Telehealth Ostsachsen

Pioniere beim Datenaustausch

Telemedizin-Projekte gibt es viele in Sachsen - und alle haben das gleiche Problem: Der Datenaustausch hapert. "Telehealth Ostsachsen" baut nun eine gemeinsame Datenautobahn auf.

Veröffentlicht:
Fachübergreifend elektronisch vernetzt dank Telemedizin? In Ostsachsen soll das bald Wirklichkeit werden.

Fachübergreifend elektronisch vernetzt dank Telemedizin? In Ostsachsen soll das bald Wirklichkeit werden.

© Bosch Healthcare

BERLIN. Kein Zweifel: Die Region zwischen Dresden, Meißen und Görlitz bietet sich für telemedizinische Konzepte an. 1,6 Millionen Menschen wohnen hier, die meisten fortgeschrittenen Alters.

"Sachsen ist gemessen am Alter der Einwohner das älteste Bundesland, das Demografieproblem ist hier größer als anderswo", sagt Sabine Rößing, Geschäftsführerin der Carus Consilium Sachsen (CCS) GmbH, einer Tochter der Uniklinik Dresden. Mittels Telemedizin erhoffen sich hier viele, eine wohnortnahe Versorgung sichern zu können.

So gibt es in Sachsen schon unterschiedliche Telemedizin-Projekte. Sie agieren häufig isoliert, oft ausgerichtet nur auf einen Fachbereich. Meist eint sie nur das Problem, dass ein Datenaustausch untereinander unmöglich ist, weil geeignete Schnittstellen fehlen.

"Fast jedes Krankenhaus hier ist in einem Telemedizin-Projekt engagiert, aber der Datenaustausch klappt nicht", berichtet Rößing. Solchen Problemen wollen die Deutsche Telekom und CCS gemeinsam mit dem im März dieses Jahres gestarteten Projekt "Telehealth Ostsachsen" zu Leibe rücken.

Inzwischen sei "die Hälfte der technischen und medizinischen Vorbereitungen" dazu "erfolgreich abgeschlossen", hieß es anlässlich der Projektvorstellung beim 5. Nationalen Fachkongress für Telemedizin am Donnerstag in Berlin.

Unter anderem seien an den beteiligten Kliniken die medizinischen Teams aufgestellt sowie Behandlungspfade und Betreuungskonzepte implementiert worden. Auch die Auswahl von Patienten für die Pilotphase des Vorhabens habe begonnen.

Herzstück von "Telehealth Ostsachsen" ist eine offene, neutrale Plattform, über die Patienten, Ärzte und andere Akteure virtuell an einem runden Tisch sitzen. "Neutral heißt, dass auf der Plattform nicht nur Windows oder nur Apple, sondern die unterschiedlichsten Anwendungen laufen", so Dr. Michael Hübschen, Programmleiter Telemedizin bei der Telekom.

Für die neue Plattform soll in Ostsachsen ein Netz geschützter Datenleitungen geschaffen werden, über das sich auch große Datenmengen problemlos verschicken oder Video-Telefonkonferenzen abhalten lassen.

Adapter soll unterschiedliche Programme verbinden

An die Telemedizin-Plattform sollen Ärzte aller Fachrichtungen sich einfach andocken können - ohne zuvor ein eigenes Netzwerk oder eine eigene Software aufbauen zu müssen. Ein spezieller Adapter soll dann dafür sorgen, dass unterschiedliche Computersysteme und Programme miteinander verbunden werden.

Ein weiterer Schritt ist die Einrichtung eines zentralen Rechenzentrums in Frankfurt am Main. Dort sollen elektronische Patientenakten gespeichert werden.

"Telehealth Ostsachsen" wird zunächst für drei Anwendungen konzipiert: für die ambulante Schlaganfall-Nachbetreuung (Tele-Stroke), für die Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz (Telecoaching) sowie für die Telepathologie.

Beim Tele-Stroke etwa überwachen speziell ausgebildete Krankenschwestern oder Pflegekräfte als Case-Manager den Zustand der Patienten. Gegebenenfalls sollen sie über den Hausarzt andere Behandlungen oder Medikationen veranlassen.

Beim Telecoaching ist geplant, dass Fachkräfte des Dresdner Herzzentrums die Gesundheitsdaten der Patienten überwachen. Diese bekommen von ihrem Arzt einen Tablet-PC mit nach Hause, mit dem sie Angaben zu ihrem Zustand machen können.

Für die Entwicklung der Behandlungspfade werden in Ostsachen Ärzte mehrerer Fachrichtungen befragt. "Die Ärzte haben Gelegenheit zu sagen, wie sie sich Behandlungsflüsse vorstellen und welche technischen Anforderungen sie haben wollen", so Sabine Rößing.

Mit knapp zehn Millionen Euro wird das Modellprojekt von der EU und dem Freistaat Sachsen während der jetzt laufenden einjährigen Pilotphase gefördert. Zwei Millionen Euro investieren CCS und DTHS.

Ab Juli 2015 wird das Projekt online gehen, "dann gehen wir in den echten Betrieb, dann werden wir die Anwendungen leben", so Michael Hübschen. (juk)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen