Auf dem Weg zum Gesundheitskonzern

Sanofi-Aventis setzt auf die Vielfalt seiner Sparten und will sich vom Arzneimittelhersteller zum Gesundheitskonzern wandeln.

Von Bertold Schmitt-Feuerbach Veröffentlicht:
Der neue Konzernchef Chris Viehbacher will auch mit Zukäufen die Sparten stärken.

Der neue Konzernchef Chris Viehbacher will auch mit Zukäufen die Sparten stärken.

© Foto: pa

Mit seinem Umbau-Programm will sich Sanofi-Aventis unter seinem neuen Konzernchef Chris Viehbacher gegen die Herausforderungen durch Patentabläufe und Generikakonkurrenz wappnen.

In den nächsten fünf Jahren ist mehr als ein Fünftel des Konzernumsatzes von Patentabläufen betroffen. "Wir haben derzeit nicht genug neue Produkte um das auszugleichen", sagte Viehbacher bei der Vorstellung der Ergebnisse des Geschäftsjahres 2008 in Paris. Deshalb soll sich Sanofi-Aventis vom Pharmakonzern zu einem führenden Gesundheitskonzern wandeln. Die starke Diversifizierung des Konzerns mit den Geschäftsfeldern Pharma, OTC, Nutrition, Generika und Impfstoffen sieht Viehbacher als Chance. Der Konzern erziele heute schon 30 Prozent seiner Umsätze mit Biotechprodukten.

"Wir haben schon alles, was sich Pfizer mit der Übernahme von Wyeth für 68 Milliarden Euro kaufen will", sagte der Konzernchef. Die Sparten sollen auch künftig durch kleinere und mittelgroße Zukäufe ausgebaut werden. Großakquisitionen stünden dagegen derzeit nicht im Fokus, sagte der Konzernchef.

Für 2009 prognostiziert der Konzern einen Zuwachs des Gewinns je Aktie um sieben Prozent. Im 4. Quartal 2008 stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 3,6 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro, der bereinigte Nettogewinn erhöhte sich um knapp 14 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr wurden 27,6 Milliarden Euro umgesetzt, 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nettogewinn erhöhte sich um 3,2 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Die positive Entwicklung war getragen von umsatzstarken Produkten wie Lantus® (Insulinglargin). Das Insulinanalogon wird im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main für den Weltmarkt hergestellt. Die Erlöse mit dem Präparat legten 2008 um rund 28 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu. Kräftige Umsatzsteigerungen erzielte Sanofi-Aventis auch mit dem Krebsarzneimittel Taxotere® (Docetaxel) mit einem Plus von 13,2 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro und dem Antithrombotikum Clexane® /Lovenox® (Enoxaparin) mit 10,6 Prozent Zuwachs.Enoxaparin ist mit 2,7 Milliarden Euro das umsatzstärkste Präparat. Mit dem Blutverdünner Plavix® (Clopidogrel) setzte Sanofi-Aventis 2,6 Milliarden Euro um, 10,5 Prozent mehr als 2007. In Deutschland, wo seit mehr als einem halben Jahr eine generische Alternative des Wirkstoffs Clopidogrel angeboten wird, hatten die Originalanbieter Sanofi-Aventis mit Plavix® und Bristol-Myers Squibb mit Iscover® auch im Dezember noch 75 Prozent Marktanteil an den Verordnungen. Die Impfstoffsparte steigerte die Umsätze um 9,6 Prozent.

Für Forschung und Entwicklung gab der Konzern 4,5 Milliarden Euro aus, etwa so viel wie im Jahr davor. In der Pipeline befinden sich einschließlich Impfstoffen 65 Projekte. Im vierten Quartal hat der Konzern bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA und der US-Zulassungsbehörde FDA den Zulassungsantrag für Ciltyri® (Eplivanserin), ein neuartiges Arzneimittel gegen Schlafstörungen, gestellt. In den USA hat es Fast-Track-Status. Ebenfalls in der EU und den USA im Zulassungsverfahren befindet sich das Antiarrhythmikum Multaq® (Dronedaron).

Die Einreichung stützt sich auf die ATHENA-Studie, die soeben im New England Journal of Medicine publiziert wurde. In der Studie wurde Dronedaron zusätzlich zur Standardtherapie eingesetzt. Unter Dronedaron war das Risiko für den ersten kardiovaskulär bedingten Krankenhausaufenthalt oder Tod im Vergleich zur Standardtherapie alleine signifikant um 24 Prozent reduziert.

Neue Köpfe und Aufgaben

Sanofi-Aventis hat mit Chris Viehbacher seit Dezember einen neuen Konzernchef. Der gebürtige Kanadier mit deutschem Vater löste den Franzosen Gerard Le Fur an der Unternehmensspitze ab. Viehbacher kommt vom britischen Arzneimittelhersteller GlaxoSmithKline, wo er zuletzt das Nordamerika-Geschäft verantwortlich war. Der Neue hat bei Sanofi-Aventis bereits eine neue Aufgabenverteilung eingeleitet. So soll sich die Finanzchefin Laurence Debroux ab sofort als Chief Strategic Officer um die Weiterentwicklung des Konzerns kümmern. Sie ist dann auch für den Ausbau von Sanofi-Aventis durch Zukäufe von Unternehmen verantwortlich. In den nächsten Wochen will der Konzern einen neuen Chief Finance Officer benennen. Um die Produktivität der Forschung zu steigern, holte sich Viehbacher einen externen wissenschaftlichen Berater. Die Stelle wurde mit Dr. Elias Zerhouni besetzt. Der Wissenschaftler war bis Oktober vergangenen Jahres Director der National Institutes of Health in den USA und ist Senior Fellow der Bill and Melinda Gates Foundation. Er wird Viehbacher und Forschungschef Marc Cluzel beraten und einem noch zu bildenden Wissenschaftlichen Beirat vorstehen.

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