Schlaganfall

Telemedizin hilft regionalen Kliniken bei Akutversorgung

In der Schlaganfall-Akutversorgung erhalten regionale Kliniken ohne Expertise vor Ort in Rheinland-Pfalz zukünftig Hilfe von Kollegen - per Videokonferenz.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Hilfe aus der Ferne: Per Telekonsultation können Ärzte in rheinland-pfälzischen Kliniken ohne Stroke Unit zukünftig Unterstützung von Experten per Telemedizin erhalten - etwa in einer Videokonferenz.

Hilfe aus der Ferne: Per Telekonsultation können Ärzte in rheinland-pfälzischen Kliniken ohne Stroke Unit zukünftig Unterstützung von Experten per Telemedizin erhalten - etwa in einer Videokonferenz.

© Hemera Technologies / AbleStock.com / Thinkstock

MAINZ. Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz, die keine spezielle Expertise in der Behandlung akuter Schlaganfälle rund um die Uhr vorhalten, könnten künftig von der Expertise der Universitätsmedizin Mainz und der anderen fünf überregionalen Schlaganfalleinheiten im Land profitieren.

Das haben das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium und die Universitätsmedizin Mainz anlässlich der Veranstaltung "Versorgungsqualität des akuten Schlaganfalls in Rheinland-Pfalz" bekannt gegeben und im Rahmen einer Podiumsdiskussion erläutert.

Die Etablierung eines solchen telemedizinischen Netzwerks sei ein "notwendiger Schritt", um die flächendeckende Versorgung im Land sicherzustellen, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Das Land unterstütze das Projekt daher mit einer Anschubfinanzierung von 300.000 Euro.

Als ersten Schritt fördert das Gesundheitsministerium dabei eine Projektgruppe zum Aufbau des Netzwerkes unter der Leitung des Klinikums der Stadt Ludwigshafen.

Start im Januar 2016 geplant

Das Netzwerk soll bereits am 1. Januar 2016 starten. "Ein sportlicher Zeitplan", sagte Dr. Frederick Palm, Projektkoordinator Teleneurologie in Rheinland-Pfalz.

Denkbar wäre dann beispielsweise, dass die Schlaganfallexperten der sechs Stroke Units erster Ordnung ihre Kollegen an regionalen Krankenhäusern per Telemedizin unterstützen, wenn Fragen zu Diagnose und Behandlung des akuten Schlaganfalls auftreten.

Konkret könnten sich die Neurologen etwa per Videokonferenz in die Akutversorgung von Schlaganfallpatienten dazu schalten.

Eine Videoschalte würde beispielsweise die Diskussion von CT- oder MRT-Aufnahmen des Gehirns sowie die fachneurologische Beurteilung von Patienten ermöglichen. "Auch der drohende Zeitverlust - beispielsweise durch einen Transport - ist auf diesem Weg nahezu ausgeschlossen", so die Unimedizin in einer Mitteilung.

Die Idee für die Schaffung eines teleneurologischen Netzwerks sei aufgrund starker regionaler Unterschiede in der Versorgung entstanden - im bundesweiten Vergleich, aber auch innerhalb des Bundeslandes.

"In Rheinland-Pfalz haben wir eine durchschnittliche Lyse-Rate von 11,2 Prozent", so Palm. "In Baden-Württemberg sind es 14 Prozent." Auch innerhalb des Landes gebe es bedeutende Unterschiede. "Die Telemedizin kann da einen Lösungsansatz bieten."

Krankenkassen unterstützen nicht

Neben überregionalen Stroke-Units sollen sich möglichst viele Krankenhäuser der Akutversorgung beteiligen, um die schnellstmögliche Patientenversorgung auch auf dem Land zu sichern. Aktuell würden noch Gespräche mit zwei Kliniken geführt.

Investieren müssen die Häuser in die notwendige Kommunikationstechnik. Die Zentren stellen mindestens einen Experten rund um die Uhr und exklusiv zur Verfügung, um die Kollegen vor Ort zu beraten. Über einen Pauschalbetrag tragen die beteiligten Krankenhäuser zur Finanzierung des Beratungsdienstes bei.

Dr. Gerald Gaß, Geschäftsführer Landeskrankenhaus und Vorstandsmitglied der Krankenhausgesellschaft, kritisierte, dass die Krankenkassen das Projekt finanziell nicht unterstützten.

Er verwies auf Bayern, wo die Netzwerke TEMPiS (in Südostbayern) und STENO (in Mittel- und Oberfranken) zur akuten Schlaganfallversorgung bereits seit einigen Jahren in Betrieb sind.

Erfahrungen aus dem Freistaat zeigten, dass die Akutversorgung mit rund 400 Euro pro Fall anfänglich zwar teuer ist, nach nur einem Jahr Pflege - was 700 Euro pro Patient koste - diese Anschubfinanzierung jedoch amortisiert wäre.

Bätzing-Lichtenthäler hofft, mit mittelfristigen Erfolgen zeigen zu können, dass sich die Investition lohnt und sie "weitere Mitstreiter ins Boot holen" kann.

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