Neue App

Einmal Röntgenbild to go, bitte

Der Chirurg Dr. Johannes Jacubeit hat eine Smartphone-App auf den Weg gebracht, die die Datenwelt von Ärzten und Patienten verknüpfen soll: Befunde, Bilder und Co. gibt es dann direkt digital zum Mitnehmen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Über die weiße Konnektorbox sollen Patienten ihre Daten mit der Praxis austauschen können.

Über die weiße Konnektorbox sollen Patienten ihre Daten mit der Praxis austauschen können.

© connected-health.eu

WOLFSBURG. Lichtblick im Daten-Dschungel? Wenn es nach Dr. Johannes Jacubeit von der Firma LifeTime geht, wird der Datenaustausch zwischen Ärzten, Kliniken und Therapeuten auf der einen Seite und den Patienten auf der anderen künftig über den ganz kurzen Weg erledigt.

"Und zwar dann, wenn die Medizinische Fachangestellte den Patienten nach dem Arztbesuch fragen wird: ,Möchten Sie Ihre Blutwerte und das Röntgenbild auf einer CD oder auf ihrem Smartphone mitnehmen?‘ "

Jacubeit ist sich sicher, dass fast alle über kurz oder lang die Smartphone-Variante wählen werden und damit das Angebot von "LifeTime", so Jacubeit auf dem 2. Quality Life Salon der Braunschweiger Privatbank in Wolfsburg.

Denn die Entwicklung auf dem Markt für elektronische Gesundheitsanwendungen schreite mit Siebenmeilenstiefeln voran.

Bis zum Jahr 2020 sei mit einem jährlichen Umsatz von 18 Milliarden Euro zu rechnen, allein auf dem deutschen Markt für Digital Health, erklärte der Chirurg und Gründer von LifeTime Jacubeit in seinem Vortrag.

Jährlich werden in Deutschland 45 Millionen tragbare Computeranwendungen gekauft, sei es für Smartphones oder Tabletts. Bis 2018 rechne er mit einem Wachstum von 78 Prozent auf dem Wearable-Markt, sagte Jacubeit.

Rasante Marktentwicklung

"Wenn wir nicht aufpassen, wird uns der elektronische Markt überholen." Schon heute sei ein rasant wachsender Markt der Patienten-Konsumenten entstanden. Noch nie konnten sich so viele Menschen mit eigenen Gesundheitsdaten versorgen wie heute, sei es über Daten aus Schrittzählern, Fitness-Apps oder mit dem Smartphone verbundener Waagen, hieß es.

Auf der anderen Seite stünden die relativ konservativen Ärzte und der vergleichsweise behäbige E-Health-Markt des medizinischen Kontextes.

"Da treffen zwei Tempi aufeinander", sagt Jacubeit. Paradox: Der Arzt verfüge zwar über jede Menge Technik und Daten, sei aber nicht mit dem Patienten verbunden. Und dieser generiere selber immer mehr medizinische Daten, sei aber nicht mit dem Arzt verbunden. An dieser Stelle setze sein Produkt an, erklärt Jacubeit.

Die Anwendung soll die beiden Milieus verbinden. Das System besteht aus einer App für das Smartphone des Patienten und aus einem Konnektor, "LifeHub" genannt, für den Leistungserbringer.

"Plug & Play" verspricht Jacubeit den Ärzten. Der Hub müsse nur an den Praxiscomputer angeschlossen werden und schon sei alles bereit für den Datenaustausch mit dem Smartphone des Patienten.

Das System soll die Datenwelt der Ärzte und Patienten verknüpfen. Vorausgesetzt, der Patient verfügt über die entsprechende App. Beim Betreten der Praxis hält der Patient sein Smartphone mit der passwortgeschützten App kurz an den LifeHub und überträgt damit die Daten an das Praxissystem, die er zuvor aus der Arzt- und Dokumentenliste seines Smartphones ausgewählt hat.

"Wir experimentieren noch", so Jacubeit. "Vielleicht wird sich der Patient zunächst auch nur anmelden und dann im Wartezimmer die nötigen Dokumente auswählen." Verlässt der Patient die Praxis wieder, können Diagnosen und Befunde auf dem umgekehrten Weg auf dem Smartphone gespeichert werden.

Keine Chance für Hacker?

Die Datensicherheit ergebe sich bei der Anwendung vor allem aus dem Umstand, dass hier keine Daten massenhaft gespeichert werden und keine Internetanbindung bestehe. "Hacker würden sich zudem kaum die Mühe machen, ein einzelnes Smartphone zu knacken", meint Jacubeit.

Zudem arbeite das System mit verschiedenen Übertragungswegen - MFC, Bluetooth und W-LAN. "Die Kombination dieser Tools erhöht die Sicherheit." Im Übrigen sei ein Smartphone immer noch sicherer als ein Umschlag mit Röntgenbildern.

Weitere Informationen unter https://app.lifetime.eu

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