Centrum für Reisemedizin

Warnung vor Vibrionen-Infektion beim Baden in Ost- und Nordsee

In heißen Sommern können sich Vibrionen in Nord- und Ostsee vermehren. Urlauber sollten daher wachsam bleiben und bei entzündeten Hautverletzungen einen Arzt aufsuchen.

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Vibrionen sind Bakterien, die mäßig bis stark salzbedürftig sind (hier zu sehen: Vibrio cholerae).

Vibrionen sind Bakterien, die mäßig bis stark salzbedürftig sind (hier zu sehen: Vibrio cholerae).

© CAVALLINI JAMES / BSIP / picture alliance

Berlin. Das CRM Centrum für Reisemedizin warnt vor Vibrionen in Ost- und Nordsee, die sich dort in heißen Sommern stark vermehren und zu schweren Infektionen führen können. Badegäste mit ersten Anzeichen für eine Infektion sollten einen Arzt aufsuchen.

Bei Vibrionen handelt es sich um Bakterien, die mäßig bis stark salzbedürftig sind, erinnert das CRM. In der Ost- und Nordsee, vereinzelt auch in leicht salzhaltigen Binnengewässern, kommen vor allem die sogenannten Nicht-Cholera-Vibrionen als Bestandteil der natürlichen Bakterienflora vor. Bei Wassertemperaturen über 20°C und einem Salzgehalt von 0,5 bis 2,5 Prozent vermehren sie sich stark.

„Diese Bedingungen liegen in warmen Sommern an der Ostsee mit einem Salzgehalt von 0,8 Prozent vor“, wird Professor Tomas Jelinek in einer Mitteilung des CRM zitiert. Der Salzgehalt der Nordsee liege zwar höher, gerade an Flussmündungen gäbe es auch hier ideale Bedingungen für ein vermehrtes Bakterienwachstum.

Vereinzelt Ohrinfektionen bei Kindern

Die Nicht-Cholera-Vibrionen gelangen beim Baden oder Waten im Wasser über nicht-verheilte Wunden oder im Wasser entstandene Hautverletzungen in den Körper. Bei Kindern wurden vereinzelt auch Ohrinfektionen beobachtet.

„Prinzipiell ist auch eine Infektion möglich, wenn man kontaminierte Meerestiere verarbeitet und sich dabei verletzt oder rohe beziehungsweise halb gare Austern, Muscheln, Krabben oder Fische verzehrt“, so der Reisemediziner. Letzteres könne zu schweren Magen-Darm-Infektionen bis hin zur Sepsis führen. Diese Fälle kämen aber ausschließlich in wärmeren Klimazonen als Deutschland vor und wurden bislang von der Nord- und Ostseeküste nicht berichtet.

„Vibrionen-verursachte Wundinfektionen rufen vergleichsweise starke Schmerzen hervor, die angesichts der sichtbaren Wunde als übertrieben empfunden werden“, berichtet Jelinek weiter.

Dieses erste Anzeichen gelte es unbedingt ernst zu nehmen und einen Arzt aufzusuchen. Denn im weiteren Verlauf können Fieber, Schüttelfrost bis hin zu einer Sepsis auftreten.

Ohne adäquate Behandlung führten die Bakterien bei schweren Verläufen zum Absterben von Gewebe und zur Bildung von Hautgeschwüren, die schlimmstenfalls eine Amputation betroffener Gliedmaßen erforderlich machen oder gar zum Tod führen könnten.

Infektionsrisiko und Vorbeugung

„Wie viele Menschen sich in den vergangenen Jahren an Ost- und Nordsee infiziert haben, wissen wir nicht. Erst seit dem 20. März dieses Jahres ist eine Infektion mit humanpathogenen Vibrionen-Spezies in Deutschland namentlich meldepflichtig“, erläutert Jelinek, „Das Land Mecklenburg-Vorpommern nennt seit 2003 insgesamt 53 Erkrankungen, darunter neun Tote.“

Zu den Risikogruppen gehören ältere, immungeschwächte Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Leber-, Herz- oder Krebserkrankungen. „Diese sollten sich generell am Badeort informieren und vom Baden in Gewässern mit vermutetem oder bestätigtem Vorhandensein von Vibrionen absehen“, so Jelinek. „Für alle anderen gilt: Nach dem Baden im Meer sollten entzündete Hautverletzungen umgehend ärztlich untersucht werden!“ (eb)

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