Versichertenbefragung

Ärzte verbuchen einmal mehr viel Lob

Unbefriedigende Diskretion am Praxis-Empfang und hier und da der Wunsch nach besserer Einbindung in Therapieentscheidungen: Die Baustellen im Arzt-Patienten-Verhältnis sind überschaubar.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Ärzte verbuchen einmal mehr viel Lob

© Peter Atkins / fotolia.com

BERLIN. Sich im eigenen Erfolg sonnen oder aber selbstkritisch Verbesserungspotenzial suchen? Beides ist anhand der jüngsten Versichertenbefragung der KBV (über die wir auszugsweise bereits berichteten) möglich. Die Routineerhebung zur Stimmungslage zwischen niedergelassenen Ärzten und Patienten - regelmäßig seit 2006, dieses Jahr zum achten Mal - zeigt insgesamt stabile, allenfalls um Schwankungsbreiten variierende Werte.

So zum Beispiel stuften vor zehn Jahren schon 94 Prozent der Befragten das Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt als "gut" (44 Prozent) oder "sehr gut" (50 Prozent) ein. Bei der aktuellen Befragung sieht es nicht anders aus: 41 Prozent haben nach eigener Einschätzung ein gutes und 51 Prozent ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu Ihrem Arzt.

In Sachen Freundlichkeit, Fachkompetenz oder Verständlichkeit medizinischer Erklärungen werden von gleichmäßig über 90 Prozent der Umfrageteilnehmer ebenfalls positive Bewertungen abgegeben.

Patienten legen Wert auf Augenhöhe

Einen signifikanten Einbruch der sprichwörtlich sozialistischen Ergebnisse zeigen lediglich die Antworten zu den Mitentscheidungsmöglichkeiten in der Praxis sowie zur Vertraulichkeit am Empfang. Mit 79 Prozent positiver Gesamtbewertung fällt die Einbindung der Patienten in die therapeutische Entscheidungsfindung zwar keineswegs schlecht aus, lässt aber doch Verbesserungspotenzial erkennen.

Was insofern nicht zu vernachlässigen ist, als Mitsprache offenkundig ein Katalysator des Vertrauens ist: "Spürbar schwächer wird das Vertrauen, je länger Patienten auf einen Termin oder im Wartezimmer auf den Behandlungsbeginn warten müssen", heißt es im KBV-Berichtsband.

Und weiter "Massiv gestört ist die Vertrauensbasis erst dann, wenn bei der eigenen Behandlung die Möglichkeiten zur Mitentscheidung eingeschränkt sind und/oder die Patienten gleichzeitig auch die medizinischen oder therapeutischen Leistungen ihres Arztes in Frage stellen."

Erheblich weniger relevant für das Vertrauensverhältnis zum Arzt ist die Diskretion am Praxis-Empfang. Allerdings ist dieses Kriterium auch das einzige, für das die Positiv-Bewertung keine 50 Prozent erreicht. Lediglich 32 Prozent der Befragten kreuzten bei der Frage nach der "Vertraulichkeit am Empfang" "gut" an und nur 15 Prozent "sehr gut". Dagegen sieht sie für 30 Prozent "weniger gut" aus und immerhin 15 Prozent finden sie "überhaupt nicht gut".

Wobei das Problem mit der Praxislage und dem konkreten Patienten steht und fällt. "Jüngere Befragte sind hier wesentlich kritischer als die ältere Generation", erläutert die KBV, "Patienten mit Abitur oder Hochschulabschluss sind kritischer als Befragte mit formal niedrigem Bildungsniveau.

Im Westen stören sich mehr Befragte an fehlender Privatsphäre als im Osten, in Großstädten sind es mehr als in kleinen Städten oder Gemeinden und unter Berufstätigen deutlich mehr als unter Rentnern". Auch beurteilten deutlich mehr Deutsche als deutschsprachige Ausländer die Diskretion am Praxisempfang als wenig vertraulich. Am schlechtesten wird sie von Frauen bewertet: 20 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen zwischen 18 und 59 Jahren entschieden sich für die vorgegebene Negativ-Kategorie "überhaupt nicht gut".

Lücken im Entlassmanagement

Auch nach Herausforderungen beim Entlassmanagement wurden die Patienten befragt. Der Übergang von der stationären in die ambulante Versorgung bereitet ihnen offenkundig weniger Schwierigkeiten als in der gesundheitspolitischen Diskussion gemeinhin angenommen. Lediglich fünf Prozent der Befragten bejahten, nach Klinikaufenthalten im Vorjahr Probleme mit dem ambulanten Anschluss gehabt zu haben.

Beklagt wurde vor allem, keine Medikamente für die erste Zeit nach der Entlassung (48 Prozent) oder zur Überbrückung des Wochenendes (63 Prozent) mitbekommen zu haben. Mangelnde Unterstützung von Sozial- und Pflegediensten bemängelten im Zusammenhang mit der Klinikentlassung 87 Prozent der Befragten.

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