Kooperation bringt Ärzten auch wirtschaftlichen Erfolg

Dass Ärzte und Kliniken, die sich in einem Netz zusammenschließen, auch wirtschaftlich profitieren, zeigt das Amberger Ärztenetz "Unternehmen Gesundheit Oberpfalz Mitte" (UGOM).

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

"Nicht vergessen sollten Netze ihre Arzthelferinnen, denn die sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und Krankenkasse." Dr. Thomas M. Bahr Geschäftsführer UGOM

Für die 91 Ärzte aus Amberg und Umgebung sowie die beiden Klinikpartner hat sich die Beteiligung an der Kapitalgesellschaft längst gelohnt. Denn das UGOM firmiert in der Form einer GmbH & Co. KG. Allein die Einlage, die ein Arzt im Jahr 2004 tätigen musste, um Kommanditist zu werden, ist heute mehr als das 16-Fache wert. "Wer 2004 mit 500 Euro eingestiegen ist, könnte heute - würde er aussteigen - mit 8300 Euro gehen", sagt UGOM-Geschäftsführer Dr. Thomas M. Bahr. Bahr geht aber noch weiter: "Ein UGOM-Arzt kann sich im Prinzip in den Jahren seit 2004 einen Porsche erarbeitet haben."

Die Ärzte sind an den Einsparungen beteiligt

Woher der wirtschaftliche Erfolg des Amberger Arztnetzes resultiert? Bahr hat es schnell erklärt. Das Arztnetz hat einen Direktvertrag mit der AOK Bayern zur Integrierten Versorgung nach Paragraph 140a SGB V abgeschlossen. Die Ärzte und teilnehmenden Krankenhäuser garantieren eine schnelle sektorenübergreifende Versorgung der Patienten. Dabei hat das Netz eine Infrastruktur, die es ermöglicht, Einsparungen bei den Ausgaben der Versicherung direkt an die Ärzte weiterzugeben. Denn an den Einsparungen, die die AOK Bayern durch die sektorenübergreifende Versorgung erzielt, wird das Arztnetz beteiligt.

Und das Einsparpotenzial lässt sich durchaus sehen: Im Vergleich zu 2004 (dem Startjahr des 140er-Vertrages mit der AOK) konnten 2007 insgesamt 2,9 Millionen Euro eingespart werden. Die Situation, dass weniger als vorab von der Krankenkasse geplant, eingespart wurde, kam bisher noch nicht vor. Das heißt, Gelder an die Krankenkasse zurückzahlen mussten die Ärzte bislang nicht.

Beteiligt am Erfolg werden die Ärzte jedoch nicht nur über Ausschüttungen. Sie erhalten durch die UGOM zusätzlich Serviceleistungen wie eine Online-Akademie mit zertifizierten Fortbildungen, das zur Verfügung gestellte EDV-Netz oder die Mitfinanzierung des praxisinternen Qualitätsmanagements. Wobei die Praxen mittlerweile einheitlich nach DIN ISO zertifiziert sind. Außerdem gibt es Zusatzeinnahmen aus bestimmten, vereinbarten Leistungen.

Besonders wichtig ist laut Bahr aber die Rolle der Arzthelferinnen. Daher werden auch diese extra als UGOM-Helferin geschult und durch eine spezielle Entlohnung am Erfolg beteiligt. "Die Arzthelferinnen sind eine enorm wichtige Schnittstelle zwischen Arzt, Patient, Krankenkassen und der UGOM", so Bahr. Zumal sie es meist sind, die mögliche UGOM-Patienten ansprechen.

Die größten Einsparpotenziale in den vergangenen Jahren lagen im stationären Bereich und in der Arzneimittelverordnung. Da die einzelnen Prozesse zwischen Haus- und Facharzt sowie ambulant und stationär bereits weitestgehend optimiert wurden, wird es in Zukunft schwierig sein, über diesen Weg weiter Einsparungen für die Krankenkasse zu erzielen. Über speziell festgelegte Behandlungspfade hat das Ärztenetz hier sein Potenzial gut ausgeschöpft.

Es braucht neue wirtschaftliche Erfolge

Auch aus diesem Grund kommt das neue Projekt mit der AOK Bayern gerade zur rechten Zeit. Mit der Full Capitation, also der Kopfpauschale je Versicherten, die das Ärztenetz dann selbst an die einzelnen Leistungserbringer verteilt, sind weitere wirtschaftliche Erfolge möglich. Denn die Ärzte, so stellt es sich der Amberger Allgemeinarzt und Netzarzt Dr. Herrmann Dandorfer vor, arbeiten dann wieder mit mehr Freude am Beruf und mehr Zeit für ihre Patienten. Allerdings wird es dann auch wichtig sein, weitere Patienten und Krankenkassen mit ins Boot zu holen.

Was der UGOM für die Zukunft noch vorschwebt, ist ein gemeinsamer elektronischer Terminkalender, in dem Zeiten für UGOM-Patienten freigehalten und die direkt von Kollegen belegt werden können.

Das Amberger Arztnetz UGOM

Das Netz: Zur Zeit sind nach eigenen Angaben 91 Ärzte und zwei Klinikträger mit insgesamt drei Krankenhäusern als Mitglieder in das Unternehmen Gesundheit Oberpfalz Mitte (UGOM) eingetragen.

Unternehmensform: Das Netz begann als eingetragener Verein. Seit 2002 wird es als GmbH und Co. KG geführt. Derzeit sind rund 12000 Patienten eingeschrieben.

Netz-Software: Comdox

www.ugom.de

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