Erzwungene Preisreduzierungen gängeln Pharma-Hersteller
MÜNCHEN (sto). Sind die Arzneimittelpreise für patentgeschützte Arzneimittel in Deutschland zu hoch? Das Pharma-Unternehmen Merckle Recordati bestreitet diese These energisch.
Veröffentlicht:Bei den Preisen für patentgeschützte Arzneimittel nehme Deutschland eine Spitzenposition ein, hat der Mitherausgeber des Arzneiverordnungs-Reports, Professor Ulrich Schwabe, vor kurzem in Berlin kritisiert.
Dieser Ansicht hat das Ulmer Pharma-Unternehmen Merckle Recordati heftig widersprochen - mit einem Beispiel aus der Praxis: Nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss zum 1. Juni erneut eine deutliche Absenkung der Festbeträge in der Jumbogruppe Kalziumantagonisten beschlossen habe, würde für die noch bis 2010 patentgeschützte Substanz Lercanidipin (Corifeo®) ein Preisniveau erreicht, das wirtschaftlich für das Unternehmen nicht mehr tragbar sei, erklärte Geschäftsführer Dr. Jürgen Harders. Die Umsetzung des neuen Festbetrages würde dazu führen, dass der Herstellerabgabepreis für Corifeo® in Deutschland nur noch etwa zehn Prozent des europäischen Durchschnittspreises betragen würde.
Die Preise liegen bis 90 Prozent unter Europa-Niveau.
Konkret würde dies bedeuten, dass bei voller Umsetzung der beschlossenen Festbetragsregelung die Herstellerabgabepreise für eine Packung N3 Corifeo® 10 mg für die Quartalstherapie auf nur noch 3,53 Euro abgesenkt würden. In der Dosierung 20 mg läge der Herstellerabgabepreis dann bei 5,18 Euro, so Harders. Das seien erzwungene Preisreduzierungen, die es in keiner anderen Branche gebe.
Wenig Verständnis habe er auch, dass der Apotheker eine größere Marge als der Hersteller habe, bei dem die industriellen Kosten anfallen und der die pharmazeutische Verantwortung für das Arzneimittel zu tragen habe, erklärte Harders. Selbst die Mehrwertsteuer auf den Apothekenverkaufspreis erreiche zwei Drittel des Herstellerabgabepreises.
Die Gleichstellung des patentgeschützten Produktes mit den billigsten Generika unter den Kalziumantagonisten zur Behandlung von Hypertonie habe innerhalb von zwei Jahren zu einem dramatischen Preisverfall geführt, erläuterte Harders. Vor diesem Hintergrund werde das Unternehmen die beschlossene Festbetragsabsenkung für Corifeo® daher nur teilweise umsetzen, so dass Patienten eine zusätzliche Zuzahlung leisten müssen. Das Verordnungsbudget der Ärzte werde dagegen nur mit dem Festbetrag belastet, teilte Merckle Recordati mit.