Case-Management in Pulsnitz

Jedem Patienten das richtige Bett

Als Case-Managerin an der Helios Klinik Schloss Pulsnitz entlastet die gelernte Krankenschwester Karina Ellermann (42) die Pflegekräfte und Ärzte und hat immer ein offenes Ohr für Angehörige. Den Patienten fühlt sie sich trotz der administrativen Aufgabe so nah wie schon lange nicht mehr.

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Karina Ellermann, Case-Managerin an der Helios Klinik Schloss Pulsnitz.

Karina Ellermann, Case-Managerin an der Helios Klinik Schloss Pulsnitz.

© HELIOS Klinik Schloss Pulsnitz

Das Interview führte Luise Poschmann

PULSNITZ. Das Konzept der Case-Manager ist in Deutschland noch vergleichsweise unverbreitet. Dabei sind sie zuständig für eine optimale Betreuung des Patienten und kümmern sich länger um das Patientenwohl, als diese in der Klinik verweilen. Seit dem 1. September gibt es nun auch in der Klinik Schloss Pulsnitz mit Karina Ellermann eine Case Managerin. Wie es dazu kam und von ihrer Arbeit in der Rehabilitation berichtet sie im Interview mit der "Ärzte Zeitung".

Ärzte Zeitung: Frau Ellermann, sie haben sich dafür eingesetzt, dass es an der Helios Klinik Schloss Pulsnitz nun ein Case-Management gibt und haben die Stelle selbst übernommen. Warum?

Karina Ellermann: Ich bin seit mehr als 20 Jahren an der Klinik, zuerst als Krankenschwester, dann als Stations- und Bereichsleiterin. Im letzten Jahr hatte ich die kommissarische Pflegedienstleitung übernommen und war in der Position mit den Sorgen und Nöten der Pflegekräfte konfrontiert. Diese beklagten einen sehr hohen Arbeitsaufwand durch Patienten, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes nicht auf die aufnehmende Station passten und dann innerhalb des Hauses verlegt werden mussten.

Wieso gab es denn diese "Irrläufer"?

Wir sind eine neurologisch-neurochirurgische Klinik, die Patienten in allen Phasen der Rehabilitation betreuen kann. Das bedeutet aber auch, dass es zwischen den einzelnen Phasen sehr große Unterschiede bei der Pflegebedürftigkeit der Patienten gibt. Die Anmeldeformulare für einen Rehabilitationsplatz gehen mitunter schon zwei Wochen vor der Verlegung in unserem Haus ein, in dieser Zeit kann sich das Befinden des Patienten aber schon erheblich verändert haben.

Und was bedeutet das für die Klinik?

Die Leidtragenden sind in erster Linie die Patienten. So ist es vorgekommen, dass ein Patient auf der Intensivstation aufgenommen wurde, obwohl es ihm schon deutlich besser ging. Das verunsichert den Patienten, aber auch die Angehörigen.

Um diese "Irrläufer" zu vermeiden, habe ich begonnen, am Vortag oder am Tag der Aufnahme mit den einweisenden Kliniken telefonisch Kontakt aufzunehmen, um den aktuellen Zustand des Patienten zu erfragen. Dadurch konnte ich dann in Abstimmung mit der Aufnahme das "richtige Bett" für den Patienten finden. Und das hat so gut funktioniert, dass es nun eine eigene Stelle für das Case-Management gibt.

Wie sieht denn nun Ihr Alltag aus?

Nach Eingang der Anmeldeformulare nehme ich nun Kontakt zu den Akutkliniken auf und lege dann die aufnehmende Station für unser Haus fest. Ich bin aber auch Ansprechpartner für Patienten und Angehörige, die Fragen um den gesamten Klinikaufenthalt beantwortet haben möchten.

Damit entlaste ich natürlich auch die Ärzte. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Vorbereitung und Planung der Entlassung der Patienten, was gemeinsam mit dem Sozialdienst erfolgt. Im Moment bin ich auch noch viel unterwegs, um mich bei den Akutkliniken als Ansprechpartner vorzustellen und über Besonderheiten und neue Behandlungsmöglichkeiten, etwa das Dialyseverfahren, unseres Krankenhauses zu berichten.

Da wir zum Beispiel auch eine Spezialstation für adipöse Patienten haben, konnten wir so einem 280 Kilogramm schweren Patienten aus Berlin die Aufnahme bei uns ermöglichen.

Für wie viele Patienten sind sie zuständig?

Das lässt sich schwer sagen. Insgesamt betreuen wir 300 Patienten und haben täglich acht bis zwölf Aufnahmen.

Haben Sie für das Case-Management eine spezielle Weiterbildung gemacht?

Die Weiterbildung beginne ich im kommenden Frühjahr an der Evangelischen Hochschule in Dresden, sie dauert knapp eineinhalb Jahre und ist berufsbegleitend. Darin werde ich zum Beispiel auch noch etwas über Abrechnungsmodalitäten und gesetzliche Rahmenbedingungen lernen. Bei Nachfragen von Angehörigen muss ich in diesen Bereichen derzeit leider noch passen.

Das klingt auch nach viel Bürokratie. Vermissen Sie manchmal die Pflegetätigkeit?

Ich bin immer noch mit Leib und Seele Krankenschwester. Und eigentlich bin ich den Patienten durch den direkten Kontakt, auch zu den Angehörigen, häufig viel näher, als im letzten Jahr.

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