Rückständig oder bodenständig
Ärzte faxen am liebsten
Ob bei der Kommunikation über Sektorgrenzen hinweg oder mit anderen Praxen: Die meisten Arztbriefe laufen nach wie vor übers Fax. Die Telematikinfrastruktur könnte hier tatsächlich eine sicherere Alternative bieten.
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Von wegen E-Arztbrief: Die Mehrzahl der Ärzte setzt noch immer auf das Fax zur Kommunikation.
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In der Kommunikation zwischen Ärzten gibt es nach wie vor viele Medienbrüche. Das macht das Arbeiten mit Befund- oder Medikationsdaten von Fachkollegen nicht immer leicht. Vier Fünftel senden Arztbriefe an niedergelassene Kollegen via Fax.
Etwas mehr als 62 Prozent setzen zusätzlich noch auf den rein analogen Weg via Briefpost. Gerade einmal neun Prozent nutzen hierfür auch E-Mail-Dienste. Der elektronische Arztbrief (E-Arztbrief) ist hingegen erst bei rund vier Prozent im Einsatz.
Das zeigt eine gemeinsame Leserumfrage der Fachverlagsgruppe Springer Medizin, zu der auch die "Ärzte Zeitung" gehört, und der CompuGroup Medical (CGM), an der sich 513 Ärzte beteiligt haben.
Fast 70% nutzen Briefe
Bei der Kommunikation über Sektorgrenzen hinweg sieht es sogar noch schlimmer aus: Hier scheinen sich die Ärzte nämlich – wegen der fehlenden schnellen Kommunikationswege – eher beim Austausch der Daten zurückzuhalten.
So geben 64 Prozent an, sich mit Kliniken häufig via Fax auszutauschen. Fast 70 Prozent nutzen den traditionellen Postweg. Gerade einmal rund sechs Prozent stehen mit Kliniken im E-Mail-Verkehr, E-Arztbriefe an ein Krankenhaus versendet nur etwas mehr als ein Prozent.
Und das ist kein Problem ländlicher Regionen, in denen vielleicht die Infrastruktur mit schneller Internetanbindung fehlt. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer kommt aus der Großstadt, über 19 Prozent sind in einer Mittelstadt niedergelassen und immerhin noch circa 28 Prozent in einer Kleinstadt. Lediglich 26 Prozent arbeiten in einer Praxis auf dem Land.
Ärzte wollen Patientenakte
Dabei zeigen sich die Ärzte den digitalen Medien gegenüber durchaus aufgeschlossen: Rund 40 Prozent geben an, dass sie gerne eine sektorübergreifende elektronische Patientenakte nutzen würden. 53 Prozent würden zudem gerne auf elektronische Notfalldaten zugreifen.
Nach weiteren Wünschen an die künftigen E-Health-Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) gefragt, gaben mehrere Ärzte an, dass die elektronische Vernetzung mit Pflegeheimen hilfreich wäre.
Wie hier die TI– als einheitliche Datenautobahn im Gesundheitswesen – tatsächlich helfen könnte, die Medienbrüche zu überwinden, erklärt Andreas Koll, Leiter des Geschäftsbereichs Telematikinfrastruktur bei CGM, am Beispiel des E-Arztbriefes: "Der klassische Weg des ausgedruckten und per Post oder Fax versendeten Arztbriefes steckt voller Medienbrüche und möglichen Fehlerquellen. Praxen, die E-Arztbriefe sicher über die TI versenden, sparen sich die zeitfressenden administrativen Handgriffe und nach unseren Berechnungen damit im Schnitt ganze drei Arbeitstage im Quartal."
Faxen wird besser vergütet
Diese Zeitersparnis gleicht womöglich die bislang knapp bewertete Vergütung für den Versand elektronischer Arztbriefe aus. Der EBM bietet dem Sender nur 28 Cent. Für das Fax gibt es aber nach wie vor 55 Cent.
Die Königsdisziplin, die für 40 Prozent der Ärzte ein erstrebenswertes Ziel in der TI ist, ist die E- Patientenakte. "Das Einschränken von Doppeluntersuchungen schont nicht nur den Patienten, sondern auch unser Gesundheitswesen in Summe", so Koll.
Mit dem Online-Abgleich der Versichertenstammdaten stünden wir "erst ganz am Anfang der Möglichkeiten". Koll: "Wenn die Strukturen erst einmal geschaffen sind, wird die TI die Anwendungen nach vorne bringen, die Ärzten den Alltag erleichtern und die Patientenversorgung merklich und kontinuierlich verbessern: Über den Zugriff auf Vorerkrankungen, über den schnellen Austausch von aktuellen Befunden, den zeitnahen Erhalt von Entlassbriefen, den elektronisch geteilten Medikationsplan und den lebensrettenden Zugriff auf Notfalldaten."(reh)
Bestellmöglichkeit im Web
Ärzte, die frühzeitig den Anschluss an die TI wollen, finden auf der Website www.cgm.com/ wissensvorsprung neben umfangreichen Informationen um die TI jetzt auch eine konkrete Bestellmöglichkeit.