Anzag forciert Geschäft mit Pharma und Verbrauchern

LONDON (cw). Im Pharmagroßhandel werden die Karten neu gemischt: Während es Celesio "zurück zum Kerngeschäft" drängt und diverse Service-Units verkauft werden, nimmt Wettbewerber Anzag Anlauf, neue Angebote für Pharmahersteller, Apotheken und Verbraucher auf die Beine zu stellen.

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In fünf Jahren, so das Ziel des Frankfurter Grossisten, sollen 30 Prozent des Rohertrags auf diese Geschäfte entfallen.

Mit der Konzernmutter Alliance Boots im Rücken - die Briten übernahmen im Oktober 2010 die Mehrheit - will die Anzag jetzt die Diversifizierung vorantreiben. Herzstück dessen ist die Ende vorigen Jahres gegründete Tochter Skills in Healthcare Deutschland.

Im Konzernverbund kann sich die auf apothekenexklusive Produkte fokussierte Vertriebsorganisation als Teil eines europaweiten Netzwerks präsentieren.

Außer in Deutschland gibt es Schwestergesellschaften in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und Portugal. Gründungen in den Niederlanden und Russland stehen in den Startlöchern.

Damit sei man für Pharmaunternehmen, die europaweite Marktzugänge planen, viel interessanter als mit einem lediglich national aufgestellten Angebot, erläuterte Anzag-Finanzvorstand Dr. Ralf Lieb bei einem Gesprächstermin Mitte Mai in London.

Ergänzend zu den Zentrallager- und Logistikkompetenzen der Tochterfirma CPL könne die Anzag jetzt den gesamten Vertriebsweg in die Offizin, bis hin zur Produktberatung und -schulung des Apothekenpersonals managen.

Erste Skills-in-Healthcare-Kunden in Deutschland sind der Augsburger Generikahersteller betapharm sowie der spanische Kosmetik-Konzern Dermofarm. Mit weiteren Herstellern würden Sondierungsgespräche geführt, versicherte Lieb.

Anzag will bei Apotheken-Services punkten

Zudem obliegt Skills in Healthcare der Vertrieb konzerneigener Produkte; unter dem Label "Alvita" vermarktet Boots Medizinprodukte, Hygieneartikel und Diagnostika für Endverbraucher.

Die Alvita-Produkte bilden das zweite Bein der Strategieoffensive, mit der sich die Anzag unabhängiger von margenschwachen Großhandelsumsätzen machen will. Allerdings soll es vorerst auch bei Medizinprodukten bleiben.

OTC-Eigenmarken, die Boots etwa in Großbritannien vertreibt, werde es in Deutschland "in absehbarer Zeit nicht geben", kündigte Alliance-Boots-Vorstand Ornella Barra in London an.

Auch eine Rückkehr der hauseigenen Generikalinie in den hiesigen Markt kommt für Barra nicht in Frage. Boots hatte 2007 erste Nachahmer seiner Marke "Almus" in Deutschland gelauncht, vier Jahre später jedoch unter dem Eindruck des Preisverfalls in Rabattausschreibungen den Rückzug angetreten.

In Sachen Apotheken-Services will die Anzag ebenfalls verstärkt punkten, sagte Anzag-Vorstand Lieb. Dabei werde es sich vor allem um verkaufsunterstützende Maßnahmen handeln.

Bis 2017 sollen die neuen Geschäfte 30 Prozent zum Rohertrag (Umsatz minus Wareneinsatz) der Anzag beisteuern. Auf Basis der zuletzt gemeldeten Rohertragsmarge von 5,4 Prozent wären das schätzungsweise rund 70 Millionen Euro.

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