E-Visite

Jetzt kommt der Arzt durchs Web

Es wird das Boomjahr der virtuellen Arztbesuche, prognostizieren Experten. Mit immensen Einsparungen fürs Gesundheitswesen. Doch Deutschland soll davon nur wenig profitieren.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Fünf Milliarden US-Dollar sollen die virtuellen Arztbesuche weltweit an Kosten einsparen.

Fünf Milliarden US-Dollar sollen die virtuellen Arztbesuche weltweit an Kosten einsparen.

© Andy Dean / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Während man hierzulande noch immer darauf wartet, dass die Telemedizin ihren Weg ins Erstattungsverfahren und damit in den EBM findet, sehen die Unternehmensberater von Deloitte in den virtuellen Arztbesuchen einen der weltweiten Trends für dieses Jahr.

Um 400 Prozent sollen die sogenannten "eVisits" beim Doktor im Vergleich zu 2012 zulegen. Und dabei weltweit für Einsparungen von 5 Milliarden US-Dollar (ca. 3,66 Mrd. Euro) sorgen - vergleicht man die Kosten mit denen eines echten Arztbesuches.

Den größten Anteil bei den eVisits verzeichnet laut Deloittes-Trendbericht "Technology, Media & Telecommunications (TMT) Predictions 2014" Nordamerika, wo es in den nächsten 12 bis 18 Monaten - für diesen Zeitraum gibt der Trendbericht seine Prognosen ab - immerhin 75 Millionen virtuelle Arztbesuche geben könnte. Damit decke die Region 25 Prozent des gesamten Marktes ab.

Derzeit soll es nach Angaben der Unternehmensberater jährlich rund 600 Millionen Arztbesuche in den USA und Canada geben. Ungefähr die Hälfte davon beträfen gesundheitliche Problemstellungen, die sich auch über die eVisits lösen ließen.

Allerdings gehen die Deloitte-Berater nicht davon aus, dass es tatsächlich Arztbesuche via Videokonferenz bzw. Bildschirm gibt. Sie sehen vielmehr die vielfältigen telemedizinischen Lösungen im Kommen. Die Mehrzahl der eVisitis wird sich demnach über Datenaustausch oder aber Formulare und Fragebögen, die Patienten ausfüllen, abspielen.

In Deutschland stimmt der rechtliche Rahmen noch nicht

Warum gerade jetzt dieser Boom einsetzen soll? Das liege zum einen daran, dass der Druck, die medizinischen Kosten zu senken und gleichzeitig die Versorgung zu verbessern, zunehme. Mit hinein spielt natürlich auch der Ärztemangel.

Aber es liegt auch an der technischen Entwicklung: Die Verbreitung neuer Computertechnologien und des - auch schnellen Internets - läuft rasend schnell. Zugleich hat sich die Bedienbarkeit der Geräte für ältere Patienten erheblich verbessert.

Doch ebenso die Diagnostik profitiert immer mehr von den Fortschritten der Technik, sodass viele Elemente der virtuellen Arztbesuche im Hintergrund automatisiert ablaufen können und zusätzliche Daten schneller zur Verfügung stehen.

Und da wäre noch die Nachfrageseite, die die Zahl der eVisits in die Höhe schnellen lassen soll. Durch die virtuellen Arztbesuche würden den Patienten nicht nur geringe Reisekosten entstehen, sie bekommen so auch schneller einen Arzttermin und eine entsprechende Behandlung, so die Unternehmensberater. Wartezeiten ließen sich also erheblich reduzieren.

In den USA würden verschiedene Technologie-Anbieter bereits mit der Regierung und Versicherern an Lösungen arbeiten. Dänemark und Großbritannien würden ebenfalls schon verschiedene eVisit-Services anbieten.

Deutschland bleibe bei dieser Entwicklung jedoch zunächst außen vor, berichten die Deloitte-Berater, da rechtlich-regulatorische Vorgaben die E-Visite hierzulande noch ausbremsen würden.

Für ihre TMT Predictions befragen die Berater jedes Jahr tausende Konsumenten und diskutieren mit Analysten und Experten aus der Industrie.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System