Umgang mit Patienten

"Verstehen ist Zuwendung"

Wie erhalten Ärzte Zugang zu ihren Patienten? Professor Franziska Geiser, Klinikdirektorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Bonner Uniklinik, weiß Rat.

Von Nina Nöthling Veröffentlicht:
Professor Franziska Geiser, Klinikdirektorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, an der Bonner Uniklinik.

Professor Franziska Geiser, Klinikdirektorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, an der Bonner Uniklinik.

© Katharina Wislsperger / Medienzentrum UK

Ärzte Zeitung: Wie kann ein Arzt einem aggressiven Patienten am sinnvollsten begegnen?

Professor Franziska Geiser: Wirklich aggressiv sind Patienten nur sehr selten. Meistens geht es um Ärger, der in verbal aggressiver Form ausgedrückt wird. Das Wichtigste ist, sich nicht von einem eigenen spontanen Ärgeraffekt mitreißen zu lassen, sondern sich klarzumachen: Nicht ich persönlich werde angegriffen, sondern der Patient steht in einer emotional belasteten Situation.

Der Arzt sollte im ersten Schritt zeigen, dass er verstehen möchte, was den Patienten so aufbringt. Wichtig ist dabei, dass Verstehen nicht Zustimmung bedeutet, sondern Zuwendung und Wertschätzung des Gegenübers. Dann sollte er den Patienten fragen, ob er seine Sicht der Situation hören möchte.

Eine solche "Bitte um Einladung" macht deutlich, dass das Ziel des Gesprächs nicht ein Kampf ums Rechthaben ist, sondern die gemeinsame Suche nach einer Lösung für eine schwierige Situation. Ist der Patient sehr erregt und ausfallend, kann der Arzt ihn bitten, sich an allgemeine Regeln der Höflichkeit zu halten.

Wie kann der Arzt einen schüchternen Patienten zum Reden bewegen?

Bei einem schüchternen Patienten ist es wichtig, ihn durch aktives Zuhören, also durch Blickkontakt, Nicken, Abwarten, Paraphrasieren zum Weitersprechen zu ermutigen. Sogenannte Brückenfragen können ebenfalls helfen: "Viele meiner Patienten sagen mir, dass sie in dieser Situation ... Ist das bei Ihnen auch so?"

Wie findet der Arzt am besten heraus, ob ein Patient wirklich suizidgefährdet ist?

Die Frage ist kein Tabu, und die Angst, dass das Nachfragen den Patienten "erst auf die Idee bringt" oder der Patient diese als unpassend empfindet, ist unbegründet.

Bejaht der Patient die Frage nach suizidalen Überlegungen, sollte weitergefragt werden, wie oft und wann zuletzt solche Gedanken aufkamen und wie konkret sie waren. So lassen sich gut allgemeine lebensmüde Gedanken von konkreten Suizidabsichten trennen.

Sehr hilfreich ist die Frage, was den Patienten denn davon zurückhält, die Suizidgedanken umzusetzen. Hier bekommt man einen guten Eindruck, wie stark der Patient sich an andere Menschen und ethische Haltungen gebunden fühlt und wie schwingungs- und reflektionsfähig er ist.

Mehr zum Thema

HIV-Prävention

HIV-PrEP: Mangellage mit fatalen Folgen

#NRWEntscheidetSich

Medienkampagne zur Organspende in NRW

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“