Ende in Sicht: Die Party ist bei Immobilienaktien bald vorbei

Anlegern in Immobilienaktien drohen nach starker Börsenrallye heftige Rückschläge. Nur wenige Werte haben noch Kurspotenzial.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

Mit Immobilienaktien ließ sich in den vergangenen Monaten gutes Geld verdienen. Jetzt raten Analysten, Gewinne einzustreichen. "Die Party könnte bald unglücklich enden", so JP-Morgan-Experte Harm Meijer.

Weltweit stiegen die Papiere börsennotierter Immobilienunternehmen nach Berechnungen von Global Property Research von Anfang März bis Ende August im Schnitt um 59 Prozent - und damit deutlich stärker als der globale Aktienindex MSCI World von Morgan Stanley, der in dieser Zeit um 38,5 Prozent zulegte. Deutsche Immobilienaktien verzeichneten binnen dieser sechs Monate Kursgewinne von durchschnittlich 46,9 Prozent und schnitten damit geringfügig besser ab als der Dax 30, der 45,9 Prozent gewann.

Doch wegen des Wirtschaftsabschwungs haben Bestandhalter von Bürotürmen, Einkaufszentren und Logistikhallen weltweit mit steigenden Leerständen und sinkenden Mieterträgen zu kämpfen. Weil Unternehmen voraussichtlich auch in den kommenden Monaten weiter Mitarbeiter entlassen würden, dürfte sich die Situation noch verschärfen.

An den neun größten deutschen Bürostandorten Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart wurden im ersten Halbjahr 28 Prozent weniger Büroflächen vermietet als vor einem Jahr.

Die meisten Immobilienaktiengesellschaften haben deshalb im zweiten Quartal rote Zahlen geschrieben. Die deutsche IVG (WKN 620570) vermeldete für das erste Halbjahr beim Konzernergebnis ein Minus von 99,3 Millionen Euro. Deutsche Land (A0JL3C) erlitt einen Verlust von 43,1 Millionen Euro. Bei der Wohnungsholding Gagfah (A0LBDT) fiel im zweiten Quartal ein Vorsteuerverlust von 38,5 Millionen Euro an.

Im Ausland ist die Lage nicht besser: Bei Spaniens größtem Immobilienkonzern Metrovacesa (850764) addierten sich die Nettoverluste im ersten Halbjahr auf 178 Millionen Euro. Der zweitgrößte englische Bestandshalter British Land (852556) erlitt im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 273 Millionen Pfund (312,5 Millionen Euro). "In London sind die Preise von Büroimmobilien seit Juni 2007 um über 40 Prozent gefallen", sagt Stefan Wundrak, Research Manager Europe bei Henderson Global Investors. Die Mieten seien ähnlich stark eingebrochen. Eine Trendwende sei nicht auszumachen.

JP-Morgan-Experte Meijer sieht deshalb bei zahlreichen Werten erhebliches Rückschlagspotenzial, darunter auch bei etlichen deutschen Papieren: "Der faire Börsenkurs der IVG-Aktie beträgt drei Euro", sagt Meijer. Aktuell notiert das Papier über sieben Euro.

Bei einigen Werten sehen Experten aber Chancen für weitere Kursgewinne. Bankhaus-Lampe-Analyst Frank Neumann rät zum Kauf der Deutsche Euroshop (748020). Der Einkaufscenter-Betreiber steigerte im ersten Halbjahr das Ergebnis vor Zinsen und Steuern gegenüber der Vorjahresperiode um 15 Prozent auf 53,8 Miillionen Euro.

Ralf Dibbern, Analyst bei MM Warburg, rät bei Alstria Office (A0LD2U) zum Kauf. Die Gesellschaft firmiert als Real Estate Investment Trust (REIT). Sie muss deshalb ihre Gewinne nicht versteuern, sondern zu 90 Prozent an die Aktionäre ausschütten. Die Dividendenrendite beträgt deshalb mehr als fünf Prozent. Zudem ist ein Großteil der Mieterträge sicher. Erhebliche Teile ihrer Büroimmobilien hat die Gesellschaft langfristig an die Städte Hamburg und Hannover vermietet.

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