Autoaktien

Dem Stromer gehört die Zukunft

Die wachsende Nachfrage nach Elektromobilen beschert der Aktie des US-Herstellers Tesla einen Höhenflug. Experten sehen jedoch auch Chancen bei Papieren konventioneller Automobilkonzerne - wenn diese sich der neuen Antriebstechnik nicht verschließen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Dem Stromer gehört die Zukunft

© bluedesign / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Tesla-Chef Elon Musk hatte sein jüngstes Elektroauto kaum präsentiert, da waren bereits 400.000 Vorbestellungen aus aller Welt eingegangen. Bislang hatte der kalifornische Konzern nur im Sportwagensegment und in der Oberklasse gewildert.

Jetzt greifen die Ingenieure aus Palo Alto die deutschen Premiumhersteller auch in der Mittelklasse an: Der 2017 lieferbare Tesla 3 soll Audis A4, BMWs Dreier-Reihe und der Mercedes C-Klasse Kunden abjagen - zu einem Einstiegspreis von nur 30.000 Euro, grünes Gewissen für die Käufer inklusive, denn Elektromobile stoßen bei der Fahrt keine Schadstoffe aus.

An der Börse scheint der Wettbewerb längst entschieden: Die Tesla-Aktie legte in den vergangenen drei Jahren um 153,76 Prozent zu, das Daimler-Papier gewann lediglich 17,85 Prozent, BMW verlor 0,51 Prozent und der Audi-Mutterkonzern Volkswagen sogar 17,41 Prozent. "Visionäre wie Elon Musk verändern Märkte", sagt Gerd Häcker, Fondsmanager bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber Reuss & Kollegen.

Trend verschlafen?

Von der Luxuslimousine Tesla S hatten die Kalifornier bereits vergangenes Jahr das hunderttausendste Fahrzeug verkauft - bei Preisen von zum Teil mehr als 100.000 Euro.

Die Gefahr bestehe, dass deutsche Autohersteller, die bislang fast ausschließlich auf Verbrennungsmotoren setzen, die Trendwende verschlafen könnten, wie zuvor schon die Energieversorger E.ON und RWE, so Häcker. "Sie haben die Auswirkungen beim Wachstum der regenerativen Energien unterschätzt."

Zwar haben auch europäische und asiatische Autohersteller Elektrofahrzeuge entwickelt. Deren Reichweite beträgt jedoch maximal 160 Kilometer.

Dagegen schaffen Tesla-Modelle bereits 350 Kilometer. Obendrein arbeitet das kalifornische Unternehmen nicht nur massiv am Ausbau der Reichweite, sondern installiert in seinen Märkten Schnellladesysteme an Autobahnraststätten, so dass die Fahrt nach einer Kaffeepause fortgesetzt werden kann. "Die Tesla-Aktie ist unsere erste Wahl beim Thema Elektromobilität", sagt Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement.

Zulieferer ins Portfolio

Noch sind Elektromobile Nischenfahrzeuge. Mehr als 95 Prozent aller weltweit abgesetzten Autos haben einen Verbrennungsmotor. "Klassische Autokonzerne sind kein Auslaufmodell", sagt Jan Benedetto, Vermögensverwalter beim Wuppertaler Finanzdienstleister Michael Pintarelli.

Doch werde der Marktanteil der Stromer mit deren wachsender Reichweite massiv steigen. Benedetto: "Die Zukunft ist elektrisch". "Anleger sollten bei Autoaktien deshalb auf Unternehmen setzen, die stark in der Entwicklung von Elektromobilen sind." Ähnlich sieht das Frank Wieser, Geschäftsführer der Düsseldorfer PMP Vermögensmanagement.

 "Am sichersten sind Aktien breit aufgestellter Automobilkonzerne, die bereits jetzt nennenswerte Stückzahlen von Hybridfahrzeugen oder reinen Elektroautos produzieren." Dazu zählen etwa Nissan und Toyota.

Nissans Elektrokompaktwagen "Leaf" ist mit mehr als 200.000 Einheiten der weltweit am häufigsten verkaufte Stromer. Toyota bietet inzwischen zahlreiche Modelle als Hybrid an. Dabei werden die Fahrzeuge zunächst von einem Elektromotor und nach Entladung der Batterie von einem Verbrennungsmotor angetrieben.

Meiden sollten Anleger hingegen die VW-Aktie, schätzt Oliver Maslowski, Stratege der Zürcher Fondsgesellschaft GAM. Wegen des Skandals um die Diesel-Abgasreinigung sehe "die Situation nicht rosig aus".

Hingegen seien auch Aktien börsennotierte Reifenhersteller und Zulieferunternehmen wie Continental und Pirelli eine gute Wahl. Achsen, Reifen und Scheinwerfer würden alle Fahrzeuge benötigen. Frank Wieser: "Die Situation am Automarkt erinnert an den Goldrausch. Damals sind nicht die Schürfer reich geworden, sondern die, die ihnen Schaufeln verkauft haben."

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