PKV

Anstieg bei Heilpraktikerbehandlungen

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen die privaten Krankenversicherer 2016 bei den Leistungsausgaben eine geringere Steigerung. Die Beitragseinnahmen stiegen um 1,2 Prozent.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Privatversicherte fragen immer mehr Komplementärmedizin- und Heilpraktikerangebote nach.

Privatversicherte fragen immer mehr Komplementärmedizin- und Heilpraktikerangebote nach.

© photocrew / stock.adobe.com

KÖLN. Die Ausgaben der privaten Krankenversicherer (PKV) für die ambulante Arztbehandlung haben sich im vergangenen Jahr je Versicherten um 3,4 Prozent erhöht. Damit lag die Ausgabensteigerung bei den niedergelassenen Ärzten über dem allgemeinen Durchschnitt, war aber geringer als im Schnitt der ambulanten Leistungen.

Nach dem PKV-Rechenschaftsbericht 2016 verzeichneten die Versicherer insgesamt ein Plus von 3,0 Prozent bei den Leistungsausgaben je Versicherten. Das waren weniger als die 4,1 Prozent im Jahr zuvor. Den höchsten Zuwachs verzeichnete die Branche bei der Heilpraktikerbehandlung, die um 5,8 Prozent zulegte. Überdurchschnittliche Steigerungen gab es auch bei Arzneien und Verbandmitteln (plus 4,2 Prozent). Im Rechenschaftsbericht fasst der PKV-Verband die vorläufigen Geschäftszahlen seiner 48 Mitgliedsunternehmen zusammen.

Vollversicherung bleibt Hauptsäule

Im stationären Sektor stiegen die Ausgaben der PKV um 2,4 Prozent, bei den Zahnleistungen waren es 1,7 Prozent mehr. Über alles gaben die Unternehmen für die Versorgung ihrer Kunden und die Schadenregulierungskosten 26,5 Milliarden Euro aus, verglichen mit 25,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Der Hauptteil entfiel mit 25,5 Milliarden Euro nach 24,9 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung. Die Beitragseinnahmen wuchsen mit 1,2 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro weniger stark als die Ausgaben. In der Krankenversicherung verzeichnete die Branche einen Anstieg um 1,3 Prozent auf 35,1 Milliarden Euro, in der Pflegeversicherung sanken die Beitragseinnahmen um 0,5 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

Die Vollversicherung ist nach wie vor mit einem Anteil von 70,1 Prozent der wesentliche Umsatzträger der PKV-Anbieter. Hier nahmen die Beitragseinnahmen um 1,1 Prozent auf 26,1 Milliarden Euro zu.

Bei der Zahl der versicherten Personen musste die PKV in ihrem Kerngeschäftsfeld allerdings erneut einen Rückgang hinnehmen, der sich aber weiter verlangsamt hat. Ende 2016 hatten knapp 8,8 Millionen Personen eine private Vollversicherung, das waren 14.600 oder 0,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. "Im Neugeschäft geht es damit seit dem Tiefpunkt 2013 (minus 66.200) Jahr für Jahr kontinuierlich aufwärts", schreiben der Verbandsvorsitzende Uwe Laue und Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach im Vorwort zum Rechenschaftsbericht. Sie sehen weitere positive Zeichen: "Erstmals seit 2012 verzeichnete die Branche im zweiten Halbjahr wieder einen positiven Saldo im Nettoneuzugang."

Lage der PKV verbessert sich langsam

Nach Ansicht der Verbandschefs zeigt auch der Wechselsaldo zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung, dass sich die Lage der PKV langsam verbessert. Zwar gingen im vergangenen Jahr 1100 mehr Versicherte von der PKV in die GKV als in der umgekehrten Richtung. 2015 hatte der Saldo zu Lasten der Privaten aber noch 19.800 betragen.

Die Zahl der Privatversicherten in einem der "Sozialtarife" der Branche hat weiter zugelegt. Ende 2016 waren 47.300 im Standardtarif versichert, das waren 3,3 Prozent mehr als 2015. Der zum 1. Januar 2009 eingeführte Basistarif legte um 3,1 Prozent auf 30.300 Versicherte hinzu. Bei mehr als der Hälfte von ihnen (17.500) wurde der Beitrag wegen nachgewiesener Hilfebedürftigkeit halbiert. Das war eine Steigerung um 6,1 Prozent. Der Notlagentarif, in dem Versicherte landen, die trotz zweimaliger Mahnung ihre Beiträge nicht bezahlen, wuchs leicht um 0,6 Prozent auf 115.000.

Die von den Versicherten angesparten Alterungsrückstellungen nahmen um 5,9 Prozent auf 233 Milliarden Euro zu. Davon entfielen 200 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung und 33 Milliarden Euro auf die Pflegeversicherung.

Die Abschlussaufwendungen der Versicherer legten um 1,9 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Für die Verwaltung gaben sie 890 Millionen Euro aus, das waren 3,5 Prozent mehr als 2015.

5,8 %

Ausgabensteigerung verzeichnete die PKV-Branche im vergangenen Jahr gegenüber 2015 bei Heilpraktikerbehandlungen, wie aus dem jüngsten Rechenschaftsbericht hervorgeht.

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