Wein

Liquide Anlage der besonderen Art

Tausend Prozent Rendite: Mit Aktien ist das kaum möglich – mit Wein hingegen schon. Vorausgesetzt, der richtige Tropfen wird über viele Jahre aufbewahrt.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Bei der Investition in Wein kommt es vor allem auf die Qualität und die Provenienz an.

Bei der Investition in Wein kommt es vor allem auf die Qualität und die Provenienz an.

© Christian Bäck /mauritius

NEU-ISENBURG. An eines seiner besten Investments kann sich Rainer Beckmann sehr gut erinnern. "Es war 1982 und es war ein roter Bordeaux-Wein der Extraklasse, ein Chateau Lafite Premier Gran Cru Classé", schildert der Geschäftsführer der Düsseldorfer Vermögensverwaltung Ficon Börsebius Invest.

Bei der Subskription, dem Vorverkauf nach der Erstverkostung während des Reifeprozesses, wurde eine Flasche für den damals gehörigen Preis von 84 D-Mark, umgerechnet rund 42 Euro, angeboten. "Die Bezahlung erfolgte sofort, die Lieferung zwei Jahre später", erinnert sich Beckmann. Ende der 1990er Jahre trennte sich der Anlageexperte von der Kiste. Zu einem Preis von 800 Euro pro Flasche – das 19-Fache des eingesetzten Kapitals.

Beckmann steht mit seinem Anlageerfolg nicht allein. "Ein geschickt zusammengestelltes weltweites Trauben-Portfolio konnte seit 1996 rund 1000 Prozent Wertzuwachs erzielen", hat Udo Rieder, Portfoliomanager bei der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg, errechnet. "Demgegenüber erscheinen die knapp 350 Prozent beim deutschen Aktien-Leitindex Dax geradezu mickrig."

Oldtimer von Pole Position verdrängt

Auch verglichen mit anderen Luxus-Kapitalanlagen schneidet Wein sehr gut ab, wie der Luxury Investment Index der britischen Beratungsgesellschaft Knight Frank zeigt. Danach erfuhren hochwertige Weine in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche Wertsteigerung von 267 Prozent, während Kunstsammlungen in dieser Zeit 139 Prozent Wertzuwachs verzeichneten, Diamanten 111 Prozent und edle Uhren nur 66 Prozent. "Im vergangenen Jahr hat Wein als Kapitalanlage sogar Oldtimer von der Pole Position verdrängt", sagt Andrew Shirley, Herausgeber des Knight Frank Wealth Reports. "Während klassische Automobile 2016 im Schnitt neun Prozent an Wert gewannen, verteuerten sich erlesene Weine um durchschnittlich 24 Prozent."

Bordeaux-Weine fast am Limit

Um mit Wein stattliche Gewinne zu erzielen, ist es allerdings nicht damit getan, ein paar teure Flaschen zu erwerben und sie für einige Jahre ins kühle Kellerregal zu legen. Es müssen auch die richtigen Sorten gewählt werden.

Bordeaux-Rotweine der Premier Grand Cru Lagen von Chateau Lafite Rothschild, Mouton Rothschild oder Chateau Margaux gelten zwar weiterhin als Topprodukte. "Sie sind aber so teuer geworden, dass bei sehr guten Jahrgängen schon im Vorfeld Preise von über 1000 Euro pro Flasche aufgerufen werden", sagt Beckmann. Gleichzeitig haben die dortigen Winzer ihre Produktion in den vergangenen Jahren massiv erhöht. Diese Gemengelage lässt nicht mehr viel Raum für hohe Wertsteigerungen.

Deshalb wenden sich Liebhaber zunehmend Weinen aus anderen Weltregionen zu, wo Winzer inzwischen ebenfalls Spitzenprodukte keltern. "Interessante Alternativen gibt es in Italien, Spanien und den USA", sagt Beckmann. Zu den italienischen Topweinen zählten Masseto, Ornellaia, Sassicaia, Solaia, Tignanello sowie die international anerkannten Lagen der Brunelli di Montalcino.

Spanische Spitzenprodukte seien Alion, Flor de Pingus, Mauro, Pingus, Valbueno und Vega Sicilia Unico. Von den US-amerikanischen Produkten sei der Opus No 1 aus Kalifornien besonders begehrt.

Investition in richtige Lagerung

Damit die liquide Anlage keinen Schaden nimmt, sollten Sammler in einen Weinlagerschrank mit halbtransparentem Türglas investieren – Weinkühlschränke sind eher für die Lagerung zur zeitnahen Verkostung gedacht. Denn Wein benötigt die richtige Temperatur und ein klein wenig Licht. "Optimale Lagerbedingungen erhalten langfristig die Qualität", sagt Rieder. Sollte sich am Ende der Kauf der einen oder anderen Flasche als Fehlinvestment erweisen, ist das Geld nicht völlig verloren, weiß Rieder. "Dann muss man die Liquidität der Anlage wörtlich nehmen und den Wein selbst genießen."

267 % Wertsteigerung erfuhren hochwertige Weine in den vergangenen zehn Jahren laut Luxury Investment Index der britischen Beratungsgesellschaft Knight Frank. Kunstsammlungen kamen in dieser Zeit auf 139 Prozent.

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