Deutsche Börse

Mehr Sicherheit für Anleger in kleine Werte

Nach Betrugsskandalen verschärft die Deutsche Börse mit einem neuen Handelssegment die Auflagen für kleine und mittlere Gesellschaften. Anleger sollen durch höhere Sicherheit profitieren.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Bislang tummeln sich kleine und mittelständische börsennotierte Gesellschaften im kaum regulierten Freiverkehrshandel. Ab März soll sich das ändern.

Bislang tummeln sich kleine und mittelständische börsennotierte Gesellschaften im kaum regulierten Freiverkehrshandel. Ab März soll sich das ändern.

© phongphan5922 / stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. Besserer Anlegerschutz durch höhere Transparenz – das will die Deutsche Börse mit Beginn des neuen Monats jenen Investoren bieten, die in Aktien von Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung investieren. Zum 1. März wird deshalb der bisherige Entry Standard beerdigt und durch ein neues Segment für kleine und mittelständische (KMU) börsennotierte Gesellschaften ersetzt.

Die tummeln sich bislang im kaum regulierten Freiverkehrshandel, dem bisherigen Entry Standard. Das nutzten in der Vergangenheit einige schwarze Schafe, um Anleger mit unbesicherten Mittelstandsanleihen über den Tisch zu ziehen. "Die Täter gründeten Briefkastenfirmen, warben Millionenbeträge bei Anlegern ein und meldeten anschließend Insolvenz an", berichtet der Münchner Fachanwalt für Kapitalanlagerecht, Peter Mattil.

Ab 30 Millionen Euro Kapitalisierung

Im neuen KMU-Segment soll dies nicht mehr möglich sein. "Es gibt klare Kriterien, mit denen wir sicherstellen, dass nur Unternehmen mit erprobten Geschäftsmodellen an die Börse kommen", sagt Hauke Stars, verantwortliches Vorstandsmitglied für Wachstumsfinanzierung der Deutsche Börse.

Zunächst werde die Eignung des Unternehmens für ein Börsenlisting geprüft. Zudem müssten sich die Gesellschaften kontinuierlich von den beiden US-Ratingagenturen Edison und Morningstar analysieren lassen. Darüber hinaus müssten Unternehmen, die neu an die Börse kommen, eine Marktkapitalisierung von mindestens 30 Millionen Euro erzielen, um in das KMU-Segment aufgenommen zu werden.

Viele Gesellschaften wollen wechseln

Die endgültige Bezeichnung des neuen Segments soll bis Ende dieses Monats feststehen. Dorthin aufsteigen können all jene Gesellschaften, die bislang im Entry Standard gelistet sind, sofern sie die neuen, schärferen Kriterien erfüllen.

"Wir gehen davon aus, dass im Laufe des März 30 bis 40 der 150 Unternehmen im Entry Standard in das neue KMU-Segment wechseln werden", so ein Sprecher der Deutsche Börse. Gesellschaften, die an den Vorgaben scheitern, werden künftig im kaum regulierten Quotation Board gelistet.

Eine Reihe von Gesellschaften hat bereits angekündigt, am 1. März aus dem Entry Standard in das neue KMU-Segment zu wechseln. Dazu zählen die Bergbaugesellschaft Deutsche Rohstoff, das Musikunternehmen Edel AG, der Anbieter für digitale Unternehmenskommunikation EQS, die Immobiliengesellschaft Helma Eigenheimbau, das Chemieunternehmen Nabultec und der auf ökologische Kapitalanlagen spezialisierte Finanzvermittler Ökoworld.

Kapitalaufnahme als zentrale Chance

Mit den neuen Auflagen will die Deutsche Börse das angeschlagene Vertrauen der Anleger in gelistete KMU wieder herstellen. Weil es für die Gesellschaften immer schwieriger wurde, an Kapital zu gelangen, hatte auch das Bundeswirtschaftsministerium auf schärfere Regularien gedrungen.

"Gerade für junge Unternehmen ist die Kapitalaufnahme an der Börse oft die zentrale Chance, weiteres Wachstum finanzieren zu können", befand der bisherige Wirtschaftsminister und neue Außenminister Siegmar Gabriel (SPD).

"Die bestehenden Segmente der Deutschen Börse können diese Funktion nicht in dem Maße erfüllen, wie es für die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft erforderlich ist." Ähnlich sieht das Ökoworld-Vorstandschef Alfred Platow: "Endlich sieht die Börse die Zeit gekommen, ein neues Segment für Nebenwerte zu schaffen und für diese die Aufmerksamkeit interessierter Investoren zu erhöhen."

Zweifel an US-Ratingagenturen

Anwalt Mattil warnt allerdings davor, auf die Reports von Edison und Morningstar zu vertrauen. "Anleger sollten nicht vergessen, dass US-Ratingagenturen mit krassen Fehleinschätzungen wesentlich zur Finanzkrise beigetragen haben."

Für deutsche Anleger sei es nicht möglich, US-Ratingagenturen auf Schadenersatz zu verklagen, so Mattil. "Am besten fahren Investoren, wenn sie in Aktien von Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodelle sie prüfen und nachvollziehen können."

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