Innovationspreis

Virtuelle Visite im Pflegeheim - eine Erfolgsstory

Die Berliner Hausärztin Irmgard Landgraf hat 2011 den Innovationspreis von UCB und Springer Medizin gewonnen. Seitdem macht ihr Projekt - eine telemedizinische Heimversorgung - Schule.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Mehr als eine netzfähige Software benötigt Hausärztin Irmgard Landgraf für ihre virtuelle Visite nicht.

Mehr als eine netzfähige Software benötigt Hausärztin Irmgard Landgraf für ihre virtuelle Visite nicht.

© Angela Mißlbeck

BERLIN. Die 60-jährige Internistin Irmgard Landgraf ist passionierte Hausärztin. Doch neben der Patientenversorgung hat sie seit knapp zwei Jahren eine weitere Aufgabe. Sie berät Ärzte, Pflegeheime und Firmen bei der Umsetzung einer telemedizinischen Heimversorgung.

Mit diesem Versorgungskonzept hat Landgraf vor zwei Jahren den Innovationspreis von UCB und Springer Medizin gewonnen. Seitdem kommen aus ganz Deutschland Anfragen mit der Bitte um Unterstützung bei der Umsetzung und Einladungen zu Vorträgen.

"Die Auszeichnung hat dazu geführt, dass Menschen mit ähnlichen Problemen auf mich zukommen", sagt Landgraf, "bis dahin fanden zwar alle es schön, aber passiert ist erst danach etwas." Sie ist überzeugt: "Diese Öffentlichkeit herzustellen, wäre ohne den Innovationspreis nicht gelungen."

Landgrafs Siegerprojekt funktioniert ganz einfach: Die Hausärztin kann sich von außen in die Software des betreuten Pflegeheims einwählen. Nötig ist dazu nur eine netzfähige Praxis- und Heimsoftware.

Die Heimsoftware braucht zusätzlich eine Kommunikations- oder Mitteilungsfunktion. Zur Dokumentation hat Landgraf sich einen passwortgeschützten Zugang einrichten lassen.

Ärztin loggt sich ins Pflegeheim ein

Seitdem kann sie von ihrem Rechner aus sehen, wenn ihr medizinischer Sachverstand im Heim gebraucht wird. Wenn sich am Gesundheitszustand eines Patienten etwas ändert, tragen die Pflegekräfte das in der virtuellen Patientenakte unter "Mitteilungen an den Hausarzt" ein.

Dann leuchtet der dazugehörige grüne Reiter im System auf, und Landgraf kann schnell auf die Veränderungen reagieren.

Die Mitteilungsfunktion stellt sicher, dass die Hausärztin alle Informationen des Pflegepersonals über die Patienten erhält und umgekehrt den Pflegekräften keine Nachricht der Ärztin entgeht.

Das ist für beide Seiten eine große Entlastung und Zeitersparnis, und nicht zuletzt eine qualitative Verbesserung der ärztlichen Versorgung im Pflegeheim.

Ihr Projekt hat die Hausärztin inzwischen auf verschiedenen Kongressen vorgestellt. Ob Geriatriefachtag, Telemedizinkongress, Berliner Wirtschaftsgespräche oder Eliteforum: "Alle sind immer begeistert, wie einfach das ist", berichtet Landgraf.

Auch das Interesse der Wissenschaft hat die Ärztin mit ihrem preisgekrönten Projekt geweckt. "Telemedizin in der Pflege - eine Chance für mehr Kooperation?", lautet der Titel der entsprechenden Bachelorarbeit von zwei Berliner Studentinnen der Gesundheits- und Sozialökonomie.

Nachahmer sind willkommen

Am meisten freut sich Landgraf aber darüber, dass es Nachahmer gibt. Manche von ihnen kämpfen noch mit den Hürden vor Ort, so zum Beispiel ein Magdeburger Pflegeheim.

Erfolgreich umgesetzt wurde das Projekt aber bereits im bayerischen Bad Neustadt. Dort ist die Kooperation zwischen einem Hausarzt und einem Pflegeheim als Pilotprojekt mit Förderung durch das Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen gestartet.

"Aufgrund der überaus positiven Erfahrungen für Hausarzt und Pflegeheim wird die Kooperation auch nach der Beendigung des Pilotprojekts fortgesetzt", berichtet Projektleiter Steffen Schmitt vom ZTM.

Die Ergebnisse aus dem Pilotprojekt:

- weniger Telefonate zwischen Pflegeheim und Hausarzt,

- weniger ungeplante Hausbesuche,

- verbesserter Kommunikationsfluss zwischen Arzt und Pflegepersonal,

- Entlastung des Praxispersonals,

 - erhöhte Sicherheit für Arzt, Pflegepersonal und Patienten.

Irmgard Landgraf arbeitet derweil schon an der Weiterentwicklung des Projektes. Dabei geht es um die Feinheiten. Jetzt hat sie eingerichtet, dass sie bei Änderungen des Medikamentenplanes aus dem System heraus ein Fax an die Apotheke senden kann.

Außerdem gibt das System nun bei allen Nachrichten und neuen Infos einen Hinweis. Über die Breitenwirkung ihrer Idee freut sie sich sehr.

"Ich bin offensichtlich für manche ein Vorbild geworden", sagt die Berliner Hausärztin.

Innovationspreis 2013

Haben Sie eine innovative Idee, die Sie in Ihrer Praxis umsetzen wollen oder umgesetzt haben? Dann bewerben Sie sich bis zum 30. November im Wettbewerb "Die innovative Arztpraxis", den das Biopharmaunternehmen UCB und die Verlagsgruppe Springer Medizin in diesem Jahr zum dritten Mal ausschreiben. Sie können mit Ihrer Idee einen von mehreren wertvollen Preisen gewinnen - als Hauptpreis winkt ein eintägiges Praxiscoaching durch die Unternehmensberatung HCC Better Care, Köln.

In unserem Online-Formular beschreiben Sie Ihre Idee und die Umsetzung. Dabei geht es auch darum, dass Sie zeigen, was Ihre Idee innovativ macht – zum Beispiel für die Versorgung von Patienten oder auch für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Praxis. Sie können im Internet auch Dokumente hochladen, zum Beispiel Bilder oder Word-Dateien.

Ihre Daten werden nur zur Ermittlung der Gewinner verwendet und nicht an Dritte weitergeleitet.

Bewerbung bis 15. Dezember 2013 online unter www.aerztezeitung.de/extras/innovationspreis

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