Gesundheit made in Germany

Weiterhin ein Exportschlager?

Deutsche Gesundheitsprodukte haben weltweit einen guten Ruf. Potenzial gibt es für Unternehmen in vielen Ländern. Eine Hürde stellen aber oft kulturelle Spezifika dar.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
"Made in Germany": Abnehmer aus dem Ausland interessieren sich vor allem für Komplett- statt Einzellösungen im Gesundheitswesen.

"Made in Germany": Abnehmer aus dem Ausland interessieren sich vor allem für Komplett- statt Einzellösungen im Gesundheitswesen.

© Butch / fotolia.com

HAMBURG. Nicht etwa in China, sondern in Australien und Südamerika sehen deutsche Gesundheitsunternehmen hohes Potenzial für den Export.

Dies ist nur ein Resultat der vor einem Jahr ins Leben gerufenen Exportinitiative "Health made in Germany". Beim Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg waren sich Experten einig, dass von der Initiative noch einiges erwartet werden darf.

Vor dem Hintergrund weltweit wachsender Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen hatten das Bundeswirtschafts- und das Bundesgesundheitsministerium die Initiative vor rund einem Jahr gegründet.

Ziel ist es, die Potenziale der Unternehmen im Export besser auszuschöpfen und deutsche Firmen mit Kunden und Partnern im Ausland zusammenzubringen. Nach Beobachtung von Hamburgs früherem Ersten Bürgermeister Ole von Beust macht das Sinn, weil Firmen und Bundesländer gebündelt auftreten können.

"In vielen Ländern besteht ein hohes Interesse an deutschen Gesundheitsprodukten, zugleich wächst der Bedarf an Gesundheitsleistungen", lautet seine Erfahrung.

Unterschiedliche Kulturen und Mentalitäten

Nach Ansicht von Privatdozent Josef Hilbert vom Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik können sich deutsche Unternehmen vor allem dort gute Chancen ausrechnen, wo nicht nur einzelne Produkte, sondern ganze Systemlösungen, die hohes Know-how erfordern, gefragt sind.

Diese Erfahrung hat auch Cornelia Kirst von der Firma hansemed gemacht. "Es sind eher Komplettlösungen als Einzelteile gefragt", sagte Kirst, die im arabischen Raum als Projektmanagerin für ihr Unternehmen tätig ist.

Eine der Hürden, die Firmen dabei nehmen müssen, ist das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen und Mentalitäten. Die in Deutschland geschätzte Geradlinigkeit und Effizienz etwa könne nicht in allen Ländern erwartet werde, gab Kirst zu bedenken.

Hilbert riet deshalb dazu, immer auch auf Kompetenz vor Ort zu setzen: "Eine Eins-zu-eins-Übertragung funktioniert meist nicht."

Wirtschaftsvertreter berichteten, dass Geduld gefragt ist: "Man braucht mindestens fünf Jahre. Man muss immer wieder Gesicht zeigen und sich vor allem bemühen, die Kultur zu verstehen."

"Langsam Umdenken stattgefunden"

Ein anderes Problem, an dem laut Ministerialrat Christian Lipicki aus dem Bundeswirtschaftsministerium noch gearbeitet wird, ist die noch nicht ausreichende Verknüpfung zwischen in- und ausländischen Behörden.

Ein großes Plus, das zeigten die Erfahrungen, hätten traditionell Länder, in denen die heimischen Ärzte studiert haben - oftmals die USA oder Großbritannien. Dieser Startvorteil hat sich nach Beobachtung der Deutschen aber seit den Golf-Kriegen verringert.

An einem anderen Nachteil knabbern die Deutschen laut von Beust heute noch: "Bei uns herrschte lange die Einstellung, dass mit Gesundheitsleistungen kein Geld verdient werden darf. Erst vor rund zehn Jahren hat bei uns langsam ein Umdenken stattgefunden."

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