US-Börse

Warum amerikanische Aktien nach Präsidentschaftswahlen steigen

Drei Kandidaten sind im Rennen um das Weiße Haus übrig: Alle wollen Wirtschaftsunternehmen an den Kragen. Ein Grund zur Nervosität für Anleger? Oder sind Trump und Sanders nur zahnlose Tiger?

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Bekanntes Spiel: Die Präsidentschaftskandidaten schießen gegen "gierige" Wirtschaftsunternehmen. Die Statistik zeigt aber: In Wahlkampfjahren steigen die Kurse stark.

Bekanntes Spiel: Die Präsidentschaftskandidaten schießen gegen "gierige" Wirtschaftsunternehmen. Die Statistik zeigt aber: In Wahlkampfjahren steigen die Kurse stark.

© EPA/Gero Breloer / dpa

NEU-ISENBURG. Hillary Clinton, Bernie Sanders oder Donald Trump - die Präsidentschaftswahl in den USA ist das große politische Ereignis dieses Jahres. Und für viele deutsche Anleger ein Grund, derzeit einem Engagement in US-Aktien zu misstrauen. Sie fürchten, dass die US-Börsen bald Federn lassen werden - egal, wer im Herbst der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird.

Die Theorie dahinter: Sowohl die demokratischen Kandidaten Clinton und Sanders als auch der Republikaner Trump werden als Börsenschreck gehandelt.

Börsianer in Angst vor Sanders und Trump?

Clinton hat angekündigt, die Gesundheitsreform voranzutreiben und gegen hohe Medikamentenpreise vorzugehen - was schlecht wäre für Pharma-Aktien. Sanders will die Finanzindustrie zügeln - was Bankaktien treffen würde.

Und Trump, der mit seiner Rabauken-Rhetorik die Wähler polarisiert, will US-Konzerne zwingen, ausgelagerte Jobs und Auslandsgewinne in die USA zurückzuholen - was die Erträge der Unternehmen schrumpfen lassen würde.

Doch so heiß, wie Kandidaten um Wählerstimmen buhlen, wird die Realpolitik später nicht serviert. Auch vor früheren Urnengängen haben Bewerber regelmäßig scharfe Verbalattacken gegen die Wirtschaft geritten, ohne dass sich Börsianer davon hätten beeindrucken lassen.

Warum US-Aktien nach Präsidentschaftswahlen steigen

Das zeigt eine Studie des US-Analystenhauses Ned Davis Research. Danach erzielte der breite Aktienindex S&P 500 seit dem Jahr 1900 in Präsidentschaftswahljahren die mit Abstand höchsten Kursgewinne von durchschnittlich 9,5 Prozent.

Der Grund: Nach den Wahlen kann die Politik neue Programme auflegen, die der Wirtschaft neuen Schwung geben. Um davon zu profitieren, decken sich Investoren bereits vor den Wahlen kräftig mit Aktien ein.

Trifft dies auch jetzt wieder zu, hätten amerikanische Papiere noch reichlich Aufwärtspotenzial. Bislang hat der S&P 500 dieses Jahr nur knapp 2,6 Prozent zugelegt. "Der US-Aktienmarkt dürfte sich im Vergleich zum Vorjahr stärker entwickeln als die restlichen Börsen der Welt", meint Stephan Albrech, Vorstand der Kölner Vermögensverwaltung Albrech & Cie.

Wirtschaftsfreundliche Republikaner? Von wegen!

Dabei steigen US-Aktien am stärksten, wenn ein Demokrat an die Macht kommt, wie eine Untersuchung des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock zeigt. Nach der Auswertung der New Yorker Investmentgesellschaft legte der S&P 500 in den vier Jahren nach Wahl eines Demokraten im Schnitt um insgesamt 45,9 Prozent zu.

Kam ein Republikaner ins Amt, betrug das Plus in dieser Zeitspanne hingegen nur 18,3 Prozent. Zwar gelten die Republikaner als wirtschaftsfreundlicher.

Tatsächlich fuhren jedoch die Demokraten häufiger eine solide Konjunkturpolitik und kappten die Staatsausgaben. Der Demokrat Bill Clinton lieferte während seiner Amtszeit von 1993 bis 2001 als erster Präsident seit mehr als 100 Jahren sogar wieder einen ausgeglichenen Haushalt ab.

US-Aktien als Chance für Anleger

Aber nicht nur die Statistik spricht in diesem Wahljahr für US-Aktien. Auch die Fundamentaldaten sehen gut aus. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert Deutschland 2016 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent.

In den USA hingegen hat das Bruttoinlandsprodukt allein im ersten Quartal bereits um 0,8 Prozent zugelegt. "Im Gesamtjahr könnte die US-Wirtschaft um bis zu 2,5 Prozent wachsen", sagt Jeremy Grantham, Chefstratege der Bostoner Investmentgesellschaft GMO.

US-Notenbankchefin Janet Yellen will deshalb die Leitzinsen demnächst auf 0,5 Prozent anheben. Dies dürfte den Dollar gegen den Euro aufwerten lassen. Für deutsche Anleger würde damit automatisch der Wert von US-Aktien und deren Dividenden in Euro steigen.

Till Christian Budelmann, Fondsmanager der Berenberg Bank, rät bei US-Werten zu Value-Aktien. Dazu zählen Papiere von Unternehmen wie Johnson & Johnson oder Procter & Gamble, die seit Jahrzehnten erfolgreich Güter des täglichen Bedarfs produzieren. Ihre Aktienkurse sind langfristig kontinuierlich gestiegen - und selbst in Börsenkrisen nur geringfügig eingebrochen.

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