Kennzahlen

Erfolgsformeln der Aktienprofis auf dem Prüfstand

Börsen-Profis treffen Investmententscheidung mit Hilfe der Mathematik. – Mit ein bisschen Geschick können auch Privatanleger Kennziffern für sich nutzen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wie hoch ist das Kurspotenzial? Zu einer Antwort verhilft Profis das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis.

Wie hoch ist das Kurspotenzial? Zu einer Antwort verhilft Profis das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis.

© Marek Pabis / Getty Images / iStock

NEU-ISENBURG. Dividendenrendite, KCV, KGV – um den Wert einer Aktie zu ermitteln, haben Analysten anhand mathematischer Formeln diverse Kennzahlen entwickelt, die auch private Investoren bei ihren Anlageentscheidungen nutzen können. "Besonders beliebt bei Privatanlegern ist dabei die Dividendenrendite", weiß Andreas Görler, Stratege des Berliner Vermögensverwalters Wellinvest. Die Kennziffer zeigt, wie viel Prozent des aktuellen Aktienkurses die Dividende beträgt. "Insbesondere Investoren, die eine hohe Kapitalausschüttung generieren wollen, suchen nach Titeln mit einer hohen Dividendenrendite", sagt Görler.

Doch eine hohe Dividendenrendite ist nicht zwangsläufig ein Garant für einen Anlageerfolg. "Die Kennzahl ist vergangenheitsbezogen und berücksichtigt künftige Entwicklungen bicht", sagt Frank Wiesner, Niederlassungsleiter Düsseldorf bei PMP Vermögensmanagement. Eine Dividendenrendite könne auch einfach nur deshalb hoch sein, weil der Aktienkurs gefallen ist, da Investoren nicht mehr an das Geschäftsmodell des Unternehmens glauben.

Ein Beispiel dafür sind die deutschen Energieversorger E.ON und RWE. Deren Börsenkurse waren nach dem Beschluss der Bundesregierung, aus der Kernenergie auszusteigen, massiv eingebrochen. "Mit der Energiewende mussten sich die Unternehmen über Nacht neu erfinden und ihre Geschäftsmodelle dramatisch ändern", so Wiesner. Und sie mussten ihre Dividenden kräftig zusammenstreichen.

Spiegel für die Ertragskraft

Profianalysten blicken deshalb stärker auf die Kennziffer KGV. Das Kürzel steht für Kurs-Gewinn-Verhältnis und spiegelt die Ertragskraft eines Unternehmens wider. Dabei wird der aktuelle Aktienkurs durch den nächsten zu erwartenden Jahresgewinn (pro Aktie) dividiert. "Ein niedriges KGV wird positiv bewertet, weil der Aktienkurs entweder niedrig oder der erwartete Gewinn sehr hoch ist", sagt Görler. Werden mehrere Aktien verglichen, bietet nach der Theorie das Papier mit dem geringsten KGV das höchste Kurspotenzial.

"Wichtig ist dabei, dass die zu vergleichenden Unternehmen aus derselben Branche stammen, um spezifische Besonderheiten korrekt vergleichen zu können", erklärt Uwe Zimmer, geschäftsführender Gesellschafter der Kölner Vermögensverwaltung z-invest. So werden langfristig etablierte Konsumgüterhersteller wie Henkel, Procter & Gamble oder Nestlé an der Börse zu einem deutlich geringeren KGV gehandelt, als dynamische Wachstumsunternehmen wie der Google-Konzern Alphabet, Apple oder Facebook. Denn deren Gewinne legen sehr viel schneller zu als die Gewinne traditioneller Unternehmen.

"Allerdings hat die KGV-Kennziffer Schwächen", weiß Wiesner. So wird die Zahl durch Abschreibungen und die Bildung oder Auflösung stiller Reserven beeinflusst. Viele Profis greifen deshalb zusätzlich zum KCV – dem Kurs-Cash-Flow-Verhältnis. Für die Ermittlung dieser Kennziffer wird der Börsenwert durch den Nettozufluss liquider Mittel aus Produktverkäufen dividiert. Wie beim KGV gilt auch beim KCV: Je niedriger, desto besser.

Wiesner: "Gegenüber dem KGV können mit dem KCV Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen besser verglichen werden, weil diese Kennziffer nicht von Abschreibungen beeinflusst wird. Abschreibungen sind von Land zu Land unterschiedlich und in der Höhe sehr davon abhängig, um welche Branche es sich handelt."

Momentaufnahme genügt nicht

Was die Betrachtung der Kennziffern angeht, sollten Anleger es aber nicht bei einer Momentaufnahme belassen, sondern "deren Entwicklung über einen längeren Zeitraum betrachten", rät Franz Kaim, Vermögensverwalter bei Vertiva Family Office in Stuttgart. Weisen Unternehmen dauerhaft attraktive KGV und KCV-Werte sowie kontinuierliche Dividendenausschüttungen auf, spricht dies für die Aktien. Ablesen lassen sich die Daten auf Internet-Finanzportalen wie Boerse.de und Onvista.de.

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