PKV

Wachstumskurs mit kleinen Dellen

Trotz Niedrigzins: Bei den Alterungsrückstellungen kann die PKV ihren Versicherten immer noch eine Verzinsung über drei Prozent bieten. Und auch bei den Beitragseinnahmen legte die Branche 2015 insgesamt leicht zu. Doch gerade das Kerngeschäft, die Krankenvollversicherung, sorgte für einen kleinen Wachstumsdämpfer.

Von Herbert Fromme und Ilse SchlingensiepenIlse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Trotz Niedrigzins: Bei den Alterungsrückstellungen kann die PKV ihren Versicherten immer noch eine Verzinsung über drei Prozent bieten.

Trotz Niedrigzins: Bei den Alterungsrückstellungen kann die PKV ihren Versicherten immer noch eine Verzinsung über drei Prozent bieten.

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BERLIN. Die privaten Krankenversicherer (PKV) mussten 2015 einen weiteren Rückgang bei der Anzahl der Vollversicherten hinnehmen.

In ihrem Kerngeschäft zählte die Branche Ende vergangenen Jahres 8,79 Millionen Personen im Bestand, das waren 0,5 Prozent weniger als 2014. Damals hatte die PKV bereits einen Rückgang um 0,6 Prozent zu verzeichnen.

Der Grund für die Entwicklung liegt nach Einschätzung des Direktors des PKV-Verbands, Dr. Volker Leienbach, vor allem darin, dass viele vorher Selbstständige ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis aufgenommen haben und sich bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern mussten. "Außerdem hat sich die Branche von Billigtarifen verabschiedet."

Leienbach geht davon aus, dass der Negativtrend nicht anhält. "Wir rechnen stark damit, wieder in die Positivlinie zu kommen", sagte er vor Journalisten in Berlin. Die Vollversicherung sei die Zukunft der Branche.

Zusätzlicher Pflegeschutz ist gefragt

Bei den Zusatzversicherungen verbuchten die PKV-Unternehmen 2015 einen Zuwachs um 1,7 Prozent auf 24,8 Millionen Policen. Überdurchschnittlich stark legten die Pflegezusatzversicherungen zu. Bei den staatlich geförderten Verträgen registrierte die Branche einen Zuwachs um 22,4 Prozent auf 683.500.

Die Zahl der nicht geförderten Pflegezusatzversicherungen nahm um 4,2 Prozent auf 2,6 Millionen zu. "Den Menschen wird zunehmend bewusst, dass die gesetzliche Pflegeversicherung im Pflegefall nur einen Teil der Kosten trägt und für die Betroffenen oder ihre Angehörigen ohne private Vorsorge eine Finanzierungslücke von oft mehr als tausend Euro im Monat bleibt", so Leienbach.

Die Prämieneinnahmen der PKV stiegen 2015 um 1,4 Prozent auf 36,8 Milliarden Euro. Dabei gab es in der Krankenversicherung ein Plus von 0,9 Prozent auf 34,6 Milliarden Euro, während die Pflegeversicherung um 9,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zulegte.

Hier schlägt das Pflegestärkungsgesetz I zu Buche: Die Ausweitung der Pflegeleistungen hatte eine Anpassung der Beiträge zur Folge.

Moderate Beitragsanpassung

Die Beitragsanpassungen in der PKV seien zuletzt "ausgesprochen moderat" gewesen, so Leienbach. Über die vergangenen acht Jahre habe das Beitragswachstum in der PKV im Schnitt zwei Prozent betragen, in der GKV seien es drei Prozent gewesen.

Die Versicherungsleistungen sind mit plus 4,1 Prozent auf 25,8 Milliarden Euro in 2015 erneut stärker als die Beitragseinnahmen der Versicherer gestiegen.

In der Krankenversicherung nahmen die Ausgaben um 4,0 Prozent auf 24,9 Milliarden Euro zu, in der Pflegeversicherung um 8,0 Prozent auf knapp 1,0 Milliarden Euro. Der PKV-Verband verweist mit Stolz auf den weiteren Anstieg der Alterungsrückstellungen, die sich um 6,2 Prozent auf 219 Milliarden Euro erhöht haben.

Auch in der Niedrigzinsphase hätten sich die Rückstellungen für die Privatversicherten um 12,8 Milliarden Euro erhöht, betonte Leienbach: "Das beweist die große Kompetenz und Sorgfalt der PKV-Unternehmen bei der Anlage der Versichertengelder."

Die Branche erzielte 2015 durchschnittlich 3,7 Prozent Nettoverzinsung.

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