Abdominelle Beschwerden

Wo der Bauchschmerz sitzt, kann Hinweis auf Ursache geben

In welcher Region des Abdomens genau die Schmerzen von Patienten mit Bauchweh liegen, kann auf die erkrankten Organe hindeuten. Zu hoch bewerten sollte man die Indizien, die sich aus der Lokalisation ergeben, aber besser nicht.

Von Robert Bublak Veröffentlicht:
Wo genau tut‘s weh? Forscher haben untersucht, was sich aus den Antworten von Patienten mit Bauchschmerzen schließen lässt.

Wo genau tut‘s weh? Forscher haben untersucht, was sich aus den Antworten von Patienten mit Bauchschmerzen schließen lässt.

© Martin Dimitrov / Getty Images / iStock

Saga / Japan. Abdominelle Schmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden von Patienten in der Allgemeinpraxis. Die Ursachen reichen von harmlosen Unpässlichkeiten bis hin zu Erkrankungen, die eine notfallmäßige Operation erforderlich machen.

Angesichts dessen leuchtet es ein, dass eine rasche Abklärung von Bauchschmerzen nottut. Die genauesten Aufschlüsse gibt vermutlich die Computertomografie. Doch die ist ersten nicht überall sofort verfügbar. Und zweitens gilt es auch, überflüssige Strahlendiagnostik zu vermeiden.

Japanische Studie mit 3000 Patienten

Zumindest in manchen Fällen gibt die Art und Lokalisation der Schmerzen recht verlässliche Hinweise auf die Ursache – etwa im Fall des Appendizitisverdachts, der sich mit Druck- und Loslassschmerz beispielsweise am McBurney-Punkt wenn schon nicht beweisen, so doch erhärten lässt.

Wie es ganz allgemein um den Zusammenhang zwischen Schmerzlokalisation am Abdomen und beteiligten Organen steht, haben japanische Allgemeinmediziner um Shun Yamashita von der Universitätsklinik in Saga untersucht (BMJ Open 2020; 10:e034446).

An ihrer prospektiven Beobachtungsstudie waren knapp 3000 ambulante Patienten mit Bauchschmerzen beteiligt. Berechnet wurde, wie verlässlich eine bestimmte Schmerzlokalisation mit Erkrankungen spezifischer Organssysteme assoziiert war. Die mit allen nötigen Instrumenten erzielte Abschlussdiagnose diente als Referenz.

Durchaus brauchbare Hinweise

Einige Schmerzlokalisationen lieferten durchaus brauchbare Hinweise auf die erkrankten Organe. Sortiert nach absteigender Verlässlichkeit waren das:

  • linke Flanke bei dermatologischen Ursachen (vor allem subkutane Abszesse, Granulome oder Herpes zoster);
  • rechts unter dem Rippenbogen: Leber und Gallengangssystem (vor allem Cholezystitis, Cholangitis, Choledocholithiasis);
  • rechte Flanke: Harntrakt (vor allem Urolithiasis);
  • mittlerer Unterbauch: Intestinum (vor allem Gastroenteritis, Enteritis, Obstipation);
  • rechts unter dem Rippenbogen: muskuloskeletale Ursache (vor allem Prellung, postoperative Schmerzen, Myalgie);
  • epigastrisch: Speiseröhre, Magen, Duodenum (vor allem Gastroenteritis, Refluxösophagitis, Barrett-Ösophagus);
  • linke Flanke: Harntrakt (vor allem Urolithiasis).

Assoziationen nicht allzu sicher

Allzu sicher sollte man sich der Assoziationen freilich nicht sein. Die positiven Likelihood-Ratios – sie geben an, um wievielmal häufiger das Symptom bei Kranken als bei Gesunden auftritt – lagen zwischen 4,14 und 2,16.

Gegenüber der Prätest-Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung eines bestimmten Organs oder Organsystems steigt die Postestwahrscheinlichkeit bei Vorliegen entsprechender Schmerzen damit laut Yamashita um 15–25 Prozent.

Ähnliches galt für die negativen Likelihood-Ratios; sie geben an, wievielmal wahrscheinlicher ein negatives Testergebnis bei Kranken eintritt als bei Gesunden. Hier lagen die Werte zwischen 0,40 und 0,80. Fehlt also der Schmerz an entsprechender Stelle, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung assoziierter Organe um rund 15 Prozent.

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