Digitale Verordnung

Zielgruppe zeigt sich reserviert

E-Health ist in aller Munde - jedenfalls auf der Anbieterseite des Gesundheitswesens. Patienten und Verbraucher sind aber noch nicht so weit. Das legt eine Umfrage zum elektronischen Rezept nahe.

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BERLIN. Seit Jahren versuchen die Versandapotheken, im rezeptpflichtigen Markt stärker Fuß zu fassen. Bislang vergeblich.

Während der OTC-Marktanteil der Versender 12 Jahre nach der gesetzlichen Freigabe des Arzneimittelversands in Deutschland aktuell bei elf Prozent nach Umsatz und bei 12 Prozent nach Packungsmenge liegt, beträgt er im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Produkten nach unbestätigten Berichten noch immer unter einem Prozent.

Hoffnungen setzt die Branche daher auf das E-Rezept, mit dem die Bestellabwicklung bei Versandapotheken erheblich einfacher und schneller werden würde.

Doch wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Branchenverbands BVDVA (Bundesverband Deutscher Versandapotheken) zeigt, haben viele Verbraucher nur eine diffuse Vorstellung davon, was sich mit einem elektronischen Rezept anfangen ließe.

"Bezüglich des elektronischen Rezepts und seiner Vorteile", so das Fazit des Verbands, "ist dringend Aufklärung notwendig". Befragt wurden von dem Marktforschungsunternehmen YouGov 1011 Bundesbürger.

63 Prozent gaben an, vom elektronischen Rezept "noch nie etwas gehört" zu haben. 31 Prozent sagten, es nur dem Namen nach zu kennen und lediglich sechs Prozent bejahten die vorgegebene Aussage "ja ich kenne es und könnte auch erklären, wozu man es braucht".

Jeder Dritte sieht keinen Vorteil

Noch frappierender fällt das Wissen um den Status quo aus: 71 Prozent der Befragten erklärten, sich nicht sicher zu sein oder nicht zu wissen, ob das E-Rezept schon Realität ist.

14 Prozent äußerten sogar die Überzeugung, das E-Rezept sei bereits eingeführt und lediglich 15 Prozent der Befragten machten ihr Kreuz an der richtigen Stelle ("Nein, das elektronische Rezept wurde noch nicht eingeführt").

Auch was die Befürwortung des E-Rezepts betrifft, können sich die Versandapotheker momentan noch nicht damit schmücken, mit einer Mehrheit im Rücken dessen Einführung zu fordern.

So sprachen sich 51 Prozent der Befragten dagegen aus, dass wie von der Fragestellung vorgegeben das elektronische Rezept das Papierrezept ablöst; immerhin 31 Prozent sind dafür während sich 18 Prozent indifferent ("weiß nicht") gaben.

Aspekte der Arzneimittelsicherheit, wie beispielsweise ein leichterer Abgleich kontraindizierter Verordnungen oder Transparenz bei Arzt und Apotheker über die Gesamtmedikation eines Patienten, werden nur von einer Minderheit als Vorteile des E-Rezepts gewertet. Für die Mehrheit (52 Prozent) besteht der Nutzen vielmehr darin, dass Papiermüll vermieden wird.

Rund ein Drittel der Befragten kann in der digitalen Verordnung sogar überhaupt "keine Vorteile" erkennen. - Zu dieser Frage wurde allen Studienteilnehmern die Funktionsweise des elektronischen Rezepts detailliert erklärt.

Konkrete Einwände gegen das E-Rezept wurden vor allem mit dem Datenschutz begründet. 45 Prozent störten sich aus diesem Grund an der unmittelbaren Weiterleitung einer Verordnung an den Apotheker.

Ausdrücklich "kein Vertrauen in die Technologie" hatten allerdings nur 19 Prozent der Befragten. 33 Prozent wollen "das Rezept in Händen halten". (cw)

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