PKV

Steigende Therapiekosten bei HIV/Aids

Versicherte mit HIV/Aids kosteten die privaten Krankenversicherer 2014 im Schnitt je 19.895 Euro.

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KÖLN. Die privaten Krankenversicherer (PKV) verzeichnen eine steigende Zahl von Versicherten mit einer HIV-Infektion und damit verbunden höhere Behandlungskosten. Das zeigt eine Kurzanalyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP).

Sie basiert zum einen auf der jährlichen AIDS-Statistik des PKV-Verbands. Diese erfasst die bei den Vollversicherten bekannt gewordenen HIV-Fälle - das sind solche, bei denen Versicherte eine Rechnung für die ärztliche Behandlung oder Arzneimittelverordnungen eingereicht haben.

"Im Vergleich zur tatsächlichen Zahl der HIV-Infizierten in der PKV besteht daher eine gewisse Dunkelziffer", schreiben Verena Finkenstädt, Dr. David Bowles und Dr. Frank Wild in der Untersuchung.

Zum anderen beziehen sich die Wissenschaftler auf die ambulanten Arzneimittelverordnungen von 13 PKV-Unternehmen, die fast 70 Prozent der Privatversicherten repräsentieren.

Eine gewisse Unterschätzung?

Auch hier sei von einer gewissen Unterschätzung auszugehen, da Versicherte ohne Leistungsinanspruchnahme im jeweiligen Jahr nicht erfasst werden.

Nach der Analyse stieg die Zahl der Betroffenen von 2007 bis 2014 um 56,5 Prozent auf 8974. "Die Anzahl der Vollversicherten in der PKV hat im selben Zeitraum nur um 3,3 Prozent zugenommen."

Die mit der Erkrankung verbundenen Ausgaben der PKV-Unternehmen legten in der Zeit um 69,0 Prozent auf 178,5 Millionen Euro zu. Hier spiegle sich die stetig steigende HIV-Prävalenz in der PKV wider, so die Autoren.

"Ursächlich sind vor allem die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten." Je Versichertem nahmen die Kosten von 18.417 Euro im Jahr 2007 auf 19.895 Euro 2014 zu.

Übergewicht der männlichen Betroffenen

Die Auswertung zeigt ein klares Übergewicht der männlichen Betroffenen. "Während auf 100.000 männliche Versicherte in der PKV 136,8 Personen entfallen, denen im Jahr 2014 mindestens ein antiretrovirales Medikament verschrieben wurde, sind es auf 100.000 weibliche Versicherte 11,7 HIV-Patienten."

Das entspricht einem Verhältnis von 11,7 zu 1. "Der hohe Männeranteil wird nicht nur von der Epidemiologie von HIV in Deutschland, sondern auch von der Versichertenstruktur der PKV determiniert", heißt es.

60,1 Prozent aller Vollversicherten sind männlich. Die PKV hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil von HIV-Infizierten. So betrug im Jahr 2014 der Anteil je 100.000 Personen in der GKV 5,37, in der PKV waren es 7,70. Die Ergebnisse der WIP-Analyse sind nicht auf die GKV zu übertragen. (iss)

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