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Privatversicherte im Vorteil

Die privaten Krankenversicherer geben prozentual mehr Geld für Arzneien mit einem beträchtlichen Zusatznutzen aus als die GKV-Kasssen.

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KÖLN. Privatversicherte erhalten häufiger als Kassenpatienten neue Arzneien, denen der Gemeinsame Bundesausschuss einen beträchtlichen Zusatznutzen attestiert hat.

Im Jahr 2013 entfielen 16,2 Prozent des Umsatzes mit diesen Arzneimitteln auf Kunden der privaten Krankenversicherer (PKV), obwohl ihr Marktanteil nur 11,3 Prozent beträgt. Bei Medikamenten mit geringem Zusatznutzen hatte die PKV einen Anteil von 14,2 Prozent.

"Bei Medikamenten, deren Nutzenvorteil nicht nachgewiesen werden konnte, und die deshalb - wenn möglich - in eine Festbetragsgruppe eingeordnet werden, entspricht die Verordnungspraxis im Durchschnitt der in der GKV", heißt es in der aktuellen Untersuchung "Arzneimittelversorgung der Privatversicherten 2013" des Wissenschaftlichen Instituts der PKV.

Ihr liegt die Auswertung der Arzneidaten von 17 PKV-Unternehmen zugrunde, die 83 Prozent aller Vollversicherten repräsentieren.

Studienautor Dr. Frank Wild sieht die höheren Preise der meisten neuen Präparate im Vergleich zu Behandlungsalternativen als einen Grund für die Unterschiede zwischen GKV und PKV.

"Die vielfältigen Steuerungsinstrumente in der GKV setzen dem Arzt einen engen Rahmen, so dass bei der Therapieentscheidung auch Wirtschaftlichkeitsaspekte eine wesentliche Rolle spielen."

Auch die definierten Tagesdosen (DDD) belegen für Wild den Zusammenhang zwischen dem Preis eines Arzneimittels und dem PKV-Marktanteil. Bei den Mitteln mit Tagesdosis-Nettokosten von über 500 Euro hat die PKV einen Anteil von 15,7 Prozent, bei denen unter zehn Euro sind es 10,9 Prozent.

6,1 Prozent mehr für PKV-Versicherte

Im Jahr 2013 sind die Arzneimittelausgaben je Versicherten in der PKV um 6,1 Prozent gestiegen, die GKV verzeichnete ein Plus von 2,8 Prozent. Insgesamt gaben die Privatversicherer 2,6 Milliarden Euro für die medikamentöse Versorgung ihrer Kunden aus, 5,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der gesetzliche Herstellerrabatt hat in der PKV die Kosten um 204 Millionen Euro gesenkt.

Nach Wilds Ansicht gibt es für den Ausgabenanstieg mehrere Gründe: die zunehmende Etablierung von Biopharmazeutika als Standardtherapie, die Entwicklung neuer Therapiealternativen und die Zulassung teurer Onkologika.

Die geringere Einflussnahme auf das Verordnungsgeschehen in der PKV zeigt sich laut Wild aber nicht nur in der häufigeren Verordnung neuer Medikamente sondern auch im geringeren Generikaanteil.

"Privatversicherte gaben 2013 rund 822 Millionen Euro mehr für Arzneimittel aus, als wenn sie gesetzlich krankenversichert gewesen wären." (iss)

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