Gesundheitsbericht

Chronisch kranke Patienten füllen Berlins Klinikbetten

Treptow-Köpenick ist in der Hauptstadt der Bezirk mit den schlechtesten Gesundheitschancen. Dieses Ergebnis zeigt der Gesundheitsbericht für Berlin.

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BERLIN. Ein Drittel aller Krankenhausaufenthalte bei Menschen unter 65 Jahren geht in Berlin auf das Konto von chronischen Krankheiten. Das ist ein zentrales Ergebnis des neuen "Basisberichts zum Gesundheitszustand der Berlinerinnen und Berliner und dem Gesundheitswesen", den die Senatsgesundheitsverwaltung Mitte Dezember vorgelegt hat.

125.000 Berliner wurden demnach 2011 aufgrund chronischer Erkrankungen in einem Berliner Krankenhaus stationär behandelt. Das waren 34 Prozent aller Behandlungsfälle bei unter 65-Jährigen. 1300 Frauen und 2200 Männer unter 65 Jahren starben an chronischen Krankheiten. Damit verursachten sie 64 Prozent der Todesfälle bei unter 65-jährigen Frauen und 54 Prozent der Todesfälle bei Männern dieser Altersgruppe.

Auch für Frühberentungen sind vor allem chronische Krankheiten die Ursache. Mit 3400 Zugängen waren sie für 83 Prozent aller Frühberentungen bei den Frauen verantwortlich. Bei den Männern gab es 2800 Zugänge. Dort gehen 78 Prozent der Frühberentungen auf chronische Erkrankungen zurück.

Gesundheitssenator setzt auf Prävention

Der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) setzt in diesem Zusammenhang auf Prävention. "Wir wollen die Berliner dazu ermutigen, noch mehr Verantwortung für die Erhaltung ihrer Gesundheit selbst zu tragen", so Czaja.

Mit Projekten wie der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit und dem Aufbau des Web-Portals Stadtplan Gesundheitsförderung will die Senatsgesundheitsverwaltung Gesundheitsförderung und Prävention als Handlungsschwerpunkt stärken.

Der Senator kündigte zudem ein Aktionsprogramm Gesundheit an, das die individuelle Prävention stärken und in den unterschiedlichen Lebenswelten Angebote der Gesundheitsförderung besser sichtbar machen soll. "Es ist wissenschaftlich gesichert, dass das eigene Gesundheitsverhalten die Entstehung chronischer Krankheiten maßgeblich mitbestimmt", so Czaja.

Chronische Erkrankungen sind das Schwerpunktthema des aktuellen Berichts. Darüber hinaus enthält er unter anderem Daten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung wie Lebenserwartung, Todesursachen, Pflegebedürftigkeit und Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen.

Lebenserwartung ist höher, als Umstände vermuten lassen

Erstmalig sind Kennziffern der Berliner Bezirke in Kurzprofilen zusammengefasst. Demnach ist nicht das als "Problembezirk" verrufene Neukölln, sondern Treptow-Köpenick der Bezirk mit der schlechtesten Sozialstruktur und den schlechtesten Gesundheitschancen. Der Bezirk hat den höchsten Anteil an Einwohnern ohne Schul- oder Berufsabschluss und den höchsten Anteil an Migranten. Auch die Armutsquote ist dort die höchste innerhalb Berlins.

Zugleich führt der Bezirk die Statistik für vorzeitige Todesfälle und vermeidbare Sterbefälle durch Lungenkrebs und Hypertonie an. Auch die Krebsneuerkrankungsrate bei tabakassoziierten Karzinomen ist die höchste in der Hauptstadt.

Dennoch ist die Lebenserwartung besser als in den meisten anderen Stadtteilen. "Das zeigt, dass ein differenziertes Herangehen nötig ist", sagte Dr. Sabine Hermann von Senatsgesundheitsverwaltung der "Ärzte Zeitung". Hier seien Gesundheitsexperten gefordert. (ami)

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