Urologen warnen

Hitzewellen setzen auch Nieren und Spermien zu

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) warnt mit Blick auf wiederkehrende Hitzeperioden vor einer langfristigen Zunahme urologischer Erkrankungen. Auch die Spermienqualität könnte leiden.

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Elektronenmikroskopische Aufnahme von Spermien.

Spermien (elektronenmikroskopische Aufnahme) mögen es nicht, wenn es zu warm wird.

© Joshua Resnick / Fotolia

Hamburg. Urologen rechnen mit Blick auf den Klimawandel mit mehr klimasensiblen Erkrankungen auch in ihrem Fachbereich. Sie schließen sich daher in einer Mitteilung den aktuellen Forderungen, unter anderen der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit sowie der Grünen, nach einem umfassenden Hitzeplan zum Schutz der Gesundheit an.

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„Die gesundheitlichen Folgen häufigerer Extremhitze und höherer Durchschnittstemperaturen beschränken sich nicht allein auf die Zunahme von Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Infektionserkrankungen. Sie erhöhen ebenso die Risiken für urologische Erkrankungen, angefangen bei Harnsteinen bis hin zu schweren Nierenschädigungen“, äußert sich dazu Professor Jens Rassweiler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) in der Mitteilung.

Mehr Harnsteine, Infektionen und schlechte Spermien?

Die Urologen führen verschiedene Aspekte dazu an. So begünstige eine hitzebedingte Austrocknung des Körpers zum einen durch einen veränderten Wasser- und Blutsalz-Haushalt und daraus folgender Volumendepletion und Hyperosmolarität die Steinbildung. Erste Daten der nationalen US-Wissenschaftsakademie wiesen bereits auf eine Ausweitung des hitzebedingten Nierenstein-Risikogürtels in nördlichere Breiten der USA hin.

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Zu Salzverlust und Abnahme des renalen Blutflusses komme eine maximale Stimulation des antidiuretischen Hormons (ADH) hinzu, um Wasser zu konservieren. Diese Mechanismen seien an der Entstehung einer akuten Nierenschädigung, kurz AKI (acute kidney injury), beteiligt, so die weitere Erläuterung der DGU. Und da die Wasserkonservierung wiederum über eine maximale Konzentrierung des Urins durch ADH erreicht werde, begünstige genau dieser dadurch reduzierte Urinfluss aufsteigende Infektionen im Harntrakt.

Daneben legten empirische Daten nahe, dass hitzebedingt auch Risiken für postoperative Wundinfektionen zunehmen könnten. Auch eine Beeinträchtigung der männlichen Zeugungsfähigkeit sei denkbar, da Hitze die Spermienqualität mindere, heißt es weiter.

Forschungsverbünde sollen Gesundheitsfolgen untersuchen

Die Evolution habe die Hoden des Mannes ja auch außerhalb der Körperhöhle platziert, da die dort zwei bis drei Grad niedrigere Temperatur gegenüber der Körperkerntemperatur von 37 Grad zu einer guten Samenqualität führe. Das Beispiel von Varikozelen (Krampfaderbruch) zeige, dass die dadurch erhöhte Temperatur im Hodensack nachweislich eine Zeugungsunfähigkeit begünstige, argumentiert die DGU. Dieses temperaturbedingte Krankheitsgeschehen bei der Varikozele lasse sich möglicherweise auch auf eine temperaturbedingte Steigerung der Infertilität als Folge des Klimawandels übertragen.

Für die Zukunft regt die DGU interdisziplinäre Forschungsverbünde an, um die Einflüsse der Erderwärmung auf Erkrankungen des Harntraktes und der männlichen Geschlechtsorgane wissenschaftlich zu belegen. (run)

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