte Verordnungen beeinträchtigen die Arzneimittelabgabe in der Apotheke und gefährden damit die Patientengesundheit, so die Forscher.

20 Apotheken nahmen teil

In einer jeweils vierwöchigen Vor- und Nacherhebungsphase wurden in 20 umliegenden Apotheken die Rezepte aus den Hochschulambulanzen anonymisiert dokumentiert (Seidling HM et al., Formale Fehler bei der Rezeptschreibung, Dtsch. Med. Wochenschr 2016, 141:32). Das Ergebnis: Der Anteil der formal korrekt ausgestellten Verordnungen erhöhte sich nach der Schulung tatsächlich von 52,9 auf 65,8 Prozent.

Wesentlich deutlicher zeigte sich der Unterschied allerdings bei den Rezepten, die zuvor eine Rücksprache mit dem Arzt erfordert hatten. Hier sank der Anteil von 23 Prozent auf 8,6 Prozent. Und auch der Anteil der E-Rezepte im Vergleich zu den handschriftlichen Verordnungen stieg um immerhin zwölf Prozent (von 34,9 auf 46,9 Prozent).

Über die gesamte Studie hinweg zeigten die E-Rezepte laut Studienautoren zudem eine höhere formale Qualität als ihr handschriftliches Pendant. Die elektronischen Verordnungen hätten daher in beiden Erhebungsphasen häufiger unmittelbar von den Apotheken bedient werden können und zwar nahezu gleichmäßig zu rund drei Vierteln.

 "Enormes Einsparpotenzial"

Bei ungefähr einem Sechstel der E-Rezepte waren zwar ebenfalls Maßnahmen in der Apotheke nötig, doch diese konnten die Apotheker eigenständig lösen.

Neben mehr Patientensicherheit bieten die elektronisch ausgestellten Verordnungen aber noch einen Vorteil: Wenn man eben davon ausgehe, dass die Rücksprache der Apotheke mit der Ambulanz je Verordnung etwa drei Minuten dauert, so die Studienautoren, "ergibt sich bei einem Gesamtumsatz von 600 Millionen Rezepten im Jahr ein enormes Einsparpotenzial für Zeit- und Personalressourcen". (reh)

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