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Potenzial vor allem außerhalb Europas

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MÜNCHEN. Gute Aussichten für private Krankenversicherer bieten sich derzeit jenseits der europäischen Grenzen in der Region Südostasien. Denn der dortige Krankenversicherungsmarkt wächst rasant - im Durchschnitt um 15 Prozent jährlich.

Vor diesem Hintergrund geht die Unternehmensberatung Roland Berger in ihrer aktuellen Studie "Southeast Asia - The new frontier for health insurers" davon aus, dass das Marktvolumen der Krankenversicherungen in dieser Region von sechs Milliarden Dollar im Jahr 2010 auf rund 24 Milliarden Dollar bis 2020 zulegen wird.

Der zunehmende Wohlstand der südostasiatischen Mittelschicht in den kommenden sechs Jahren wird die Nachfrage nach Krankenversicherungen vorantreiben, schätzen die Berater. "Das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung in Südostasien legt deutlich zu. Deshalb wird eine bessere Gesundheitsversorgung dort eine immer wichtigere Rolle spielen", kommentiert Wolfgang Hach, Partner von Roland Berger Strategy Consultants.

70 Prozent dieser aufstrebenden Mittelschicht lebten demnach in den drei größten Volkswirtschaften der Region - Indonesien, Malaysia und Singapur - und entsprächen 17 Millionen konsumfreudigen Haushalten.

"Diese Verbraucher sind bereit, mehr für ihre Gesundheitsversorgung zu zahlen, und erwarten dafür kürzere Wartezeiten, die sicherste und modernste Medizintechnik sowie die beste Betreuung von erstklassigen Einrichtungen", erklärt Hach.

So erwarten die Experten, dass die Gesundheitsausgaben im südostasiatischen Raum bis 2020 auf 173 Milliarden Dollar steigen werden. Dabei würden auch private Krankenversicherungen immer stärker gefragt sein.

Hätten sie 2010 ein Volumen von rund drei Milliarden Dollar und einen Marktanteil von vier Prozent in dieser Region gehabt, so würden sie bis 2020 voraussichtlich einen Anteil von sechs Prozent erreichen.

Große Chancen für internationale Versicherungskonzerne

Die Marktentwicklungen im südostasiatischen Raum bieten internationalen Versicherungsunternehmen laut Roland Berger hervorragende Chancen. Vor allem Einzelpolicen blieben mit Schadensquoten von 30 bis 40 Prozent das profitabelste Segment.

Doch das stärkste Wachstum verzeichneten derzeit die Gruppenversicherungen, die sowohl von internationalen Konzernen als auch von lokalen Unternehmen und größeren Mittelständlern abgeschlossen würden. So erwarten die Experten, dass der Anteil der Gruppenversicherungen am Prämienaufkommen in Südostasien von 20 Prozent im Jahr 2010 auf bis zu 45 Prozent im Jahr 2020 zulegen könnte.

"Gruppenversicherungen wachsen seit zehn Jahren um mehr als 20 Prozent jährlich. In diesem boomenden Segment können sich internationale Krankenversicherungen am besten positionieren", sagt Roland Berger-Partner Kim Zun Gon.

"Denn internationale Anbieter verfügen über ein großes Know-how und langjährige Erfahrungen, wenn es darum geht, Gruppentarife zu gestalten und optimal zu managen."

Trotz der rasanten Nachfrageentwicklung sollten Versicherungsunternehmen ihre Tarife auf erschwinglichem Niveau halten, um das Wachstum auf den südostasiatischen Märkten nicht zu bremsen, raten die Unternehmensstrategen.

Umso wichtiger sei es, dass sie die Profitabilität ihres Portfolios im Blick behalten. Hier sollten Anbieter auf drei wesentliche Faktoren achten: Sie sollten mit den lokalen Dienstleistern im Gesundheitswesen eng zusammenarbeiten, die Schadensabwicklung verbessern und die betrieblichen Abläufe schlanker und effizienter gestalten.

"Kostenmanagement bedeutet nicht nur, Schadenskosten zu minimieren, sondern auch an die Prävention zu denken. So können Versicherer Rabatte und Höchstgrenzen für bestimmte Verfahren aushandeln oder Zweitgutachten im Falle von überhöhten Rechnungen verlangen", erklärt Berger-Partner Kim.

"Versicherungsunternehmen können das Thema sogar noch umfassender angehen und Krankheitsfrüherkennungssysteme, Prävention und einen gesünderen Lebensstil fördern sowie bessere Nachsorge anbieten." (maw)

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