Schwierige Zeiten

Novartis kündigt Restrukturierungen an

Der Pharmariese Novartis wappnet sich für die Zukunft: Durch Strukturmaßnahmen soll erreicht werden, dass ab 2020 jährlich mehr als eine Milliarde Dollar eingespart werden. Das hat CEO Jimenez angekündigt.

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BASEL. Für den schweizer Pharmariesen Novartis bleibt die Lage herausfordernd: Im Februar endet in den USA der Patentschutz des Hauptprodukts Gleevec® (Imatinib).

Der starke Dollar wird in der Konzernbilanz weiterhin negativ zu Buche schlagen. Und die schwächelnde Augen-Sparte Alcon muss wieder auf Wachstumskurs gebracht werden.

Anlässlich der Bekanntgabe der Jahresergebnisse 2015 präsentierte Novartis-CEO Joseph Jimenez am Mittwoch in Basel ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm.

Damit soll nicht allein der Turnaround bei Alcon eingeleitet, sondern darüber hinaus auch Synergien in F&E, Pharmafertigung und -vertrieb gehoben werden.

Geplant ist, das Alcon-Portfolio auf die Augenchirurgie und Kontaktlinsen zu verschlanken; die pharmazeutischen Produkte der Sparte - die zuletzt für 3,8 Milliarden Dollar Umsatz standen - sollen künftig der Pharmasparte zugeschlagen werden.

Davon erhofft man sich eine Vereinfachung des Geschäfts und gleichzeitig mehr Dynamik in der Produktentwicklung.

Jimenez räumt Fehler bei Alcon ein

Alcon blieb 2015 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der Umsatz verringerte sich um ein Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar, der operative Spartengewinn brach um die Hälfte auf 794 Millionen Dollar ein; auf Basis konstanter Wechselkurse hätte der Rückgang noch 20 Prozent betragen.

Vorstandschef Jimenez räumte ein, dass bei Alcon Fehler gemacht worden seien. So etwa sei der Innovations-Nachschub nicht aggressiv genug forciert, oder die Fortbildungs- und Serviceunterstützung der Augenärzte und -chirurgen vernachlässigt worden. Auch diesbezüglich will man jetzt nachbessern.

Zudem soll, um Auslastung und Effizienz im Konzernverbund zu erhöhen und Kosten zu drücken, die Pharmaproduktion künftig divisionsübergreifend organisiert werden.

Bisher planen Originalia- und Generikasparte mit jeweils eigenen Fertigungskapazitäten. Auch die Arzneimittelentwicklung werde stärker als bisher zentralisiert, heißt es.

Die genannten Strukturmaßnahmen könnten bereits dieses Jahr erste Früchte tragen. Ab 2020 ließen sich damit jährlich mehr als eine Milliarde Dollar einsparen.

Die Aufwendungen für das Programm werden auf insgesamt 1,4 Milliarden Dollar taxiert, die in den nächsten fünf Jahren anfallen.

Umsatzrückgang 2015

Novartis 2015: Der Umsatz ging um fünf Prozent auf 49,4 Milliarden Dollar zurück; Wechselkurseffekte herausgerechnet, hätte sich nach Unternehmensangaben ein Plus von 5 Prozent ergeben.

Der Betriebsgewinn verringerte sich um 19 Prozent auf knapp 9,0 Milliarden Dollar. Zu konstanten Kursen wären es minus 2 Prozent gewesen.

Der im Frühjahr abgeschlossene Spartentausch mit GlaxoSmithKline und Eli Lilly bescherte Novartis allerdings hohe Ausgleichszahlungen, womit sich der Gewinn nach Steuern um 70 Prozent auf 17,8 Milliarden Dollar erhöhte.

Der Spartenumbau ließ allerdings auch die Nettoverschuldung des Konzerns zum Jahresende um zehn Milliarden auf 16,5 Milliarden Dollar anschwellen.

Die Novartis-Aktionäre sollen für 2015 zum 19. Mal in Folge eine Dividendenerhöhung erhalten. Der Vorschlag an die Hauptversammlung lautet auf 2,70 Schweizer Franken pro Aktie (+4 Prozent).

Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen, patentgeschützten Arzneimitteln steuerte 2015 mit 30,4 Milliarden Dollar (-4 Prozent) knapp 65 Prozent zu den Konzerneinnahmen bei.

Durch Generikakonkurrenz - etwa für das einstmals größte Produkt, den Blutdrucksenker Diovan® (Valsartan) - büßte Novartis nach eigenen Angaben 2,2 Milliarden Dollar Umsatz ein.

Dieses Jahr rechnet man mit 3,2 Milliarden Dollar, die durch Nachahmer verloren gehen.

Das Blutkrebsmittel Gleevec®/Glivec®, aktuell mit knapp 4,7 Milliarden Dollar Umsatz (minus 2 Prozent) Novartis‘ Hauptprodukt, verliert im Februar die Marktexklusivität im wichtigen US-Markt. Im Dezember läuft das Patent auch in den europäischen Märkten aus.

Für das Gesamtjahr stellt CEO Jimenez daher sowohl auf Umsatz- als auch operativer Gewinnebene bestenfalls Stagnation in Aussicht. (cw)

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