Medizintechnik auf Erfolgskurs schürt Angst

Die Medtech-Branche gibt Deutschland gute Noten - und beklagt Innovationsfeindlichkeit. Von einer rosigen Zukunft sind sie dennoch überzeugt, schließlich wachsen die Märkte. Doch der Erfolg hat seine Kehrseite: Das Wachstum führt angeblich zu Ängsten bei Kassen und Politikern.

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Joachim M. Schmitt BVMed-Geschäftsführer

Joachim M. Schmitt BVMed-Geschäftsführer

© metodi popow / imago

Von Anno Fricke

BERLIN. Der Bedarf an Medizintechnik wächst weltweit. 2007 war der Markt Branchenschätzungen zufolge rund 220 Milliarden Euro schwer.

Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) geht davon aus, dass die Nachfrage nach Medizintechnik bis zum Jahr 2020 vor allem in den Schwellenländern im Schnitt jedes Jahr um neun bis 16 Prozent wachsen wird.

In den Industrieländern sehen die Fachleute des HWWI eine Zunahme von drei bis vier Prozent.

Branchenverband BVMed präsentiert Umfrage

Von diesem Kuchen wollen sich die überwiegend exportorientierten Medizintechnik-Unternehmen in Deutschland eine Scheibe abschneiden. Das geht aus den Ergebnissen der Herbstumfrage des Branchenverbandes BVMed hervor.

"Die wirtschaftliche Entwicklung der Branche ist weiter relativ stabil. Knapp 80 Prozent der befragten MedTech-Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit einem besseren Umsatzergebnis als 2010", sagte BVMed-Geschäftsführer und Vorstand Joachim M. Schmitt bei der Vorstellung der Umfrage am Mittwoch in Berlin.

Export als Wachstumsmotor

Die Medizintechnik in Deutschland steht mit einer Wachstumsrate von 5,3 Prozent im Jahr 2011 nicht schlecht da. Den europäischen Markt mit seinem Gesamtumsatz von 70 Milliarden Euro dominiert sie bei Umsätzen in 2010 von rund 20 Milliarden Euro klar.

Getragen wird das Wachstum vor allem durch den Export, der zu mehr als 60 Prozent zum Umsatz beiträgt.

Viele Unternehmen erwarten bessere Ergebnisse als 2010

Bei den Ergebnissen sieht es nicht ganz so rosig aus. Steigende Rohstoffkosten und die schwache Zahlungsmoral der Kunden drücken auf die Margen.

Der Ausblick auf 2012 fällt dennoch positiv aus. 46 Prozent der befragten Unternehmen erwarten bessere Ergebnisse als 2011.

Standortvorteil Deutschlands: Schnelle Marktzulassung

Dem Standort Deutschland bescheinigen die Unternehmen der Medizintechnologie ein hohes Versorgungsniveau der Patienten, gut ausgebildete Ärzte und einen hohen Standard in der klinischen Forschung. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen gibt auch die schnelle Marktzulassung als Standortvorteil an.

Schwächen sehen sie dagegen im zunehmenden Preisdruck durch den Trend zu Einkaufsgemeinschaften, in einem zu niedrigen Erstattungsniveau und in einer innovationsfeindlichen Politik der Kassen.

Drei Ministerien entwickeln gemeinsam Strategieprozess

Die Politik hat das Potenzial der Branche erkannt. Die Medizintechnik ist in die Hightech-Strategie der Bundesregierung eingebunden. Zudem ist sie Teil der "Exportinitiative Gesundheitswirtschaft" des Wirtschaftsministeriums.

Wirtschafts-, Forschungs- und Gesundheitsministerium arbeiten seit Juni 2011 im "Nationalen Strategieprozess Innovationen in der Medizintechnik" Hand in Hand.

3000 neue Arbeitsplätze entstanden

Ein Grund: Die Branche erweist sich als zuverlässiger Jobmotor. Im laufenden Jahr hat die Branche 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Insgesamt beschäftigt sie derzeit rund 175.000 Menschen. Der Wermutstropfen: Immer mehr Unternehmen haben Probleme, Fachkräfte zu finden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Chance und Risiko für neue Techniken

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