Alk Abelló: Mit der Nase drauf stoßen

Zwangsrabatte, Nachzulassungskosten und stagnierende Nachfrage zehren am Umsatz der deutschen Alk Abelló. Frischen Wind erhofft sich der Hamburger Anbieter therapeutischer Allergene von einer Kommunikationsoffensive, die der spezifischen Immuntherapie - landläufig "Hyposensibilisierung" - zu mehr Popularität verhelfen soll.

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Beiche-Scholz: beklagt mangelnde Bekanntheit der spezifischen Immuntherapie.

Beiche-Scholz: beklagt mangelnde Bekanntheit der spezifischen Immuntherapie.

© Alk Abelló

HAMBURG (cw). Der Markt der kausalen Immuntherapie ist im Umbruch: Bis etwa 2017 müssen in Deutschland alle Präparate, die eines oder mehrere der am häufigsten verwendeten Therapieallergene enthalten, eine arzneimittelrechtliche Zulassung erhalten haben.

Das sieht die 2008 erlassene Therapieallergene-Verordnung vor. In deren Konsequenz haben viele Anbieter bereits ihre Sortimente bereinigt. Vor allem Mischungen mehrerer der wichtigsten Therapieallergene wurden aus dem Verkauf genommen.

Auch Alk Abelló, mit zuletzt (für 2010) veröffentlichten 86 Millionen Euro Jahresumsatz hierzulande Marktführer, hat sein Portfolio entsprechend verschlankt.

Erwartungsgemäß war 2011 für die deutsche Tochter des dänischen Traditionskonzerns kein einfaches Geschäftsjahr. Zwei Prozent Umsatzwachstum aber ein spürbarer Ertrags-rückgang, lautet die Bilanz.

Marktpotenzial besser ausschöpfen

Etwa 30 Prozent des Erlöses gingen für Herstellerrabatte und Nachzulassungen drauf, versichert die neue Geschäftsführerin Dr. Flora Beiche-Scholz, die seit Anfang April im Amt ist.

Als Antwort auf die politischen und regulatorischen Widrigkeiten will Beiche-Scholz das Marktpotenzial besser ausschöpfen. "Allergien nehmen weltweit zu, aber nur rund zehn Prozent der Betroffenen lassen sich kausal behandeln. Die meisten Allergiker begnügen sich noch mit einer Symptombehandlung".

Verantwortlich für diese "Unterversorgung", sei die "mangelnde Bekanntheit der spezifischen Immuntherapie", ist Beiche-Scholz sicher. Daher setze man jetzt auf "intensive Patientenansprache".

Gegenüber Publikumsmedien wolle man vor allem den kausalen Therapieansatz der Hyposensibilisierung besser darstellen und davor waren, Allergien zu bagatellisieren.

Gleichzeitig sollen Ärzte und Apotheker über Schulungs- und Fortbildungsangeboten intensiver mit dem Thema konfrontiert werden. Um engeren Kontakt zu Hausärzten zu bekommen, bei denen Alk Abelló zuvor kaum präsent war, wurde vor eineinhalb Jahren die Mönchengladbacher Themocare übernommen.

Die Gesellschaft mit 20 Beschäftigten hatte sich bis dato auf den Vertrieb französischer Therapieallergene bei APIs konzentriert.

Eine dritte Zielgruppe der geplanten Kommunikationsoffensive sind die Krankenkassen, von denen Beiche-Scholz einige Aufgeschlossenheit für die Behandlung mit Therapieallergenen erwartet.

Neue Therapieallergene in Tablettenform

Denn einerseits bilde sie einen wichtigen Baustein bei der Asthma-Prävention. Andererseits aber betrage die Quote der Therapieabrecher bei der drei Jahre dauernden Hyposensibilisierung 40 Prozent.

Die Compliance zu verbessern, sei ein wichtiges Ziel. Man wolle mit den Kostenträgern auch über gemeinsame Versorgungsprojekte sprechen, kündigt Beiche-Scholz an.

Auftrieb für die Hyposensibilisierung verspricht sie sich zudem von Innovationen aus der Pipeline der dänischen Konzernmutter. Nach der Gräserimpftablette Grazax®, die 2006 auf den deutschen Markt kam, sollen ab 2015 weitere Therapieallergene in Tablettenform folgen, etwa zur Gewöhnung an Hausstaubmilben und Frühblüher wie Birken und Erlen.

Die 1923 gegründete dänische Konzernmutter Alk Abelló A/S konnte vergangenes Jahr einen neuen Umsatz- und Gewinnrekord verbuchen. Mit rund 316 Millionen Euro nahmen die Verkäufe um neun Prozent zu.

Das Betriebsergebnis (EBITDA) verbesserte sich um 41 Prozent auf 55 Millionen Euro, der Gewinn nach Steuern um fast 60 Prozent auf 27 Millionen Euro. Zu dem starken Gewinnwachstum trugen besonders Einnahmen aus Vertriebspartnerschaften - etwa mit Merck & Co. in den USA - bei.

42 Prozent des Umsatzes wurden mit subkutan zu applizierenden Therapieallergenen erwirtschaftet, 31 Prozent mit sublingualen Tropfen und acht Prozent mit Therapieallergenen in Tablettenform.

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