Apps im Gesundheitswesen

Erste-Hilfe-Maßnahmen auf Knopfdruck

Veröffentlicht:

Ein Smartphone als Nothelfer: Nun gibt es eine App, die Ersthelfer vor Ort mit Informationen unterstützt - zum Beispiel mit einer Anleitung zur richtigen Reanimationstechnik.

Von Kerstin Mitternacht

Der Erste-Hilfe-Ausbilder Joél Cissarz demonstriert Passanten bei einem Feldversuch in Hamburg, wie die Rescue-Now-App funktioniert.

Der Erste-Hilfe-Ausbilder Joél Cissarz demonstriert Passanten bei einem Feldversuch in Hamburg, wie die Rescue-Now-App funktioniert.

© Notarzt-Börse

NEU-ISENBURG. Eine App zum Leben retten? Ein Mensch bricht in der Fußgängerzone zusammen und ist bewusstlos, ein Passant rennt zu ihm, zückt sein Smartphone und beginnt mit den lebensrettenden Erste-Hilfe-Maßnahmen.

So oder so ähnlich könnte man sich die Situation in Zukunft vorstellen. Die Notarzt-Börse, eine Vermittlungsagentur für Notärzte, Krankenhausdienste und Praxisvertretungen, hat nach eigenen Angaben eine App entwickelt, mit der auch Laien im Notfall sicher Erste Hilfe leisten können.

Die Mehrheit der Bürger hat zwar in ihrem Leben schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht - meist in Verbindung mit dem Führerschein -, bei vielen liegt der Kurs aber schon etwas länger zurück, sodass sie sich im Notfall oft nicht trauen, zu reanimieren.

App hilft, ersetzt aber keinen Erste-Hilfe-Kurs

"Notärzte kommen immer wieder zu leblosen Patienten, die durch frühzeitiges Reanimieren noch eine Überlebenschance gehabt hätten", berichtet Dr. André Kröncke, Inhaber der Notarzt-Börse. "Das ist auch der Grund warum wir diese App entwickelt haben."

Funktioniert dieser Gedanke aber auch tatsächlich in der Praxis? Zückt der Passant wirklich sein Smartphone, wenn er einem anderen Menschen in einer Notsituation helfen will? Und bringt diese App dann auch etwas, ist sie verständlich genug aufgebaut?

Die Notarzt-Börse hat das ausprobiert und einen Feldversuch in Hamburg gestartet. Mit Reanimationspuppen und mehreren iPhones sowie iPads ausgerüstet haben sie sich in die Innenstadt begeben und die App getestet.

"Über 60 Menschen aller Altersklassen haben sich an unserem Projekt beteiligt", sagt Kröncke.

Viele der Teilnehmer gaben an, dass, nachdem einmal ein Kurs belegt wurde, keine Auffrischung der Kenntnisse stattfindet und im Ernstfall bei den meisten dann die Unsicherheit überwiegt und sie an der aktiven Hilfe hindert.

Bei dem Versuch in Hamburg haben die Teilnehmer an einer Reanimationspuppe die Wiederbelebung mithilfe der "Rescue-Now"-App ausprobiert.

Und fast alle empfanden die App als eine enorme Unterstützung, so Kröncke. "Die Teilnehmer gaben an, dass sie mit der App viel sicherer handeln konnten."

Allerdings ersetzt diese App keinen Erste-Hilfe-Kurs. Dieser sollte absolviert und am besten auch regelmäßig aufgefrischt werden, so Kröncke.

Reanimationshelfer für unterwegs

Rescue Now

Preis: kostenfrei

Sprache: deutsch, englisch

Größe: 6,1 MB

Voraussetzungen: kompatibel mit iPhone, iPod touch und iPad, erfordert iOS 4.3 oder neuer

Zum Download: Appstore

Die App gibt es kostenlos im App-Store und soll bald auch für Android-Geräte verfügbar sein. Sie führt den Ersthelfer unkompliziert Schritt für Schritt durch die Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Die App beginnt damit, dass der Ersthelfer erst einmal den Ort sichert, sodass keine weiteren Gefahren drohen. Dann erklärt die App, wie die Bewusstlosigkeit geprüft wird. Im dritten Schritt wird der Notruf abgesetzt.

Die App erklärt, welche Angaben der Nutzer parat haben soll: Wer ruft an? Was ist passiert? Wie viele Personen sind beteiligt? Welche Verletzungen sind sichtbar?

Im letzten Schritt wird die Reanimation erklärt. Neben der Beschreibung der Herzdruckmassage und der Mund-zu-Mund-Beatmung gibt es auch eine Demonstration, die sich der Nutzer anschauen kann.

So weiß der Helfer, was im Notfall zu tun ist, und kann möglicherweise Leben retten. Dafür sollte der Nutzer sich die App aber auf jeden Fall im Vorfeld in Ruhe anschauen und nicht erst in der Notfall-Situation.

Mehr zum Thema

Verhaltenstherapie

Erste DiGA bei Borderline zugelassen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen