Pflegevorsorge

Private Zusatzpolicen sind Ladenhüter

Das Thema Pflegebedürftigkeit treibt die Bevölkerung um, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Dennoch gibt es bislang eine große Zurückhaltung bei privaten Zusatzpolicen. Die PKV will nun mit neuen Lösungen aufwarten.

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Achtung, Krückstock droht. An Pflegevorsorge denken.

Achtung, Krückstock droht. An Pflegevorsorge denken.

© Oko / fotolia.com

KÖLN. Mehr als die Hälfte der Deutschen hält eine private Absicherung für den Pflegefall für notwendig. Damit sehen mehr Menschen in diesem Bereich Handlungsbedarf als in den anderen sozialen Sicherungssystemen.

Das zeigt eine aktuelle repräsentative Untersuchung, über die wir kurz vorab berichtet haben. Im Auftrag der Continentale Krankenversicherung hatte TNS Infratest im Juni dieses Jahres 1314 Personen ab 25 Jahren befragt, von ihnen waren 160 privat krankenversichert.

Angstszenario Pflegebedürftigkeit

In der Befragung haben 85 Prozent angegeben, dass sie vor einer möglichen Pflegebedürftigkeit Angst haben. Das ist mehr als vor Krankheit (83 Prozent), nicht ausreichender Rente (80 Prozent), Berufsunfähigkeit (70 Prozent) oder Arbeitslosigkeit (58 Prozent).

Ähnlich verhält es sich auch bei der Einschätzung der Notwendigkeit privater Vorsorge. Sie sehen 55 Prozent bei der Pflege, 53 Prozent bei der Altersvorsorge, 48 Prozent bei Krankheiten und 39 Prozent bei der Berufsunfähigkeit. Gefragt, welche Maßnahmen finanziell bei Pflegebedürftigkeit schützen können, nennen 69 Prozent Immobilien, 67 Prozent Pflegezusatzversicherungen und 60 Prozent Unfallversicherungen.

Eine private Pflegezusatzpolice hat bislang erst eine Minderheit abgeschlossen. Laut PKV-Verband besitzen drei Prozent der Bevölkerung eine Absicherung in Ergänzung zur gesetzlichen oder privaten Pflegepflichtversicherung.

"Vor nichts haben die Menschen so viel Angst wie vor der Pflegebedürftigkeit, aber gegen sonst nichts treffen sie so wenig Vorsorge", sagte der Vorstandsvorsitzende der Continentale Helmut Posch beim PKV-Forum des Versicherers in Köln.

In diesem Bereich sei offenbar noch viel Informationsarbeit nötig. Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis hat nach Einschätzung Poschs gesellschaftliche Ursachen. Es fehle an einer Vorsorge-Kultur, sagte er.

Auch bei Versicherern selbst bestehe Handlungsbedarf, räumte sein Vorstandskollege Dr. Christoph Helmich ein. "Marktweit gesehen finden wir bei dem Thema nicht den vernünftigen Zugang, den die Kunden verstehen." Die Unternehmen müssten sich verstärkt um Angebote bemühen, die den Bedürfnissen der Kunden entsprechen.

Ein Fünftel Policenverweigerer

In der Befragung haben 21 Prozent angegeben, dass sie nicht bereit sind, Geld für private Pflegezusatzversicherungen auszugeben. 74 Prozent würden bis zu 10 Euro im Monat bezahlen, für 60 Prozent liegt die Schmerzgrenze bei 25 Euro.

37 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wäre eine solche Police 50 Euro monatlich wert. 13 Prozent wären zumindest theoretisch bereit, bis zu 75 Euro zu bezahlen, 8 Prozent sogar noch mehr.

Die Menschen sehen allerdings eine Reihe von Gründen, die gegen eine Versicherung sprechen: Der wichtigste ist mit 61 Prozent die Befürchtung, dass der Versicherer im Ernstfall sowieso nicht zahlt. 59 Prozent finden, dass die Pflege durch Partner oder Angehörige eine Versicherung überflüssig macht, 58 Prozent sind die Policen zu teuer.

Mit 48 Prozent gibt fast die Hälfte das Geld lieber für andere Dinge aus, und 31 Prozent brauchen keine Versicherung, weil sie nach eigener Einschätzung genug Geld für die Pflege haben. (iss)

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